Bericht von der aktuellen Stunde 12. September 2022 in Ockenheim:„Wir lassen Sie nicht allein.“
Die Nachricht, dass die Missionsbenediktiner den Jakobsberg Anfang 2023 verlassen werden, hat die Menschen in Ockenheim und im ganzen Pastoralraum kalt erwischt. Auch das Team der Hauptamtlichen. Pfarrer Christian Feuerstein hatte deshalb am Montagabend zu einer aktuellen Stunde in die Ockenheimer Kirche eingeladen. Über 100 Gläubige sind dem Ruf gefolgt.
Wieso erfolgt der Rückzug nach St. Ottilien so plötzlich, war dann auch die erste Frage an Pater Rochus. Es zeigte sich dabei in seinen Ausführungen, dass die klösterliche Gemeinschaft schon länger geblieben war als angenommen: Mit der Errichtung des Bildungshauses gab es eine Zusage bis 2015 zu bleiben. In den Folgejahren wurde diese Zusage stets kritisch überprüft. Leider hat sich die Gemeinschaft nun entschieden, sich vom Jakobsberg aus personellen Gründen zurückzuziehen. Sie tut das mit schwerem Herzen und hätte gerne einen anderen Weg beschritten.
In der Pressemitteilung des Bistum Mainz hatte Weihbischof und Generalvikar Dr. Udo Bentz angekündigt, dass der Jakobsberg zum geistlichen Zentrum des Bistums Mainz ausgebaut werden soll. Ein Plan, den es bereits seit längerem gibt, der jetzt aber schneller in die Tat umgesetzt werden wird – es geht um Verträge und Absprachen. Auch einen Abzugsplan gibt es noch nicht. Fest steht, dass das Bildungshaus weiter betrieben wird. Fest steht auch, dass keine Klostergemeinschaft auf dem Jakobsberg mehr beten wird. Daraus folgt dann auch, dass es seitens der Gemeinschaft keine Unterstützung für die Hauptamtlichen im Pastoralraum mehr geben kann und wird.
Die Atmosphäre in der Kirche ist angespannt. Auch wenn man nur die Rücken sieht, so spürt man die vielen Fragezeichen der Gläubigen. Sie hören, dass nach dem Weggang der Ordensgemeinschaft die sonntägliche Eucharistie auf dem Jakobsberg wegfallen wird. Und auch wie oft noch in der Pfarrkirche Ockenheim Eucharistie gefeiert werden kann. Das stark dezimierte Team der Hauptamtlichen muss sich mit der neuen Situation vertraut machen und gemeinsam mit den Gläubigen überlegen: Wann kann Was mit Wem und Wo gefeiert werden? Eine Frage, die nicht nur Ockenheim betrifft, sondern den gesamten Pastoralraum.
Bei der Frage, wie es mit dem Kindergarten weitergeht, konnte Pfarrer Feuerstein zusagen, dass es eine hauptamtliche pastorale Kraft geben wird, die sich um die religionspädagogische Betreuung aller Kindertagesstätten im Pastoralraum und um die Teams dort kümmern wird. Möglich wird das auch durch die Überführung der Kindertagesstätten in den neugegründeten Zweckverband Unikathe, die Kapazitäten, die bisher in der Verwaltung gebunden waren, freigeben.
Der Jakobsberg soll ein geistliches Zentrum sein, werden, bleiben – so die Aussage des Bistums. Was das für den Ort bedeutet, war auch Zentrum vieler Fragen: Sind anrollende Busse zu erwarten? Erhöhtes Verkehrsaufkommen? Nein, war hier die Einschätzung. Das Bistum hat keine Erweiterung geplant; es werden lediglich Renovierungsarbeiten durchgeführt werden. Mehr Kapazitäten werden nicht geschaffen.
Und die Frage, die immer wieder im Raum stand: Wer kümmert sich um die Gläubigen vor Ort? Wen können die Menschen vor Ort ansprechen? Wer schafft eine Verbindung zu den Hauptamtlichen, wenn diese so selten greifbar da sein werden?
Stephan Herrlich macht Mut; er verweist auf Ober Hilbersheim. Auch dort habe es ähnliche Einschnitte gegeben, doch es zeige sich, dass die Gemeinde vor Ort stark sei. Aber ja – es sind großes Engagement, Selbstständigkeit und Selbstverantwortung gefragt. Christine Wüst-Rocktäschel betonte in ihren Impuls, dass wir – die Kirche, die Gläubigen – an einem Wendepunkt stünden. Es gelte zu prüfen, wie die Aufgaben verteilt werden könnten, welche verteilt werden müssten und welche nicht mehr möglich sein werden. Man müsse in Ruhe überlegen, was machbar sein wird und was nicht.
Zum Abschluss sprach Pfarrer Feuerstein allen Mut zu „Wir lassen Sie nicht allein!“ und zitierte die Vision des Pastoralraums „Wir gestalten mutig mit Gott die Zukunft!“ Und Pater Rochus rief der Gemeinde noch zu: „Ideen sind gefragt! Auch verrückte!“