Wer möchte denn einen Bericht über unsere Aktion schreiben? Niemand reagiert. Bis jemand sagt: Wir haben doch einen Tag schulfrei! Das stimmt allerdings. Für die 72 Stunden Aktion gibt es Schulbefreiung. Und die haben Kinder und Jugendliche, die teilnehmen, sich auch redlich verdient.
Am Donnerstagabend ging es los. 3 Erwachsene, 8 Jugendliche und 4 Kinder trafen sich im Gemeindezentrum und stöberten in Backbüchern auf der Suche nach den besten Rezepten. Wie viele Kuchen werden wir wohl brauchen? Eine meinte ziemlich clever: Ihr habt gesagt, aus einem Kuchen kann man 12 Stücke schneiden. Wenn wir 6 Kuchen backen, sind das genau 72 Stücke, das passt doch zur Aktion oder? Das fanden wir auch. Also galt es, die Zutaten für 6 Kuchen und eine Reserve aufzuschreiben. Gar nicht so einfach – doch auch dieser Einkaufszettel war irgendwann fertig. Los ging es mit dem Bollerwagen Richtung Supermarkt. Eine coole Shopping-Tour, denn die Gruppe machte sich mit Geld aber ohne Erwachsene völlig selbstständig auf den Weg. Als erstes Erfolgserlebnis konnte verbucht werden, dass alle zwar vom Regen durchnässt aber stolz und mit sämtlichen Zutaten zurückkehrten. Wir bereiteten noch einzelne „Backstationen“ im Saal vor und legten an langen Tischen die Mal- und Bastelsachen für den nächsten Tag zurecht. Dann war die erste Runde auch schon vorbei.
Freitagmorgen um zehn waren alle pünktlich zur Stelle. Mit Freundschaftsbändchen knüpfen, Steine, Blumentöpfe und Gläser bemalen und Kerzen verzieren wärmten wir uns erst einmal auf. Dann wurden voller Aufregung aber sehr souverän Eier aufgeschlagen, Zucker, Mehl, Backpulver, Kakao und Quark zu Teig verarbeitet, Zitronen ausgepresst und gerührt, gerührt und nochmals gerührt. Mit Feuereifer waren alle bei der Sache und in rasanter Geschwindigkeit füllten sich die Backformen mit unterschiedlichsten köstlichen Teigen. Dass sie köstlich waren, wissen wir genau – schließlich musste der eine oder andere Löffel oder Teigschaber vor dem Sprung in die Spülmaschine erst einmal abgeschleckt werden.
Unser erster Besucher war Herr Pfr. Berbner, der – angelockt vom Kuchenduft – vorbeischaute und uns alle kräftig lobte. Leider gab es noch nichts zu probieren, denn die Kuchen waren noch im Ofen. Während dieser seinen Job machte, bastelten und werkelten wir weiter an den Geschenken und Mitbringseln für die Senioren, die wir am nächsten Tag im Haus Weingarten besuchen wollten. Dort hatten wir uns auch ein Bingo-Spiel ausgeliehen. Die Trommel mit den bunten Kugeln wurde lautstark gedreht, schließlich spielen wir nicht jeden Tag Bingo, das mussten wir erst einmal üben. Auch Rummycub mit Zahlen und Buchstaben vertrieben uns die Zeit. Bemerkenswert, wie gut man mehrere Tage ohne Xbox und Co. auskommen kann!
Bis zur Mittagspause, ihr werdet es nicht glauben, waren 6 Kuchen fertig. Die konnten sich wirklich sehen lassen! Der 7. Kuchenteig musste erst einmal „gehen“. Zum Glück ist er „wiedergekommen“ und konnte mit Äpfeln und Streuseln vollendet werden.
In der Mittagspause bei Würstchen und Pommes bekamen wir überraschend Besuch. Der sogenannte Ko-Kreis, Mitarbeitende des BDKJ, kamen vorbei. Sie brachten Kermit und einige ziemlich willkommene Geschenke mit. Natürlich waren uns auch die netten Leute willkommen! Wir haben uns gut mit ihnen unterhalten und sie erklärten uns, was es mit der Organisation der 72 h Aktion auf sich hat. Das können Sie bei Gelegenheit im Internet nachlesen.
Der Nachmittag verging wie im Flug mit Kuchen verzieren, weiterbasteln und spielen. Wir bekamen erneut Besuch. Dieses Mal verbrachten wir Zeit mit Frau Bächle-Scholz, der Schirmherrin der diesjährigen Aktion. Wir unterhielten uns ganz ungezwungen mit ihr und nutzten die Gelegenheit,
ihr zu erzählen, was Kinder und Jugendliche in Kelsterbach vermissen. Die Ideen reichten von „neuen Billard-Queues“ bis zum eigenen Sportfeld beim Sportpark, und zwar einem, das auch in den Ferien geöffnet bleibt! Wir sind schon gespannt, ob unsere Anregungen weitergegeben werden.
Abends waren wir redlich müde und verabredeten uns erneut für Samstagmorgen, 10.00 Uhr.
Pünktlich wie die Maurer, ähm, nein, wie die Bäcker, trafen wir uns zur Vollendung unserer kleinen Kunstwerke und Backwaren und staunten selbst, dass wir das alles in so kurzer Zeit geschafft haben. Ganz nebenbei wurden Fotocollagen und eine Stellwand fertiggestellt. Bei Suppe und belegten Brötchen besprachen wir den Nachmittagsbesuch bei den Senioren. Um 14.00 ging es mit vollbepackten Bollerwagen in die Lilienstraße. Wir nahmen unser Transparent mit und sprühten unterwegs das Aktions-Logo mit Straßenkreide an viele Orte. Schließlich sollten Passanten aufmerksam werden darauf, dass wir etwas Besonderes vorhatten.
Im Haus Weingarten wurden wir bereits von Frau Behr und Frau Koslik empfangen. Wir bauten alles auf, was wir mitgebracht hatten und halfen beim Tische decken und schmücken. Ganz allmählich füllte sich der Saal mit älteren Menschen, die genauso aufgeregt und neugierig waren wie wir selbst. Zuerst einmal tranken wir Kaffee und Kakao und erfreuten die Senioren mit dem selbstgebackenen Kuchen. Die staunten alle nicht schlecht. Und sie wussten unsere Backaktion wirklich zu schätzen. Alle Kuchen waren wunderschön anzusehen und dann auch noch besonders lecker. Da waren die ersten Hemmungen schnell „Geschichte“ und die Gespräche am Tisch wurden immer lebendiger. Dann wurde endlich gespielt. Die Kinder und Jugendlichen mischten sich so geschickt zwischen die älteren Menschen, so dass niemand allein spielen musste. Die Bingo-Trommel drehte sich flitzeflink, die Kugeln rollten um die Wette und immer wieder erklang freudig der Ruf „Bingo“.
Viele berührende Moment haben wir erlebt. Es war ein fröhliches Miteinander und die Zeit verging viel zu schnell. Es ist schon etwas Besonderes: die leuchtenden Augen der Senioren, die roten Wangen der Kinder, manches warme Lächeln und die gute Stimmung, weil man einfach einmal nichts Anderes tut als miteinander das Leben zu feiern. Großartige Augenblicke, die uns in Erinnerung bleiben werden.
Als die älteren Menschen von ihren Betreuerinnen nach Hause gebracht wurden, fiel der Abschied schon ein wenig schwer. Aber, man kann ja wiederkommen oder sich zufällig mal vor dem Haus oder in der Stadt treffen. Oder sich wieder verabreden?!? Na, wir werden sehen…
Auch wir kehrten müde ins Gemeindezentrum zurück. In Windeseile wurde aufgeräumt und ein Kinosaal mit „Chill-Area“ hergerichtet. Zur Abwechslung duftete es nicht mehr nach Kuchen, sondern nach leckerer Pizza, die uns Pfr. Berbners Stamm-Pizzeria lieferte. Mit einem Spielfilm zum Thema „Können Enkelkinder ihre Großeltern entführen und – falls ja – was passiert wohl bei einer solchen Abenteuerreise?“, endete der legendäre 72-Stunden-Samstag.
Sonntags feierten wir dort, wo wir fast immer um diese Uhrzeit anzutreffen sind: In der St. Markuskirche! Alle Steine, Kerzen und Kuchenstücke, die wir übrighatten, brachten wir dorthin, um sie nach dem Gottesdienst an die Gemeinde zu verschenken. Wir hatten Fürbitten geschrieben und das Mottolied geübt. Stellt euch vor, es hat sogar geklappt…wir sangen, was wir drei Tage lang uns selbst und anderen bewiesen haben: 24, 48, 72 Stunden wollen wir etwas bewegen, vom Glauben nicht nur reden sondern unsern Glauben leben. Wir sind viele!!!
Der Applaus und die Mitfreude waren echt, das konnten wir spüren. Ja, wir sind ein wenig stolz. Wir haben die Gemeinschaft von Klein und Groß, Alt und Jung genossen! Und es hat solchen Spaß gemacht, dass wir beschlossen haben: Das war nicht unsere letzte Aktion dieser Art. Ein herzliches Dankeschön an alle, die teilgenommen und uns unterstützt haben! Und vor allem herzliche Grüße an die lieben Senioren, die wir kennenlernen durften. Wir sind viele und wir können was bewegen!