Beim Blick am 1. Weihnachtsfeiertag in die Krippe in der Herz-Jesu Kirche bin ich erschrocken: Josef ist weg! Beim Jesus-Kind stand nur Maria. An der Stelle, an der normalerweise Josef steht, war eine Lücke. Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf. Wurde die Josef Figur geklaut oder gibt es einen besonderen Grund? Ist die diesjährige Krippe sozialkritisch und stellt Maria als alleinerziehende Mutter da? Hat sich Josef vom Kind zunächst abgewendet? Oder ist es einfach so wie im heutigen Leben: Heilig Abend war gestern, die Geschenke sind ausgepackt (die Heiligen Drei Könige stehen ja schon an der Krippe) und jetzt geht es gleich los zur Flucht nach Ägypten (heute nennt man das Bade– und Tauchurlaub am Roten Meer).
Josef hatte es im wirklichen Leben sicherlich nicht einfach. Vater zu sein ohne Vaterschaft und dann auch noch auf der Flucht wegen des Kindes. Vielleicht hat er sich deshalb mal von Maria und Jesus entfernt, um einfach mal zu schauen, wo sein Platz ist.
Wo ist mein Platz, wo ist unser Platz in der Krippe, in der Kirche, im Kirchort Kelsterbach? Das wird uns sicherlich im nächsten Jahr 2022 im Rahmen des Pastoralen Weges, dem Versuch einer kirchlichen Flucht nach vorne, beschäftigen. Ob Jede und Jeder seinen Platz findet, an dem sie/er sich angenommen und wohl fühlt? Oder rutschen Einzelne oder ganze Gruppen durchs Raster?
Josef hat nach dem Weihnachtsfest seinen Platz in der Krippe wiedergefunden. Menschen haben die Suche begleitet und mitgeholfen. Ein Bild, das uns Hoffnung geben kann, aber auch uns in die Pflicht nimmt, nicht tatenlos die freien menschlichen und inhaltlichen Plätze in unserem Gemeindeleben zu akzeptieren.