Dieburg ist schon seit dem Mittelalter das Ziel frommer Pilger. Es hatte bereits 1232 eine Marienkapelle. Bis zum heutigen Tag wird unsere große, geräumige Wallfahrtskirche noch im Volksmund „Kapelle" genannt. So hat sich der Name der einstigen kleinen Marienkapelle, die ja Ausgangspunkt unserer Wallfahrt ist, auf das große, über die Jahrhunderte immer weiter gewachsene Gebäude übertragen. Das Wort „Gnadenkapelle" deutet auf die vielen Gebetserhörungen und auf die Fürsprache Mariens hin. Weitere Informationen zur Geschichte der Wallfahrt finden Sie weiter unten auf dieser Seite.
Obwohl die Dieburger Gnadenkapelle von April bis Oktober das Ziel vieler Wallfahrtsgruppen ist, ist die Hauptwallfahrtszeit doch der September.
Unser Wallfahrtsladen direkt neben der Gnadenkapelle öffnet gerne nach Absprache mit dem Pfarrbüro für Sie. Durch Rampen ist er auch barrierefrei zugänglich.
Wallfahrt im September
Jedes Jahr findet am 7. September, dem Vorabend des Festes Mariä Geburt, zur Eröffnung der "großen Wallfahrt" am nächsten Tag ein Festgottesdienst mit anschließender Lichterprozession am Außenaltar statt. Zum Fest Mariä Geburt findet dann morgens ein weiterer Festgottesdienst und nachmittags eine Marienandacht statt, zu denen jährlich Pilger von nah und fern nach Dieburg kommen.
Seit einigen Jahren findet am Freitag nach Mariä Geburt ein Jugendgottesdienst in den Abendstunden statt, an den sich sonntags die traditionelle Stadtwallfahrt erneut mit Festgottesdienst und Marienandacht anschließt.
Alle Gottesdienste zu den Wallfahrten finden Sie in der Liste rechts (in der Mobilansicht unten) oder dem aktuellen Wallfahrtsplakat oben, bzw. rechts (in der Mobilansicht unten) auf dieser Seite.
Kurzer Abriss der Dieburger Wallfahrtsgeschichte
Die Anfänge der Marienverehrung gehen in Dieburg bis in das 13. Jahrhundert zurück. Bürger der Stadt erbauten damals neben der durch einen Brand zerstörten Pfarrkirche in der Altstadt eine Marienkapelle, die am 15. August 1332 im Auftrag des Mainzer Erzbischofs Siegfried III. von Eppstein eingeweiht wurde.
Es ist zwar nicht überliefert, doch anzunehmen, dass in dieser Kapelle bereits ein Muttergottesbild verehrt wurde. Dafür spricht, dass 1332 ein Benefizium in der Absicht gestiftet wurde, "den Gottesdienst in der Kapelle der glorreichen Jungfrau und Gottesmutter Maria durch feierliche Abhaltung von heiligen Messen zu pflegen und zu mehren".
Diese Marienverehrung wurde durch die Franziskaner, die in der Innenstadt ihr Kloster hatten, in besonderer Weise gefördert.
Das heutige Gnadenbild, nach Auffassung von Kunstsachverständigen "eine der hervorragendsten Pietadarstellungen, die es gibt", wurde etwa um 1420 von einem unbekannten Meister geschaffen und 1491 von dem Mainzer Weihbischof Erhard geweiht. In der Weiheurkunde heißt es; "Um die Andacht und Verehrung der Gläubigen gegen die seligste Jungfrau Maria an ihren Festen zu belegen und zu vermehren, ist ein vierzigtägiger Ablass verliehen worden".
Mit dieser Weihe des Gnadenbildes und dem damit verbundenen Ablass erfuhr die Marienverehrung einen deutlichen Aufschwung.
Das Gnadenbild hatte in der Muttergotteskapelle seinen ersten Standort; später wurde es in die neu erbaute und erweiterte Kirche überführt. Wie alte Archivbelege zeigen, wurden dort von dieser Zeit an die Marienfeste besonders feierlich begangen.
In den religiösen Wirren des 16. Jahrhunderts ließ der Eifer in der Verehrung der schmerzhaften Mutter Gottes sehr stark nach. Noch schlimmer wurde es in den Zeiten des 30-jährigen Krieges, als die außerhalb der Stadtmauern liegende ungeschützte Kirche von durchziehenden Truppen wiederholt heimgesucht und zerstört wurde. In einem Beleg von 1626 heißt es, "dass die Kapelle gänzlich zerfallen und ruiniert war". Das Gnadenbild hatte man in die ehemalige Franziskanerkirche innerhalb der Stadt, die inzwischen Pfarrkirche geworden war, überführt.
Bald nach dem Ende der Kriegswirren gründeten die Kapuziner gegenüber der "Kapelle" eine Niederlassung, was sich überaus segensreich auf das religiöse Leben in Dieburg auswirken sollte. Sie ließen die Verehrung der Gottesmutter mit großem Erfolg wieder neu aufleben.
1659 hatte eine wundersame Lichterscheinung, bei der "die capellen in hellem Schein" zu sehen war, großes Aufsehen erregt. Sie wiederholte sich 1666 noch einmal, verbunden mit einem "wunderbaren Engelsgesang, der volle drei Stunden lang" bei der Kirche gehört und von vielen Zeugen bestätigt wurde. In der Chronik heißt es: "Diese merkwürdigen Ereignisse waren es, die beim christlichen Volk weit und breit einen wunderbaren Eifer in der Verehrung des Dieburger Gnadenbildes hervorbrachten". Die Wallfahrten, auch aus entfernten Gegenden, nahmen stark zu.
Unter Pfarrer Johann Casper Diemer, der von 1670 bis 1679 Pfarrer von Dieburg war und der sich um den Aufschwung und die Erneuerung der Dieburger Wallfahrt sehr verdient gemacht hat, wurde das Fest Maria Geburt am 8. September als großer Wallfahrtstag festgesetzt.
Nachdem Erzbischof Friedrich Karl von Ostein 1749 den neuen Hochaltar für die "Kapelle" gestiftet hatte, bekam die Pieta in einer Nische über dem Tabernakel den Platz, den sie auch heute noch innehat.
"Ab dieser Zeit", so heißt es in der Chronik, "hat die Wallfahrt zur schmerzhaften Muttergottes von Dieburg viele Pilger aus nah und fern angezogen"; sie verlief regelmäßig ohne nennenswerte Unterbrechungen bis in die Zeit des Dritten Reiches, wo man mit allerlei Schikanen und Auflagen die Wallfahrten zu stören versuchte.
Doch die Pilger ließen sich nicht von "ihrer Wallfahrt" abbringen, sodass man selbst 1944 nahezu 6000 Gläubige, die zum größten Teil von auswärts kamen, zählen konnte.
Viele Menschen, die nach den Wirren des 2. Weltkrieges ihre alte Heimat verloren hatten, suchten Trost bei der schmerzhaften Muttergottes von Dieburg. So kam es, dass der Mai für die Heimatvertriebenen zum Wallfahrtsmonat wurde.
Der 8. September aber wird seit Kriegsende als Tag der "großen Wallfahrt" unter großer Teilnahme von Pilgern aus der näheren und weiteren Umgebung gefeiert, wobei die Lichterprozession am Vorabend von Maria Geburt ein besonderer Höhepunkt ist.
Hans Dörr - Dieburger Marienlob - Ausgabe 2011