„Trauer ist keine Krankheit und kein Zeichen von Schwäche. Sie dient zu etwas und sie darf sein.“ Mit diesen Worten machte Ralph Messer vom Zentrum für Trauerseelsorge in Frankfurt Trauernden und ihnen nahestehenden Menschen Mut, sich dem Thema Trauer zu stellen. Er sprach beim Informationsabend zum Thema „Trauer – was es ist und was guttut“, zu dem die Projektgruppe Sozialpastoral im Pastoralraum Wetterau-Nord eingeladen hatte.
Über 20 Personen waren der Einladung ins Butzbacher Gemeindehaus gefolgt. Unter ihnen waren Betroffene, ihre Freunde oder Angehörigen und auch andere, die sich für das Thema interessierten. Messer sprach über verschiedene wissenschaftliche Theorien zur Trauer und darüber, was Menschen in dieser Situation guttun kann. Zunächst definierte er Trauer als einen normalen, gesunden und notwendigen Prozess der Verarbeitung von einschneidenden Verlusten. Trauer diene zur Bewältigung von Verlusterfahrungen. Sie sei höchst individuell und äußere sich auf ganz unterschiedliche Weise. „Nach heutiger Forschung folgt sie keinen festen Abläufen oder allgemeingütigen Stufen. Man spricht heute eher vom ganz normalen Chaos der Trauer oder von Liebe in ihrer wildesten Form. Trauer ist erinnernde Liebe.“ Damit räumte er einerseits mit älteren Theorien auf, in denen die Trauer immer in bestimmten Stufen ablaufe. Zugleich machte er den Trauernden Mut, ihre individuelle Form zu leben und sich nicht von Ratschlägen wie „Irgendwann muss es doch auch mal gut sein“ oder „Geh doch mal wieder unter Leute“ unter Druck setzen zu lassen. Wie viel Zeit die Trauer brauche, sei individuell sehr verschieden.
Messer stellte moderne Theorien vor, die von „Gezeiten der Trauer“ sprechen mit bestimmten Phasen etwa der Suche nach neuen Wegen nach einem Leben ohne den Verstorbenen oder einer Phase der Hoffnung, die jedoch nicht nacheinander ablaufen, sondern chaotisch immer wieder abwechselnd kommen und gehen und individuell sehr unterschiedlich sind. Er gab Hinweise, wie nahestehende Menschen oder auch die Gemeinden Betroffene unterstützen können. Laut Studien wünschen sich Trauernde vor allem Menschen, die zuhören, die ihre Situation akzeptieren und den Austausch mit anderen Betroffenen. Als sehr verletzend empfinden viele das Totschweigen des Themas. Darum gehe es darum, den Kontakt herzustellen, behutsam das Schweigen zu brechen, zuzuhören, immer wieder auf die Trauernden zuzugehen, praktische Hilfen anzubieten und ihnen Zeit zu lassen. Je nach Situation könne es helfen, die Äußerungen zu strukturieren, Erfahrungen anderer und Wissen zum Thema einzubringen, zu ermutigen und auch Stille zuzulassen. Die Kirche könne den Glauben als Ressource anbieten, müsse aber auch darauf achten, „den Schmerz nicht vorschnell mit der Auferstehungsbotschaft platt zu machen“.
Trauernde erzählten von ihren Erfahrungen, und in Kleingruppen wurde das Thema weiter diskutiert. Messer stellte auch die vielfältigen Varianten der Angebote des Zentrums für Trauerseelsorge des Bistums Limburg vor. Die Projektgruppe Sozialpastoral will im Pastoralraum Wetterau-Nord, zu dem die katholischen Gemeinden in Bad Nauheim, Butzbach, Gambach, Münzenberg, Nieder-Mörlen, Ober-Mörlen, Oppershofen und Rockenberg gehören, ein gemeinsames Angebot entwickeln, das sich an interessierte Trauernde – unabhängig von deren Religion und Weltanschauung – richtet. Wer Interesse hat, bei dem neuen Angebot mitzumachen oder wer Anregungen dazu hat, kann sich an Gemeindereferentin Monika Schuck-Purpus, Mobil 0171/4700562, E-Mail monika.schuck-purpus@bistum-mainz.de wenden.