Schmuckband Kreuzgang

Was bleibt sind Verletzungen

Trauma (c) Pixabay
Trauma
Datum:
So. 23. Jan. 2022
Von:
W. Montigny

Das Gutachten aus München dokumentiert akribisch, in welchem Sumpf sich Würdenträger der ka­tholischen Kirche seit 1945 bewegten, um Kinderschänder aus den eigenen Reihen zu schützen und somit auch Wiederholungstaten zu begünstigen. Und dieses bewusste Vertuschen macht sie zu Mit­tätern. Die Vorwürfe erreichen nunmehr auch den emeritierten Papst. Die Klarheit der Feststellungen lassen kaum Interpretation zu.

Das Ergebnis erschüttert erneut, war jedoch rückblickend auf die bisher veröffentlichten Studien zu erwarten. Auch zu erwarten war, dass sich Täter nach wie vor mit Händen und Füßen gegen Anschul­digungen zu wehren versuchen. Nachweislich jedoch sehr unglaubwürdig.

Was fehlt ist die Übernahme von Verantwortung. Und soweit dies nicht geschieht, sei es durch per­sönliche oder herbeigeführte, wird die Kirche ihr Dasein unter einem Schleier des Makels fristen.

Sollte die Kirche sich nicht eindeutig positionieren, sich das wieder zu Eigen machen, auf was sie sich beruft, wird den Opfern keine Gerechtigkeit gewährt und die Gläubigen werden im Regen stehen gelassen. Es braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, was das für die Zukunft bedeuten würde.

Ich fordere die Kirche auf, reinen Tisch zu machen. Und ich erwarte auch, dass alle gläubigen Men­schen sich erklären. Das könnte den Reinigungsprozess beschleunigen.

Auch und gerade mit Hinblick auf die Opfer, die über Jahrzehnte nicht ernst genommen oder sogar unter Druck gesetzt oder bedroht wurden. Selbst nach Jahren fällt es ihnen schwer oder ist ihnen unmöglich, mit all den ertra­genen Verletzungen zu leben. Die Tränen, die sie als Kinder vergossen haben, beherrschen ihren Le­bensalltag. Die Verletzungen werden wir nicht wieder gut machen können, aber es muss ein primäres Anliegen sein, jede notwendige Hilfe zu geben. Und nicht nur darüber zu reden.