Zum Inhalt springen

Kirche St. Cosmas und Damian, Gau-Algesheim

Hallo, ich bin Damian,

der jüngere Zwillingsbruder von Cosmas. Wir beide sind die Schutzpatrone der Pfarrkirche von Gau-Algesheim – und die Schutzpatrone von Florenz, nebenbei bemerkt.

Allzu berühmt sind wir unter den Heiligen nicht. Aber als unsere Reliquien im Jahre 1501 während einer sechswöchigen Rast bei einer Prozession in „Algesheim gelagert“ (wie es in einer alten, verschollenen Inschrift hieß) wurden, waren die „Allesemer“ so begeistert, dass der Heilige Martin als Schutzpatron der alten Kirche für uns Zwillinge weichen musste. Sankt Martin hat als Schutzpatron des Bistums Mainz ja noch genug Aufgaben.

Ja, die alte St. Martinskirche. Sie können diese heute noch sehen! Wirklich! Zwischen dem heutigen Marienchor und dem Westturm befand sich das 1539 - nach einem Umbau - neu eingeweihte Kirchenschiff der alten Kirche.

Beim Neubau von 1889 wurde der Kirchenraum um 90 Grad gedreht, sodass die Kreuzkapelle (unter dem Kirchturm) und der ehemalige Hochaltar erhalten blieben. Das Mittelschiff der alten Martinskirche befand sich zwischen den heutigen Säulen, das rechte Seitenschiff hatte etwa die Breite bis zur ehemaligen Kommunionbank, das linke war etwas breiter gebaut bis zur nächsten Säulengruppe und hieß wie in Bingen Barbarabau. Der Fußboden der alten Kirche lag etwa zwei Stufen höher als das heutige Niveau unserer Kirche.

Pfr. Peter Koser war die treibende Kraft zum Umbau der Kirche in den Jahren 1887 bis 1889. Die ehemalige spätgotische Kirche wurde im neugotischen Stil im rechten Winkel zur alten Kirche erweitert. Entstanden ist eine dreischiffige Hallenkirche mit einer Höhe von fast 24 Metern im Innenraum und einem Turm von 63 Metern Höhe. Gibt es einen höheren Kirchturm im Bistum Mainz?

Die Dimensionen des neuen Kirchbaus spiegeln gewiss auch die Auseinandersetzungen der Katholischen Kirche mit dem Deutschen Kaiserreich unter Reichskanzler Otto von Bismarck wider (siehe Kulturkampf – Wikipedia). Gotisch = katholisch, hinter dieser Formel kann gerne ein Fragezeichen gesetzt werden. 

In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts hat aber bestimmt auch der ein oder andere ein Ausrufezeichen hinter diese Formel gesetzt. So entstand ein sehr harmonischer, stilistisch in sich geschlossener Sakralraum mit Hauptaltar, Seitenaltären, Kanzel (sie wurde 1966 abgebrochen) und Empore.

In den Fenstern sind die Seligpreisungen dargestellt, dazwischen als Wandbemalung die Apostel und Heilige mit regionalem Bezug – und selbstverständlich wir, Cosmas und Damian.

Auf die Kirchenbänke möchte ich noch hinweisen. An ihren Wangen zeigen sie reiches Schnitzwerk, keines gleicht dem anderen. 

Im Jahr 2006 begannen neue Renovierungsarbeiten. Zuerst wurde eine neue (Wand-)Heizung eingebaut, danach bekam die Kirche eine neue Innenausmalung, es folgte die Neugestaltung des Altarraumes und – nach und nach – die Renovierung / Reinigung der Altäre.

Sie merken, als Schutzpatron so einer großen Kirche kann man viel erzählen und es gäbe immer noch mehr zu berichten. Am besten besuchen Sie mich und meinen Bruder einmal.

Text: Andreas Schmitt 

Ein- und Anblicke

9 Bilder

Kirche St. Cosmas und Damian, Gau-Algesheim

Neugasse 2
55435 Gau-Algesheim