Schmuckband Kreuzgang

Was bleibt ist Irritation

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Domradio
Datum:
So. 19. Sept. 2021
Von:
Walter Montigny

Ausschnitte eines Artikels vom 15.09.2021 des Domradio‘s Köln

Bischof Heße bleibt im Amt. Nach Monaten der Wartezeit hat der Vatikan entschieden, das Rücktrittsangebot abzulehnen.

Der Bischof hatte nach öffentlicher Kritik im November 2020 den Vatikan über die Vorwürfe gegen seine Person in Bezug auf den Missbrauch im Erzbistum Köln informiert. Nach der Veröffentlichung des Gutachtens der Anwaltskanzlei Gercke Wollschläger Anfang März 2021 hat er seinen sofortigen Rücktritt angeboten und seine Amtsgeschäfte ruhen lassen.

Dem Bischof werden im Gutachten elf Pflichtverletzungen im Umgang mit Fällen von sexualisierter Gewalt in seiner Kölner Zeit als Personalchef und Generalvikar von 2006 bis 2015 vorgeworfen. 2002 hatte die Deutsche Bischofskonferenz bereits Richtlinien veröffentlicht, wie bei einem Verdacht auf Missbrauch Minderjähriger vorzugehen ist. Konkret soll er versäumt haben, kirchliche Verfahren zur Aufklärung von Missbrauchsvorwürfen einzuleiten und mehrere Fälle nicht an Staatsanwaltschaft oder Vatikan gemeldet haben.

Begründet wird die Entscheidung damit, dass nach eingehender Prüfung der eingegangenen Dokumente der Heilige Stuhl für den fraglichen Zeitraum Mängel in der Organisation und Arbeitsweise des Erzbischöflichen Generalvikariates sowie persönliche Verfahrensfehler Mons. Heßes festgestellt hat. Die Untersuchung hat jedoch nicht gezeigt, dass diese mit der Absicht begangen wurden, Fälle sexuellen Missbrauchs zu vertuschen. Das Grundproblem bestand, im größeren Kontext der Verwaltung der Erzdiözese, im Mangel an Aufmerksamkeit und Sensibilität den von Missbrauch Betroffenen gegenüber. 

Die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Karin Kortmann, erklärte in Bonn, wenn aus Fehlentscheidungen keine persönlichen Konsequenzen folgten, sei das ein "Schlag ins Gesicht für Betroffene von sexueller Gewalt". ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel führte weiter aus: "Ich bin schockiert darüber, dass im Vatikan offenbar weiter verleugnet wird, dass sicht­bare und spürbare Veränderungen in der Kirche nötig sind, um das verloren gegangene Vertrauen wieder zu erlangen." Die Katholikinnen und Katholiken in Deutschland hätten andere Erfahrungen mit Verantwortungsübernahme im gesellschaftlichen und politischen Kontext. Dass die Kirche hier so verfahre, sei sehr irritierend.

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