Gott, nicht zum ersten Mal frage ich Dich: Wo bist Du gewesen? Wo warst Du, als Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene von MitarbeiterInnen Deiner Kirche, sexuell missbraucht, körperlich und seelisch misshandelt und verletzt wurden? Die Menschen haben Dich gesucht und wurden Opfer von Menschen, die in Deiner Kirche tätig sind. Deine Kirche hat es nicht geschafft, die Menschen zu schützen. Nach dem Lesen der Berichte habe ich gedacht, dass die Verantwortlichen nicht aktiv schützen wollten. Ihnen waren die Opfer egal und der Schein einer heiligen Kirche wichtiger. Wo ist Deine Kirche heilig, wenn von ihr gedeckt unverzeihliche und abscheuliche Taten begangen werden?
Du hast gesagt: „Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er in der Tiefe des Meeres versenkt würde.“ Gott, heute ertrinken in den Meeren Menschen, die auf der Flucht und auf der Suche nach einem gerechteren Leben sind. Nein, ich möchte nicht, dass Bischöfe, Generalvikare, kirchliche MitarbeiterInnen mit Mühlsteinen um den Hals neben diesen unschuldigen Menschen auf dem Meeresboden liegen. Da würde der Bock zum Gärtner gemacht.
Menschen, die nach der katholischen Lehre durch Weihen sich dem Göttlichen widmen sollen und eine besondere Gnade zuteilwird, haben Dich verraten. Selbst einer Deiner Jünger, die Du ausgewählt hast, hat Dich verraten. Hört das denn niemals auf? Auch ich fühle mich verraten, wenn Mainzer Bischöfe sich den Tätern fürsorglich zugewandt haben und die Opfer missachtet haben. Wie oft bin ich für sie eingetreten. Wenn sie kritisiert wurden, habe ich sie verteidigt. Doch sie haben mich getäuscht und das muss ich erstmal verarbeiten.
Vieles von dem was ich gelesen habe ist nicht zu ertragen. Und ich habe es nur gelesen und musste es nicht erleben. Gott, ich werde mit Dir weiter ringen, warum Du nicht eingegriffen hast. Wolltest Du nicht oder konntest Du nicht. Letzteres ist nicht möglich, denn Du bist allmächtig. Gib mir und allen Wachsamkeit und Mut, laut und durch aktives Handeln Straftaten und Ungerechtigkeiten in Deiner Kirche zu verhindern, den oft haben auch wir als KatholikInnen uns nicht richtig verhalten und sündigt gemacht.