Schmuckband Kreuzgang

Faszination Taizé

Ein Blick hinter die Kulissen von Taizé. Ein Ausflug in die Vergangenheit.

Taize_Gottesdienst (c) KKI
Datum:
So. 12. Nov. 2017
Von:
Rita Eppelsheimer
Taize_Gottesdienst (c) KKI

Immer öfters hört oder liest man, dass da oder dort eine Taizé-Veranstaltung sei oder sogar, dass eine kleine Gruppe in Taizé zu Besuch war oder, dass im Juni eine abendliche Eucharistiefeier mit Taizé-Elementen unter der Initiative „Neue Gottesdienstformen“ erstmals stattgefunden hat. Beschrieben wurde im Sommer-Pfarrbrief die Fahrt nach Taizé der Firm-Bewerber aus Ingelheim unter der Leitung von Michael Schadt mit anderen Jugendlichen aus Rheinhessen. Nicht vergessen werden sollen die Andachten der Evangelischen  Versöhnungskirchen-Gemeinde in Ingelheim-West sein, die schon viele Jahre vier Mal jährlich Taizé-Gottesdienste anbieten. Ja, wie ist das möglich, ist denn Taizé nicht katholisch? In dem kleinen französischen Dorf gehen sowohl katholische wie auch evangelisch Christen ein und aus. Hier fragt niemand nach dem Taufschein.

Wie fing das alles einmal in Taizé an? 1940, mitten im zweiten Weltkrieg, machte sich ein 25 Jahre alter Schweizer namens Frère Roger Schutz nach Frankreich auf, um eine Gemeinschaft von Männern ins Leben zu rufen. 1944 hatte er sein Studium der Theologie beendet. Schon 1943 wurde er durch die evangelisch-reformierte Kirche ordiniert. Er hatte eine schwere Lungentuberkulose hinter sich. Während seiner langen Krankheit erinnerte sich, dass seine Großmutter während des Ersten Weltkriegs spontan Menschen zu Hilfe gekommen war. So wollte es Frère Roger ihr jetzt  gleich tun. Er kaufte für wenig Geld in dem grenznahen Ort zu Deutschland „Taizé“ ein Haus mit Nebengebäuden, das seit Jahren leer gestanden hatte. Einer seiner Schwestern schlug er vor, ihm bei der Betreuung der Flüchtlinge zu helfen, unter denen nicht nur Christen, sondern auch    Juden. Sie lebten sehr bescheiden. Es gab kein fließendes Wasser, und das Trinkwasser musste vom Dorfbrunnen geholt werden. Zu essen gab es meistens Suppe aus Maismehl, das man günstig bei einer Mühe in der Nähe kaufen konnte.

Das Leben der ersten Brüder. Sonntags luden die Brüder, die sich um Frére Roger geschart hatten, auch deutsche Kriegsgefangene aus einem nahe gelegenen Lager zu sich ein. Allmählich schlossen sich weitere junge Männer den ersten Brüdern an. An Ostern 1949 legten  sie ein endgültiges „Lebensengagement“ ab, welches das gemeinsame Leben in Ehelosigkeit, materieller  und geistiger Gütergemeinschaft und großer Einfachheit umfasste. Erst 1952/53 schrieb der Gründer der Communauté  Frére Roger Schütz die Regeln für seine Brüder auf, die das Wesentliche zusammenfasste.    

Die Communauté heute. Heute zählt die Gemeinschaft von Taizé an die 100 Brüder, Katholiken und Mitglieder verschiedener evangelischer Kirchen und Anglikaner. Sie stammen aus über 25 verschiedenen Ländern. Von Beginn an war Frère Roger Prior der Gemeinschaft. 1949 legten die ersten sieben Brüder aus dem Helferkreis Rogers die Ordensgelübde ab. Sie versprachen Armut, Ehelosigkeit (Zölibat) und Gehorsam. Das Amt des Priors verstand Frère Roger als Dienstamt, so dass er nicht als Prior angesprochen wurde. Er hatte als Diener der Gemeinschaft die Aufgabe „zu sammeln und zusammenzuführen“. Er nahm von 1962 bis 1965 auf Einladung von Papst Johannes XXIII. als Beobachter am Zweiten Vatikanischen Konzil teil.

Sein Verhältnis zur Kirche. Sein Herzensanliegen war die Versöhnung der Christen. Bereits in der ersten Fassung der Regeln von Taizè forderte er: „Finde Dich niemals ab mit dem Skandal der Spaltung unter den Christen“. Bei der Beisetzungsfeier von Papst Johannes Paul II. reichte der damalige Vorsitzende der Glaubenskongreation Joseph Ratzinger und spätere Papst Benedikt XVI. ihm die Kommunion. Frère    Roger äußerte sich zu diesem Ereignis so: „Ich fand meine Identität als Christ darin, in mir den Glauben meiner Ursprünge mit dem Geheimnis des katholischen Glaubens zu versöhnen, ohne mit irgendjemand zu brechen.“

Sein gewaltsamer Tod Während des Abendgebetes am 16. August 2005, vier Tage vor dem 65-jährigen Jubiläum seiner Ankunft in Taizé,    wurde Frère Roger in der Versöhnungskirche von einer psychisch kranken mit einem Messer tödlich verletzt. Das Abendgebet wurde, um Panik zu verhindern, fortgesetzt. Roger starb kurze Zeit später an den Verletzungen. Sein Tod löste vielbeachtete Trauer in Deutschland, Frankreich, in ganz Europa, sogar in anderen Kontinenten aus. Die Beteiligung bei seiner Beerdigung ging in die Tausende. Die Bundesrepublik wurde von Bundespräsident Horst Köhler vertreten.

Wie es nun in Taizé weitergeht. Zu seinem Nachfolger als Prior der Ordensgemeinschaft wurde der deutsche Bruder Frère Alois, den Frère Roger schon acht  Jahre zuvor ausgewählt hatte. Die Trauerfeierlichkeiten wurden als Eucharistiefeier von Walter Kardinal Kasper zelebriert. Kasper würdigte Frère Roger als einen „der großen  geistlichen Gestalter“ und als geistlichen Vater „unserer Zeit.“

Seit diesem Jahr gibt es auch in der KKI das Angebot einen Taizé-Gottedienst mitzuerleben:

Der nächste Taizé- Gottesdienst ist am 26. November um 18.00 Uhr in St. Paulus in Ingelheim-West.

Alle sind dazu herzlich eingeladen.

Taize-Kreuz (c) privat
FB17_Taizé (c) Schadt Michael
FB17_Taizé (c) Schadt Michael
FB17_Taizé (c) Schadt Michael
FB17_Taizé (c) Schadt Michael
FB17_Taizé (c) Schadt Michael
FB17_Taizé (c) Schadt Michael
FB17_Taizé (c) Schadt Michael
Taizé mit der Firmgruppe 2016 (c) Schadt Michael (Ersteller: Schadt Michael)
Taizé mit der Firmgruppe 2016 (c) Schadt Michael (Ersteller: Schadt Michael)
Taizé mit der Firmgruppe 2016 (c) Schadt Michael (Ersteller: Schadt Michael)
Taizé mit der Firmgruppe 2016 (c) Schadt Michael (Ersteller: Schadt Michael)
Taizé mit der Firmgruppe 2016 (c) Schadt Michael (Ersteller: Schadt Michael)