Prophetin auf vier Pfoten

oder: Was uns eine kleine Katze zu sagen hat

Kirchenkatze (c) Pfarrer Dr. Peter Eckstein
Kirchenkatze
Datum:
Di. 1. Aug. 2023
Von:
Maria Lorenz

Wir staunten nicht schlecht, als am vergangenen Samstagnachmittag in der verschlossenen Kirche eine kleine schwarze Katze auftauchte. Sie hatte sich auf den Teppich vor dem Altar zusammengerollt. Auf einmal konnte ich die merkwürdigen Spuren deuten, die mir schon am Vortag aufgefallen waren: durchwühlte Blumentöpfe und ausgegrabene Steinchen, die den unteren Rand der Glassteinfassade im Altarraum säumen. Das aber bedeutete zugleich: Das Tier hatte wenigstens einen Tag lang nichts gefressen und getrunken. Als ich einen Napf mit Wasser in die Kirche brachte, war das Kätzchen verschwunden, wohl durch die Kirchentür, dachte ich, die ich vorsorglich geöffnet hatte. Jedoch zur Vorabendmesse war sie wieder da. Genauer gesagt: Sie war nie weg. Sie hatte sich unter einer Kirchenbank verkrochen und war auf dem dunklen Boden kaum zu erkennen.

Jetzt sauste sie in einen Schlupfwinkel hinter dem Klavier. So entschlossen wir uns, sie nicht weiter zu belästigen. „Sie könnte ja trächtig sein“, dachten wir. Nach der Messe organisierte ein Gemeindemitglied noch etwas Futter. Wir verständigten unser ortsansässiges Tierheim, die Kellerranch, und waren für die Zusage dankbar, sie am nächsten Sonntagmorgen dorthin bringen zu können. Ein Gemeindemitglied hinterließ 100 Euro als Spende, um deren Kosten ein wenig aufzufangen. So verschloss ich alle Türen und Fenster, um die Katze in Sicherheit zu wissen.

Leider nahm die Geschichte kein schönes Ende. Eine Nachbarin, die für den Transport ihre Hilfe angeboten hatte, und ich fanden am Sonntagmorgen die Kirchen-, die Sakristei- und die Außentür zum Pfarramtsbereich sperrangelweit geöffnet vor. Die Katze war weg. Auch wenn es die Verursacher mit der Idee, einen Weg nach draußen zu eröffnen, wohl gut gemeint haben – hätten sie das nicht vorher absprechen können? Was in den gänzlich unbeaufsichtigten Räumen sonst noch alles hätte passieren können, will ich mir gar nicht erst ausmalen.

Genau hier liegt der Unterschied zwischen Kooperation und eigensinnigem „Einfach – machen.“ Mit entsprechendem Ergebnis. Die Besitzer des Tieres, wahrscheinlich aus Gräfenhausen, waren durch die Kellerranch schon ermittelt! Das Happy End – zum Greifen nahe, - hat aber nicht stattfinden können. „Alles für die Katz'“, - leider auch im übertragenen Sinne.

Und dann gab es doch noch ein gutes Ende: Nach dem Artikel im Wochenkurier meldete sich eine Nachbarin mit der erfreulichen Nachricht, dass die Katze - die sich als Kater entpuppte - noch in der Nacht zum Sonntag in ihrem Zuhause nur eine Straße weiter aufgetaucht ist.

 

Peter Eckstein