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Sporkenheim:St. Marien vor 75 Jahren geweiht

St. Marien
Datum:
23. Sept. 2024
Von:
Alois Mehlig

Die kleine Kirche in Sporkenheim wurde am 23. Oktober 1949 geweiht. Der Festgottesdienst zum 75. Weihejubiläum findet am 27. Oktober um 10.30 Uhr statt. Hier ein Blick in die Entstehungsgeschichte von St. Marien:

Der Historiker Andreas Saalwächter hat in seiner Broschüre zur Vergangenheit des Weilers Sporkenheim eine erste Erwähnung im Jahre 1023 unter dem Namen „Spurchenheim“ nachgewiesen. Ebenso beschreibt er eine Kirche und einen Zehnten in Sporkenheim. Die Kirche soll in der gleichen Epoche wie die Pfarrkirche St. Kilian in Nieder-Ingelheim gebaut worden sein. Noch heute stehen die Überreste des Gebäudes in der Straße „Am Kloster“. Auf der Westseite des Giebels sind noch die alten Rundbogenfriese der im romanischen Baustil erbauten Kirche zu erkennen. Seit der Reformation war das Gotteshaus dem Zerfall preisgegeben. Die jetzigen Eigentümer haben die Renovierung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes vorangetrieben.   

Sporkenheim gehörte von jeher zur Pfarrei St. Remigius Nieder-Ingelheim. Da der Fußweg von Sporkenheim zur Pfarrkirche Remigius weit ist, gingen viele Sporkenheimer Katholiken zur Kirche St. Michael nach Frei-Weinheim oder auch zur Kirche nach Gau-Algesheim, wohin teilweise auch verwandtschaftliche Beziehungen bestanden.

Nach dem 2. Weltkrieg kam der Gedanke auf, in Sporkenheim wieder eine kleine Kirche zu bauen.

Wilhelm Weil, Pfarrer zu Remigius, regte den Bau maßgeblich an. Noch 1945 wurden Gespräche mit dem Bischöflichen Ordinariat (BO) hierüber geführt. Die Zweifel des BO konnten erst nach und nach ausgeräumt werden, so dass es schließlich zur Einwilligung kam. Ein Spendenaufruf mit dem Ergebnis von 23.000 Reichsmark und die unentgeltlich zur Verfügung gestellten Grundstücke waren die Basis des Projektes. Anfang 1946 wurde der Architekt Becker aus Mainz mit der Planung beauftragt. Das Mauerwerk bestand aus Flonheimer Sandstein, der mit der Bahn auf 14 Waggons nach Gau-Algesheim und von dort mit Pferdefuhrwerken nach Sporkenheim gebracht wurde. Die Grundsteinlegung erfolgte im November 1946 in Anwesenheit von Domkapitular Moser. Der Grundstein ist im Chorraum eingemauert und enthält die Reliquien der heiligen Märtyrer Diodorus, Jucundus und Castor.

Mit intensiven Hand- und Spanndiensten vieler Sporkenheimer und Frei-Weinheimer und unter Anwendung von „Naturalgeschäften“ wurde das Bauwerk vorangebracht. Da es 1946 für eine Heizung finanziell noch nicht reichte, wurde ein Kohleofen im hinteren Teil der Kirche eingebaut, dessen Ersatz erst 1957 durch eine elektrische Bankheizung erfolgte. Das Patronat „Heiliges Herz Mariä“ erhielt die Kirche anlässlich ihrer Einweihung am 23.10.1949 in Gegenwart des Mainzer Bischofs Albert Stohr. Die von Andreas Hamm aus Frankenthal gegossene Glocke aus dem Jahr 1880 war eine Schenkung der Prinzessinnen zu Solms-Braunfels. Baron von Erlanger hatte diese Glocke zu einem profanen Zweck gießen lassen, um seine Mitarbeiter auf dem weitläufigen Anwesen über die Zeit zu informieren.

Nach dem Entwurf des Mainzer Bildhauers Adam Winter schuf das Künstlerehepaar Solga-Winter die Kreuzigungsgruppe aus Terrakotta. Sie stellt Jesus am Kreuz mit seiner Mutter und den Lieblingsjünger Johannes dar. Die gleichen Künstler gestalteten für die Nischen zwei Statuen, die das heilige Herz Mariä und das Herz Jesu darstellen. Diese Kunstwerke wurden von einer Sporkenheimer Familie gespendet.

1962 erhielt die Kirche zunächst ein Harmonium, welches aber bald durch eine Orgel der Firma Oberlinger mit 11 Registern und zwei Manualen (damaliger Preis 185.000 DM) ersetzt wurde. 1965 wurde an der Ostseite der Kirche eine Sakristei angebaut.

In den Jahren 1985/86 wurde der Altarraum neugestaltet. Der alte aus Flonheimer Sandstein bestehende Altar wurde in die Mitte des Chorraumes gerückt. Aus dem gleichen Material wurden eine Tabernakelsäule und ein Lesepult gestaltet. Die Altarweihe erfolgte am 30.10.1986 durch Generalvikar Luley. 

Im Jahr 2009 zum 60-jährigen Einweihungsjubiläum erhielt der Nordgiebel über dem Eingang eine Marienstatue aus Terrakotta.

Die Kirche gehört heute zur Pfarrei St. Maria Magdalena Ingelheim. Zurzeit wird ein multimediales Mediensystem installiert, auf dem die Besucherinnen und Besucher über Texte und Lichtinstallation den Kirchenraum ganz neu erfahren können. Es wird nächstes Frühjahr offiziell eingeweiht.