Der zerstörte Hochaltar

Text entnommen aus: Festschrift zur Einweihung von St. Elisabeth, 1905

glas_platte~19 (c) St. Elisabeth

Einen kostbaren Schmuck erhält die Kirche in dem Hochaltar. Über drei Marmorstufen baut sich die mit Mensa des Altares auf. Die vordere Stellplatte, mit Maßwerk und sonstigem Zierrat, ist aus einem Stück gemeißelt. In eingehauenen Nischen sind drei Propheten dargestellt, welche auf das heilige Messopfer bezügliche Weissagungen haben: links (vom Beschauer) Jeremias. (31, 31) in der Mitte Malachias (I, I1), und rechts der König David (Ps. 109, 4. Die Altarplatte, 3 m lang und 8o cm tief, ist aus feinem französischem Kalkstein gefertigt. Über ihr erhebt sich das reiche Altarwerk.

glas_platte~37 (c) St. Elisabeth

Als Hauptteil des Aufsatzes muss der Tabernakel angesehen werden, die Wohnung Gottes unter den Menschen. Ein fein geschnitztes, vergoldetes Rankenwerk umrahmt die Türe, auf welcher nach einer mittelalterlichen Vorlage Mariä Verkündigung gemalt ist. Der Tabernakel selbst ist aus starken Stahlpanzerplatten in sorgfältigster Weise von Joseph Deutsch in Darmstadt angefertigt. Innen sind die Wände mit goldgravierten Mustern verkleidet.

Über dem Tabernakel erhebt sich der aus dem Achteck konstruierte Expositionsbaldachin. Die Rückwände werden von vergoldetem Maßwerk gebildet; in den seitlichen Lisenen stehen anbetende Engel. Der Baldachin ist sehr reich mit Fialen, Wimpergen und Maßwerk geschmückt, der darauf ruhende durchbrochene Helm endigt in einer Kreuzblume.

glas_platte~19 (c) St. Elisabeth

Die Ehrenplätze rechts und links des Tabernakels nehmen die größten unter den abend- und morgenländischen Kirchenlehrern ein. Wir finden in Halbfiguren dargestellt auf der Epistelseite (vom Tabernakel ausgehend) S. Augustinus, S. Gregorius, S. Hieronymus, S. Ambrosius; auf der Evangelienseite S. Athanasius, S. Irenaeus, S. Basilius, S. Chrysostomus.

 

In den dreiteiligen Altarschreinen sind die Figuren von sechs Heiligen untergebracht. Rechts stehen die Figuren des heiligen Friedrich, der heiligen Juliana von Lüttich und des heiligen Ludwig. Der erste war Erzbischof von Utrecht und wurde um des Glaubens willen erstochen, nachdem er eben das heilige Messopfer vollendet hatte. Juliana, eine heilige Ordensfrau, beförderte die Verehrung des heiligsten Sakramentes. Auf ihre Veranlassung hin wurde bekanntlich das Fronleichnamsfest eingeführt. Der heilige König Ludwig von Frankreich zeichnete sich aus durch einen felsenfesten Glauben an die wahre Gegenwart Jesu Christi im allerheiligsten Sakramente. Als man ihn eines Tages aufforderte, die wunderbare Erscheinung des Jesukindes in der heiligen Hostie zu schauen, gab er, wie eine alte Legende berichtet, zur Antwort: ,,Ich brauche nicht mit Augen zu sehen, was ich ohnehin fest glaube.“ Er hält in den Händen die Dornenkrone Christi, weil er dieselbe nach Frankreich gebracht haben soll. Auf der entgegengesetzten Seite sehen wir den heiligen Martinus, die heilige Elisabeth und den heiligen Alphons von Ligouri. Martinus, Bischof von Tours, ist Patron der Diözese Mainz. Elisabeth, Patronin des Hessenlandes, tragt Krone und Fürstenmantel, während das Untergewand das Kleid des dritten Ordens des heiligen Franziskus zeigt. Alphons behauptet hier seinen Platz als glühender Verehrer der heiligen Eucharistie, wofür unter anderem zeugt, dass er bis in sein hohes Alter stundenlang Ehrenwache vor dem Altare hielt.

glas_platte~19 (c) St. Elisabeth

Die Altarflügel, welche die beiden Schreine verschließen, zeigen auf der Innenseite Reliefdarstellungen von alt- und neutestamentlichen  Szenen, die auf das allerheiligste Altarsakrament Bezug nehmen. Wie Vorbild und Erfüllung findet man im linken Flügel übereinandergestellt unten das erste Osterfest in Ägypten und den Mannaregen in der Wüste, darüber die Hochzeit zu Kana und die Brotvermehrung.

glas_platte~19 (c) St. Elisabeth

Im rechten Flügel ist unten das Opfer des Melchisedek und die Opferung Isaaks zu sehen, darüber das heilige Abendmahl und das Kreuzesopfer Christi.

Rückseite Altarflügel (c) St. Elisabeth

Sind die beiden Flügel geschlossen, dann erblickt man links die Anbetung der Weisen und rechts die Beweinung Christi. Beide Darstellungen sind Kopienmittel alterlicher Kunstwerke aus der Münchener Pinakothek.

glas_platte~25 (c) St. Elisabeth

Die Bekrönung des Altares besteht aus drei ineinander gearbeiteten Baldachinen, welche auf Säulen ruhen und mit reichem Schnitzwerk versehen sind. Unter den Baldachinen steht eine Kreuzigungsgruppe In der Architektur der Bekrönung sind 4 anbetende Engel angebracht.  Den Abschluss des mittleren, zierlichen Helmes bildet die Statuette des heiligen Erzengels Michael.

 

An dem ganzen Altarwerk sind angebracht: 3 Gemälde, 8 Reliefs, 23 Skulpturen in Holz und 3 in Stein. Die Arbeit macht der Firma Georg Busch Sohne, in Groß-Steinheim alle Ehre.