Schmuckband Kreuzgang

Kommentar zur Papst-Enscheidung - Kardinal Woelki bleibt im Amt

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Scherben
Datum:
Sa. 25. Sept. 2021
Von:
Walter Montigny

Mein Kommentar – „weiter so wie bisher“?

Sich zu einer Religion zu bekennen und danach zu leben ist in unserem Land die freie Entscheidung jedes Menschen. Keine*r tut dies nicht einfache so. Vielmehr sind es Erfahrungen, Vorbilder, oder Über­einstimmungen mit eigenen gewachsenen Vorstellungen die ihn bewegen, zum Beispiel Christ zu sein. Es ist eine Entwicklung und sicher nur selten ein spontaner Entschluss. Getaufte sind zwar Mitglied einer Kirche. Ob sie jedoch den Glauben annehmen und leben, wird sich in Ihrem Leben zeigen.

Primäre ist es also der Glaube an Jesus, der uns zu Christen macht. Der Glaube und die Gemeinschaft der Glaubenden. Dabei wissen wir, dass Menschen fehlerbehaftet sind und sich auch mal selbst aus diesem Grund aus der Gemeinschaft der Glaubenden entfernen oder ausschließen. Wenn sich Menschen fehlerhaft verhalten, muss die Frage nicht nur erlaubt sein, sondern notwendig, welche Maßnahmen sinnvoll sind, diese Probleme zu lösen. Die Maßnahmen müssen sich an der Schwere der Schuld orientieren. Sie können zum Ziel führen, wenn sie dem Opfer die Möglichkeit bieten, seine Würde zurück zu erlangen, dem Verursacher Konsequenzen zumuten, also Strafe, ihm aber seine eigene Würde nicht nehmen.

Papst Franziskus hat nun entschieden, dass nach Hamburg auch die „Angeklagten“ aus Köln ihre Ämter mit kleineren Einschränkungen weiter ausüben können. Ob sie das tun werden, bleibt abzuwarten. Viele Christen können wie auch ich, und sicher die vom Missbrauch Betroffenen, diese Entscheidungen nicht nachvollziehen. Die Irritation wäre nicht so belastend, wenn das ganze Verfahren und auch die Entscheidungsbegründung transparent abgelaufen wären.

Es steht mir nicht zu, Menschen zu verurteilen. Was mir jedoch zusteht ist, Menschen unter Zuhilfenahme meines Verstandes und unter Berücksichtigung des Sachverhaltes zu beurteilen.

Führungspersönlichkeiten, die Täter des Missbrauchs durch Schweigen geschützt haben, haben sich an den Opfern schuldig gemacht. Und Andere, die Ihr Verhalten und Kommunikationsvermögen so destruktiv einsetzen, dass ein Scherbenhaufen zurückbleibt? Wäre es da nicht besser, einen Neuanfang zu beginnen.

Was ich überhaupt nicht verstehe ist das mangelnde Schuldbewusstsein der Verantwortlichen. Die Selbstanklagen kamen erst, als es keine andere Möglichkeit einer Reaktion mehr gab. Ob dieser Vertrauensverlust jemals wieder aufgelöst werden kann? Sicher schwer, wenn nicht unmöglich.

Es gibt viele Aufgaben in der Kirche, die dem Potential der Betroffenen entsprechen und von Ihnen ausgefüllt werden könnten. Ich hätte mir aus Rom eine Entscheidung gewünscht, die das Ausmaß der Fehler berücksichtigt hätte. Dieser Schritt „weiter so wie bisher“ wird sicher nicht ohne Reaktionen bleiben. Eine halbherzige Lösung soll Befrieden. Ich weiß nicht, ob das funktionieren wird.