Unter die Haut ging das Konzert „Das Vaterunser – beim Wort genommen“, das am 4. November in St. Marien stattfand. Wer lediglich theologisch Bekanntes in musikalischer Form erwartet hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt.
Die Liedertexte, geschrieben von Roland Böndgen, interpretierten die Sätze des Gebetes aus der Perspektive der heutigen Zeit und arbeiteten ihre Essenz plastisch heraus. Ist die Bitte um das tägliche Brot nicht zynisch angesichts der Tatsache, dass in Deutschland pro Jahr ca. 11 Millionen Tonnen Lebensmittel „entsorgt“ werden, und sollten wir die Worte Jesu nicht vielmehr als Aufforderung sehen, etwas gegen den Hunger in der Welt und Umweltzerstörung zu tun? Meinen wir es ernst, wenn wir bitten, dass Gottes Wille geschehen soll, oder geht es uns nicht eher um die Erfüllung unseres eigenen Willens?
Die Musik von Uwe Zahn passte perfekt zu den Texten. Mal balladenhaft, mal rockig, teils swingend tanzbar, teils als Rap vorgetragen, unterstrichen die oft mehrstimmigen Kompositionen die Aussage der Songs auf beeindruckende Weise. Die Künstlerin Anita Jäger hatte zu den Liedern Bilder gemalt, die während des Konzerts ausgestellt waren und zusammen mit den Texten per Beamer projiziert wurden.
Das Konzept „ein Lied für jede Zeile des Vaterunsers“ ging auf und ließ die zahlreich erschienenen Besucherinnen und Besucher am Ende des Konzerts der christlichen Liedermacherband LAETITIA aus Obertshausen und dem Projektchor, geleitet von Michael Döbler, stehend und ausdauernd applaudieren.