Am 5. Oktober besuchten achtzehn Orgelinteressierte unseren Orgelbauer Kilian Gottwald in Kirchhain. Wir wurden schon am Bahnhof von ihm empfangen und spazierten gemeinsam durch die Fußgängerzone zu seiner Werkstatt.
Ein kurzer Blick ins Lager mit fachmännischen Erläuterungen zur Lagerung von Hölzern ließ uns erahnen, welche hohen Qualitätskriterien unser Orgelbauer an die Rohmaterialien legt.
Von dort ging es weiter in die Werkstatt, wo einige Register und die Laden unserer Orgel in unterschiedlichen Baustufen auf uns warteten.
Herr Gottwald erklärte mit viel Humor und noch mehr Expertise die Entstehung aller Teile unseres Instruments - auf Nachfragen auch bis ins Detail. So erfuhren wir mit großem Respekt von den unglaublich komplizierten Beschaffungsprozessen für kleine Metallwinkel, wenn man nicht die neue, billige Standardlösung mit Plastiklagern verwenden möchte, sondern die seit jeher bewährte Ledervariante (wird bei uns eingebaut).
Was macht den Unterschied zwischen einem normalen Instrument und einem Werk auf höchstem handwerklichen und künstlerischen Niveau, bei dem der Erbauer sich auch über die letzten Details Gedanken gemacht hat? Zum Beispiel die Wahl des Holzes für das Notenpult. Eines der beiden gespaltenen Bretter im Foto rechts wird dafür Verwendung finden. Das mag jetzt eher grotesk wirken. Aber diese Ahornstämme sind so gewachsen, dass sie eine feine Maserung über Jahrzehnte entwickelt haben, die dann ein natürliches und faszinierendes Muster bilden wird. Dieses Holz war ein besonderes Fundstück und hat seinen Preis.
Die Pedallade im Vordergrund des Bildes ist in ihrer ersten und untersten Schicht zu sehen. Die länglichen Luftkanäle sind die Tonkanzellen, in denen der Wind für alle Register bei gedrücktem Pedal strömt. Die daraufgelegte Querlatte zeigt die Lage der Pfeifen für die einzelnen Register an. So weit, so einfach. Bis wir die weiteren Schichten der Laden erläutert bekamen.
Die Schwellwerkslade im Bild links hat zwei weitere Schichten Bretter. Darin fließt der Wind aus den Kanzellen zu den Pfeifen. Nur sind diese unterschiedlich groß und breit. Daher passt nicht jede Pfeife an ihren Ort über der Kanzelle. Der große Plan zeigt die gefrästen Kanäle für viele unserer ca. 1.400 Pfeifen.
Der faszinierendste Teil war vielleicht, als Herr Gottwald live eine Pfeife für uns intonierte (s.u.): mit Zuschnitt, Aufschnitt, Überblaslöchern und Kernstichen, bis aus einem lispelnden Pfeifchen ein wunderschöner Querflötenton geworden war. Wenn man genau hinschaut, kann man die klangliche Entwicklung an den Ge-sichtern ablesen.
Mit großem Respekt und Hochachtung vor Herrn Gottwald als Erbauer unseres so komplexen Instruments ließen wir unsere beeindruckenden Impressionen gemeinsam im Gasthaus zur Sonne bei einem gemeinsamen Mittagessen ausklingen.