... weitere zerstörte Einrichtung

Autor: Pfarrer Martin Fink, Inneneinrichtung der St. Elisabethkirche 1930

Die Kanzel

Eingeweiht 24. Juli 1927, Festpredigt Pfarrer Friedrich Jakob. (Unterschönmattenwag) [Ortsteil von Wald Michelbach]. Den sehr kunstvoll gearbeiteten Kanzeldeckel schuf Meister Joseph Landmann in Mainz (28ßß Mk.), woselbst auch das prächtige Triumphkreuz (650 Mk.) angefertigt wurde, das eine seitliche Beleuchtung des Hochchores ermöglicht.

glas_platte~17 (c) St. Elisabeth

Der Kanzeldeckel war gleich von Anfang an vorhanden. Ein Kanzelfonds (1800 Mk.) zur Anschaffung einer stilgerechten Kanzelbütte, sowie ein Vermächtnis des während des Krieges verstorbenen Frl. Metzler in der Höhe von 3000 Mk., die aber erst nach dem Tode ihres Dienstmädchens ausbezahlt werden sollten, wurden von der Inflation verschlungen.

Vor drei Jahren haben in vorbildlichem Opfersinn der Pfarrkinder von St. Elisabeth durch Haussammlung und Verlosung die Summe von rund 8000 Mk. In kürzester Zeit zusammengebracht. Ursprünglich war geplant, die Kanzel in rotem Sandstein auszuführen, aber in Rücksicht auf den Kostenpunkt entschied man sich, die Kanzel aus demselben Material herzustellen, wie Hochaltar und Taufstein, nämlich aus weißem französischem Sandstein (Saconniere). Dieser Stein ist äußert leicht zu bearbeiten, wird aber im Trockenen stehend mit der Zeit sehr widerstandsfähig; die Arbeit wurde der Firma Busch Söhne übertragen, um ihr wegen ihrer Verluste an früheren Arbeiten entgegenzukommen. Wohl waren die Meister des Hochaltares und des Muttergottesaltares bereits in ote Ewigkeit gegangen, aber der junge Meister hat sich seines Vaters und seines Onkels würdig gezeigt.

glas_platte~21 (c) St. Elisabeth

Die Kanzel kann sich neben den anderen Kunstwerken unserer Kirche sehr wohl sehen lassen. Sie weist reiche, künstlerische Verzierung in feinster, gotischer Ornamentik auf, sowie die Bildnisse des Heilandes als Weltenkönig und der vier Evangelisten mit ihren Symbolen. Die vier hl. Evangelisten werden abgebildet je nach den Anfängen ihrer Evangelien – so auch hier.

Lukas einen Stier, weil er mit der Opferhandlung des Zacharias beginnt (weil St. Lukas ein Muttergottesbild gemalt hat, wird er auch als Maler abgebildet).

glas_platte~33 (c) St. Elisabeth

Johannes einen Adler, weil sein Evangelium so erhaben anfängt, und weil er sich in seiner geheimen Offenbarung auf Patmos zum Schauen des Himmlischen emporgeschwungen wie der Adler in den Äther.

Der hl. Matthäus hat einen Engel in Menschengestalt bei sich, weil er sein Evangelium mit dem Stammbaum Christi seiner menschlichen Abstammung nach beginnt;

Markus einen Löwen, weil er beginnt: „Die Stimme des Rufenden in der Wüste“ (er meint Johannes den Täufer).

Der Taufstein

glas_platte~09 (c) St.Elisabeth

Der Taufstein ist eine vorzügliche Arbeit des St. Bernward-Institutes Main, Inh. Schuto (3400 Mk.). Das Unterteil ist aus weißem Sandstein in reicher figürlicher und ornamentaler Bildhauerarbeit hergestellt.

Die acht Ecken zieren Spruchband tragende Engel. Der obere Rand zeigt Joh. III. 5, zu Deutsch:

„Wenn jemand nicht wiedergeboren wird aus dem Wasser und dem hl. Geiste, so kann er in das Reich Gottes nicht eingehen“.

Ein verzinntes, kupfernes Einlagebecken enthält das Taufwasser. Der Deckel aus Bronze in bester Goldverzierung weist ebenfalls außerordentlich üppigen Ornamentalschuck auf. Der Deckel wird gehalten von einem Tragarm, in mittelalterlicher Art kunstgerecht geschmiedet und volchromiert. Das zierlich geschmiedete Gitter stammt von der Hand des Meisters Strieth, Winkel a. Rh.

Die Kommunionbank

Die Glasfenster von 1905 (c) St. Elisabeth

Seit 1909 prangt sie in ihrem vollen Schuck mit 12 gemalten Bildern in feinster Metallgrundtechnik (1100 Mark). Auch hier hat die Firma Busch-Söhne ihr schönstes Können eingesetzt und wie der Schreiber dieser Zeilen selbst durch Vergleich der festgesetzten Somme und der Arbeitszeit gestellt hat, wieder mit Unterbilanz gearbeitet. „Wir wollten nicht so vreifordern und es doch wieder so schön wie möglich ausführen“, war die resignierte Künstlerantwort.
Die Bilderpaare stellen allesamt hl. Feuerseelen dar, Seelen heiliger Liebe, Nachbilder des liebegühenden Gottesherzens im Tabernakel.
Von der Mitte ausgehend folgen sie so: Auf der Epistelseite die hl. Klara von Assisi + 1253 und der hl. Franziskus von Assisi + 1226. St. Franziskus der Arme von Assisi und Stifter des Franziskanerordens, der Bettelmönche, und St. Klara von Assisi, die Stifterin der „Armen Frauen“, glühen in gleicher Liebe zur Hl. Armut um Jesu willen.
Der hl. Alonsius + 1591 und der hl. Karl Boromäus + 1584. Der große Erzbischof von Mailand reicht dem jugendlichen Heiligen aus Fürstenhause die erste hl. Kommunion. Beide ließen ihr Leben bei der Pflege der Pestkranken um des Heilandes willen. Und beide trugen in ihrem Herzen besondere Liebe zum allerheiligsten Skramente.
St. Katharina von Siena + 1380 und der hl. Franz von Sales + 1622. Beide zeichneten sich aus durch innige Liebe zu den unsterblichen durch Jesu Blut erkauften Seelen. St. Katharina, das Jüngst von 25 Geschwistern, sog als Ordensfrau Kranken die eiternden Wunden aus, um Zugang zu ihren Herzen zu finden, und der hl. Franz von Sales, der Verfasser der berühmten „Philotea“, Anleitung zu einem frommen Leben, der sich den Liebesjünger St. Johannes zu Patron genommen, dieser „Heilige der Sanftmut“. Führte als Wanderprediger in zwei Jahren durch seine Güte und Milde 72000 Calvinisten zur Kirche zurück.
Auf der Evangelienseite reihen sich von der Mitte aus an: Der se. Johannes Berchmanns + 1621 und der hl. Thomas von Aquin + 1274. Beide entbrannten in hervorragender Liebe zum hl. Kreuze. Johannes Berchmanns wird abgebildet mit dem Regelbuch, dem Rosenkranz und dem Kruzifix. Sein Wahlspruch war: „Mit diesen dreien sterbe ich gerne“.
St- Thomas zeichnete in der schwersten Versuchungsstunde seines Lebens im Turmverließ seiner Familie mit Kohle ein Kreuz auf die Wand, kniete nieder und groß Angst und Freude des Herzens aus in heißem Gebete.
Der hl. Stanislaus Kostka + 1568, St. Bonaventura + 1274. Beide sind glühende Verehrer des Heilandes im allerheiligsten Sakrament und seiner hl. Mutter. Stanislaus wurde in schwerer Krankheit durch die Erscheinung der Muttergottes mit dem Jesuskind wunderbgar geheilt.
St. Bonaventura, der serphische Lehrer, der Verfasser des herrlichen Büchleins „Sporn der Liebe“, war beseelt von einer kindlichen Liebe zur Himmelsmutter. Beiden Heiligen wurde nach der Legende die hl. Kommunion durch Engelshand gereicht.
St. Bernardin von Siena + 1444 und St. Theresia + 1582. Beide wurden hingerissen zum höchsten Opfersinn im Aufblick zu Jesus. St. Bernhardin, der große Volksmissionar, zeigte nach jeder Kanzelrede seinen Zuhörern eine Tafel vor, auf der mit goldenen Buchstaben der Name „Jesus“ geschrieben war und forderte sie auf, sich vor diesem hl. Namen anbetend niederzuknieen. Das Lieblingsgebet der hl. Theresia war: „O Jesus, gib mir die Kraft, dir – dir allein anzugehören!“
Die Kommunionbank wird flankiert von zwei knienden Engeln, die zwei schmiedeeiserne Leuchter tragen. (500 Mark). Von Steinlein Eltville a. Rh.

Marienbild "Mutter vom guten Rat"

glas_platte~16 (c) St. Elisabeth

"Hauptmann a. D. Oskar Freytag, Angehöriger der Pfarrei St. Ludwig, stiftete kurze Zeit nach der Einweihung der Kirche als Andachtsbild, eine Kopie eines alten Meisters. Dargestellt wird Maria mit dem Kinde, die sog. „Mutter vom guten Rat".  Die Gemäldekopie, wahrscheinlich geschaffen von Joseph Michael Busch,  hatte die Werkstatt Busch mit einem neugotischen Rahmen mit reich vergoldetem Zierwerk versehen, zusammen mit zwei dreiflammigen Armleuchtern und einer kleinen Blumenbank. Das Ensemble ist unter der Empore am ersten Bogenpfeiler des linken Seitenschiffs befestigt. Am Sonntag, dem  4.2.1906 wurde das Bild bei einem Festgottesdienst feierlich benefiziert. Die Predigt hielt  Dekan Dr. Friedrich Elz."

Quelle: Klassert, 146