Nicht zuhause zu sein, in der Ferne zu wohnen, zerstreut zu sein unter die Völker: das sind von nun an Grunderfahrungen, die das jüdische Volk in seinem kollektiven Bewusstsein prägen. Die Reformulierung des Bestandes an mündlichen und schriftlichen Überlieferungen der Religion, eine neue Konzentration des Jahwe-Glaubens auf seine zentralen Inhalte, ein identitätsstiftender Aufbruch im Miteinander der Glaubensgemeinschaft. In nur 50 Jahren Exil ist ein beschleunigter Lernvorgang zu beobachten, der es dem jüdischen Volk ermöglichte, sein Überleben zu sichern und seine Lebendigkeit zu aktualisieren.
Man muss die heutige Situation von Kirche und Pastoral nicht mit einem solchen Schreckensszenario vergleichen, und doch wächst die Einsicht, dass es neue, kreative Lernprozesse braucht, um in einer Situation mitten unter den Völkern, fernab kirchlich-religiöser Selbstverständlichkeiten, nicht in depressive Resignation zu verfallen und an den Stränden von Babel dem Alten hinterher zu trauern und vergangene Zeiten zu glorifizieren.
Termin:
26.04.- 30.04.2004