Schmuckband Kreuzgang

Mitte der Woche

Orgelmusik für die Mittagspause

Füllen Sie einen Teil Ihrer Mittagspause mit Musik! Wir laden Sie jeden Mittwoch zu etwa 20 Minuten Orgelmusik nach St. Ludwig ein. Sie begegnen einem der bedeutendsten Instrumente der Region und den Orgelwerken großer Meister. Vertraute Klänge mögen für Entspannung vom Alltag sorgen, noch nie Gehörtes regt den Geist an, unter der Kuppel ist Raum für Gedanken. Woher Sie kommen und was immer Sie suchen, glauben oder mitbringen – Sie sind herzlich willkommen.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Ein Angebot der Katholischen Citypastoral im Rahmen der Reihe „Mitten am Tag – mitten in der Stadt“. Immer mittwochs von 12.05 Uhr bis höchstens 12.30 Uhr außerhalb der Ferien und Feiertage.

Eintritt frei.

Grußwort zur 4000. Orgelmusik in der Katharinenkirche Frankfurt am 27. Juni 2024

Irgendwo in Amsterdam gab oder gibt es ein Museum, zu dem ein öffentlicher überdachter Durchgang gehört. Alle, die ihn auf ihren täglichen Wegen oder als Touristen passieren, werden dort ganz ohne Hemmschwelle und inhaltliche Vorbereitung mit großformatigen Gemälden konfrontiert. Sollte Kunst nicht gelegentlich so sein? Große bzw. großformatige Werke, für die man nicht am Kartenschalter anstehen muss, die in den hektischen Alltag eingeschoben oder müßiggehend wie versehentlich gefunden werden können?

Am Anfang vieler Orgelmusikreihen steht wohl die Beobachtung, dass Menschen ­– gerade auch solche, die wir nicht regelmäßig in unseren Gottesdiensten sehen – die Weite des Kirchenraumes nutzen, um einem vielleicht angespannten Geist eben jene Weite und Ruhe zu geben. Reiner Kunzes Gedicht über das Pfarrhaus, das die Menschen an unserem Kircheneingang begrüßt, mag sich hier verwirklichen: „Wer da bedrängt ist / Findet Mauern, ein dach und / Muss nicht beten.“ Orgelklänge, selbst wenn sie bei der zufälligen Begegnung mit einem Übenden noch einen suchenden Eindruck machen mögen, werden oft als zusätzliches Faszinosum wahrgenommen.

So begann auch unsere Reihe „Mitte der Woche“ mit der Idee, eine Stunde der Stille durch etwa 20 Minuten Orgelmusik zu unterbrechen, flankiert von zahlreichen Überlegungen und Zitaten rund um das Stillsein und die Musik, die aus der Stille entsteht und wieder dahin zurückkehrt. Allein, Stille lässt sich nicht verordnen und nur schwer kontrollieren. Bald merkten wir, dass der organisatorische Aufwand zu hoch ist, eine entsprechende Atmosphäre herzustellen, wohingegen das Angebot eines kurzen Konzertes quasi von allein wirkt. So kam es zum Angebot der Orgelmusiken für die Mittagspause.

In Darmstadt ist das meiste kleiner als in Frankfurt: Die Stadt hat nur ein gutes Fünftel der Einwohnerzahl, die Innenstadt ist weder von Touristen noch von Geschäftsleuten bevölkert und Goethe war in hier lediglich zu Besuch.

Und so beschränkt sich die Darmstädter Mittagsmusik auf einen Rhythmus einmal in der Woche außerhalb der Ferien und statt 30 Minuten sind es nur etwa 20 bis 25 (mit dem Versprechen, die Menschen spätestens um 12.30 Uhr zu entlassen). Die Besucherzahl pendelt sich bei etwa 15 bis 25 Menschen ein, neben einigen Stammgästen auch immer wieder neue Gesichter, in einer bemerkenswert konzentrierten Atmosphäre offenbar in stiller Übereinkunft über die Begeisterung für Musik, Raum und Instrumente.

Der etwa 200 Jahre alte Kirchenraum von Georg Moller fasziniert mit seiner gewaltigen Kuppel und der modernen Farbgestaltung.  Zwei Orgeln nehmen es mit der besonderen Akustik dieses Gebäudes auf: Die symphonische Winterhalter-Orgel aus dem Jahr 2005 mit 44 Registern ist im französisch-romantischen Stil gehalten. Seit 2022 gibt es zusätzlich eine Organo di legno aus der Werkstatt Andreas Schiegnitz mit 5 Registern, die im Raum beweglich ist und mit seiner sprechenden Intonation besonders für frühbarocke Musik geeignet ist.

Gemeinsam ist den Städten Darmstadt und Frankfurt wohl eine eher säkulare Prägung. Den Jeremia-Vers „Suchet der Stadt Bestes“ lösen wir daher gerne aus dem Kontext des babylonischen Exils und nehmen ihn als Inspiration für unsere Citykirchenarbeit, die eben nicht nur katholisch Gläubige im Blick hat, sondern sich am gesellschaftlich-kulturellen Angebot der Großstadt beteiligen möchte.

Ein wichtiger Faktor ist dabei die ökumenische Verbundenheit mit der evangelischen Stadtkirche, die sich bereits darin ausdrückt, dass wir uns in Ermangelung eigener Glocken das bis nach St. Ludwig hörbare Mittagsgeläut des Stadtkirchenturms als Startsignal „ausleihen“. Die Mittwochsmusik reiht sich ein in eine Mittagsreihe der beiden Kirchen, die wöchentlich von Dienstag bis Freitag verschiedene Formen von Spiritualität im Alltag anbieten.

Die Orgelmusiken sind ein Geschenk, das neben der Musik selbst in der Ruhe dieser halben Stunde und in ihrer Regelmäßigkeit an sich besteht. Zunächst hoffentlich für die Menschen, die sie besuchen. Sicher aber für den Spieler, der sich immer wieder der Herausforderung stellt, sich an das Größte zu wagen, was die Orgelmusik zu bieten hat und die damit verbundene Begeisterung öffentlich teilen zu dürfen. Auf dem Programm stehen die großen Orgelwerke von Dieterich Buxtehude, Felix Mendelssohn Bartholdy, Max Reger, César Franck, gerne auch Olivier Messiaen und Charles Tournemire, zum 350. Todestag einiges von Matthias Weckmann, vieles andere und ­immer wieder, gleichsam wie eine Heim- oder Rückkehr, die Werke von Johann Sebastian Bach. Die Auswahl der Orgelwerke am Kirchenjahr entlang ist für jene, die das wollen, ein Stück Spiritualität im Alltag, der gelegentliche Abdruck der zugrundeliegenden Liedtexte mag das Erlebnis vertiefen. Im Rahmen unserer Citykirchenarbeit ist uns zugleich wichtig, dass gemäß dem bereits zitierten Kunze-Gedicht niemand etwas „muss“.

Die Programmauswahl und Öffentlichkeitsarbeit der „30 Minuten“, vor allem aber die von Martin Lücker ununterbrochen gebotene musikalische Qualität und Tiefe sind stets Vorbild und Inspiration für unsere Arbeit. Mögen noch viele tausend Orgelmusiken an der Hauptwache die Menschen beschenken und erfreuen!