Die Sehnsucht nach heiler Welt, die mit dem Weihnachtsfest verbunden ist, wird in Frage gestellt. Das trifft tiefgläubige wie auch säkulare Menschen. Weihnachten erscheint - anders als Ostern - wie eine Projektionsfläche aller menschlichen Wünsche nach "Frieden auf Erden den Menschen seines (Gottes) Wohlgefallens" (Lukas-Evangelium 2, 14). Im Grunde ist es gut, wenn tiefgläubige wie säkulare Menschen sich anstrengen möchten, das Weihnachtsfest - in diesem Jahr 2020 - zu retten. Doch eines kann uns beruhigen, wenn wir den Geist Gottes halbwegs ernst nehmen: die Menschwerdung will uns retten oder zum Zeichen des Heils werden.
Schauen wir auf den Rahmen der Weihnachtsgeschichte, liegt darin nüchtern betrachtet kein Idyll, sondern die Zumutung der Erbärmlichkeit. Gott wirkt der menschlichen Zerbrechlichkeit oder Verzweiflung entgegen. In der Geburt Jesu kann das emotional oder nüchtern betrachtet deutlich werden. Dieses "geistlich" anzunehmen, scheint mir die Voraussetzung, um mit einer "suboptimalen" Weihnachtsfeier in diesem Jahr klar zu kommen. Zunächst rettet Gott den Menschen. Die Art und Weise, dies zu feiern, kann der Mensch dann situationsbedingt anpassen.
Lassen Sie sich Weihnachten vom Geiste her nicht verderben! Die Formen mögen sich beugen müssen, die Liebe nicht. Ich wünsche Ihnen, Ihren Angehörigen und Freunden auch in der Besonderheit dieses Jahres gesegnete Weihnachten.
Holger Allmenroeder