Schmuckband Kreuzgang

Glaubenszeugnis ablegen

Engel (c) H.E.
Engel
Datum:
Mo. 10. Jan. 2022
Von:
Hanna Erdmann

In den Vorbereitungsbüchern von Erstkommunion- und Firmkatecheten heißt es oft die Katechet*innen sollten „Glaubenszeugnis ablegen“. Aber was verbirgt sich genau hinter diesem Begriff „Glaubenszeugnis“?

Das digitale Wörterbuch der deutschen Sprache definiert einen Glaubenszeugen als jemanden, „der öffentlich für seinen Glauben Zeugnis ablegt“. Aus der altgriechischen Sprache ist uns das Wort μάρτυς, mártys überliefert. Im ursprünglichen Sinn meint es „Zeuge“, in unseren Sprachgebrauch ist es als „Märtyrer“ eingegangen. Märtyrer*innen, also Frauen und Männer, die um ihres Glaubens willen verfolgt und getötet wurden (bitte nicht verwechseln mit islamistischen Selbstmordattentätern, die ihre Taten auch gerne als „Märtyrertum“ verstanden wissen). Als Katholiken kennen wir darüber hinaus hunderte von Frauen und Männern, die in ihrem Leben, Reden und Handeln Zeugnis für den Glauben an Jesus Christus abgelegt haben. Wir nennen sie „Heilige“ und ehren die Erinnerung an sie an ihren Festtagen. Vor allem die Gedenktage bekannter Heiliger wie Sankt Martin, die Heiligen Peter und Paul, Johannes der Täufer, der heilige Nikolaus, die heilige Elisabeth von Thüringen, die heilige Barbara, der heilige Josef… werden im Laufe des Kirchenjahres feierlich begangen. Doch muss man erst heilig werden oder gar für den Glauben sterben, um Glaubenszeugnis ablegen zu können?

Ich denke nicht. Ich bin der Überzeugung, dass man seinen christlichen Glauben auch nicht in Form eines riesigen Kreuzes um den Hals oder einen Fisch-Aufklebers auf der Heckscheibe des Autos quasi als Werbeschild vor sich hertragen muss. In meinem Alltag als Gemeindereferentin begegne ich immer – mehr oder weniger nebenbei – Glaubenszeugnissen, die ebenso beeindruckend sind wie die Taten der Märtyrer und Heiligen.

Am Sonntag, den 9. Januar 2022 feierten wir den Abschluss der Sternsingeraktion. Im Rahmen des Gottesdienstes wurden die Gottesdienstteilnehmer aufgefordert auf Engel aus Papier zu notieren, welcher Mensch für sie schon zum Engel geworden ist. Oder eine Situation aufzuschreiben, in der sie Glück im Unglück hatten. Auf den kleinen Engeln, die derzeit in der Markus-Kirche schweben, stehen zum Teil einfach Namen von geliebten Menschen, zum Teil werden in wenigen Worten auch ganze Geschichten erzählt, in denen Menschen sich behütet und beschützt gefühlt haben. Auch das sind Glaubenszeugnisse – im Gegensatz zu den Taten der Heiligen wirken sie unspektakulär, doch sie zeigen einen Glauben, der sich aus der Überzeugung speist: „Ich bin nicht allein. Ich kann mich darauf verlassen, dass Gott mir nahe ist, dass er mein Leben begleitet und mich behütet – vor allem durch Menschen, die mich lieben und mir beistehen.“