Schmuckband Kreuzgang

ÖEWK – MERK-WÜRDIGES und AN-STÖSSIGES (10)

Unser täglich Brot gib uns heute!

Brot teilen (c) Bild: Martha Gahbauer In: Pfarrbriefservice.de
Brot teilen
Datum:
Mi. 13. Juli 2022
Von:
Für das Team des Ökumenischen Eine-Welt-Kreises: Gertrud Aulbach

In jedem Vaterunser bitten wir „Unser täglich Brot gib uns heute!“. Als Kind und Jugendliche in den Siebziger und Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts dachte ich bei dieser Bitte meist an arme Menschen in der sog. „Dritten Welt“ oder an die Erzählungen meiner Eltern aus den Hungerjahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit mir und meiner Realität im wohlhabenden Hessen der Gegenwart hatte dies nichts zu tun. Manch eine in meinem Umfeld hatte eher den gesundheitsschädlichen Überfluss im Blick.

Heute verstehe ich diese Bitte als Aufforderung an uns. Wenn wir bitten „Unser täglich Brot gib uns heute!“, ist dies die Aufforderung, nur nach UNSEREM Brot zu streben, nach dem Anteil, der uns zusteht, den wir benötigen, um satt zu werden. Es ist die Aufforderung nicht auf Kosten der anderen zu konsumieren.

Auch geht es um das TÄGLICHE Brot, das wir HEUTE brauchen – Vorratshaltung, Horten und Absichern der eigenen Zukunft zum Nachteil anderer ist hier nicht gemeint.

Und wir beten nicht „MEIN täglich Brot gib MIR heute“ sondern UNSER täglich Brot … Das weitet meinen Blick, lenkt ihn von meinen persönlichen Bedürfnissen hin zur Menschheitsfamilie – zu den Menschen im globalen Süden, zu den Menschen, die bei uns inmitten unseres Wohlstandes Mangel leiden, aber auch zu den Menschen, die nach uns leben werden.

Dieser Aufforderung komme ich nach, wenn ich mich für fairen Handel engagiere. Die Produkte des fairen Handels werden unter menschenfreundlichen Bedingungen hergestellt mit dem Ziel, den Produzenten im globalen Süden ein verlässliches Auskommen in Würde zu sichern. Ihre umweltfreundliche Produktion berücksichtigt, dass auch unsere Kinder und Enkel noch ihr tägliches Brot essen möchten.