Als bekannt wurde, dass Father Benedict im November sein silbernes Priesterjubiläum feiert, war für einige Sängerinnen und Sänger vom Chor El'Schaddaj klar: da müssen wir hin.
Zuerst nur als Kurzreise für wenige angedacht, stellte sich heraus, dass eine Anreise mit 13 Personen erfolgen würde und es möglich sei im Festgottesdienst musikalisch mitzuwirken. Vor allem da dies auch ein Wunsch von Father Benedict war. Am Mittwoch, 13.11.2019 kamen angesichts des Hochwassers erste Zweifel an der Durchführbarkeit, vor allem da eine Sängerin und der Keyboarder aus gesundheitlichen Gründen ausfielen und zwei weitere Chormitglieder mit Mandelentzündung und Antibiotika anreisen würden. Auch die Nachricht vom Hotel, dass das Untergeschoss mit 50-60 cm unter Wasser stehen würde und davon auch die Küche betroffen sei, also keine Frühstücksmöglichkeit bestände, ließen uns schwanken. Nach einer Nacht Bedenkzeit stand aber für alle restlichen 11 fest, wir reisen nach Venedig.
Nach einem Flug mit leichten Turbulenzen erreichte die gerade Gelandeten die Nachricht von Father Benedict, dass momentan die Stadt noch überschwemmt sei und man doch lieber noch Zeit am Flughafen verbringen solle. Nach zwei Stunden kam von Father Benedict endlich das "Go". Mit dem Bus kamen dann die Sängerinnen und Sänger am Piazzale Roma an. Zwei Damen hatten sich außerhalb der Stadt ein Hotel gesucht und sich schon dorthin aufgemacht. Die restlichen, unerschrockenen Chormitglieder trotzen mit Schirm, regenfester Jacke und Gummistiefel versorgt, der Nässe von oben und unten und machten sich nach einem Aufenthalt in einem Café auf zum Hotel. Dort hatte sich die Lage zwischenzeitlich auch gebessert, man war noch am Wischen, aber immerhin war das Wasser zurückgegangen. Und eine gute Nachricht gab es: da der Hochwasserpegel weiter fiel, sollte auch das Frühstück am Samstagmorgen möglich sein. Die gebuchten Appartements lagen im ersten Stock und waren sowieso nicht betroffen. Father Benedict ließ es sich nicht nehmen nach dem Rechten zu sehen und nahm dann beruhigt seinen Abendtermin wahr. Mit leckerem Essen und Rotwein klang der Abend aus.
Der Samstag begann überraschend mit Sonne und schönem Wetter. Nach dem ausgiebigen Frühstück im Hotel machten sich die Chormitglieder, vorsichtshalber weiterhin mit Gummistiefel ausgestattet, auf den Weg durch Venedigs Altstadt. Auch am Abend hatte es noch einmal Hochwasseralarm gegeben. Und so waren fast überall in den Geschäften und Häusern noch Menschen mit dem Leerpumpen, Trockenwischen und Entsorgen von Einrichtungsgegenständen beschäftigt. Noch waren die Straßen mit Pfützen übersät und die ein oder andere Stelle nicht passierbar, doch es war zu erkennen, dass das Wasser sich immer weiter zurückzog. Auch heute war die berühmte Rialdobrücke das Ziel vieler Touristen, wie auch von den Sängerinnen und Sängern. Durch kleine Straßen, über Brücken hinweg, führte uns unser Weg durch die Lagunenstadt mit ihren historischen Bauten. Ein weiteres Ziel war die berühmte Seufzerbrücke. Der Markusplatz (Piazza San Marco) war noch immer überschwemmt, es gab immerhin ein paar Flächen, die fast trockenen Fußes begehbar waren. Teilweise ging es nur über extra errichtete Stege weiter. Der Markusdom musste weiterhin geschlossen bleiben. Der Fischmarkt war wie immer in den Hallen aufgebaut und auch der Obst- und Gemüsemarkt fand mit einer gewissen Normalität statt. Nach dem Herumschlendern fuhren die Chormitglieder mit einem der Wasserbusse (Vaporetto) zurück zum Piazzale Roma und von dort ging es zum Hotel. Am Abend wurde mit Father Benedict ein schönes Restaurant zum Essen besucht. Schon bei der Reservierung war klar, spätestens um 22 Uhr wird geschlossen und dort alles für das für Sonntag angekündigte nächste Hochwasser gerichtet. Auch in dieser Nacht waren wieder die Hochwassersirenen zu hören.
Bereits von den Mitarbeitern des Hotels und Father Benedict vorgewarnt, wurde das Frühstück am Sonntag bereits um 6.45 Uhr eingenommen um vor dem eintreffenden Hochwasser zum Lido zu kommen. Und so kämpften sich die Sängerinnen und Sänger durch den Starkregen und Gewitter zu den Anlegestellen um dann im dritten Anlauf noch ein Vaporetto zu finden, das zum Lido fuhr. Wegen des anstehenden Hochwassers war der Schiffsverkehr bereits eingeschränkt. Lido di Venezia ist eine rund 10 bis 11 km lange und nur 1 km breite Insel vor Venedig, auf der sich die 1936 erbaute Kirche Sant' Antonio di Padova befindet in der Father Benedict regelmäßig Gottesdienste feiert. Von der Bootsanlegestelle ging es mit dem Bus dann weiter bis zu dieser Kirche, wo Father Benedict bereits mit einem Kaffee im Gemeindehaus wartete. Leider hatten sich viele der erwarteten Gäste nicht getraut von außerhalb zu kommen und abgesagt, umso mehr war die deutsche Abordnung willkommen. Auch der leitende Pfarrer freute über den Besuch des Chores. An diesem Tag stieg der Wasserpegel erneut auf 1,50 Meter über dem Meeresspiegel an. Es war das dritte Mal seit Dienstag, dass ein solch hoher Wert gemessen wurde, bisher war er noch nie zweimal im Jahr über 1,50 Meter gestiegen. Umso schöner war es dann doch im Gottesdienst festzustellen, dass die große Kirche sehr gut gefüllt war. Mit herzlichen Worten begrüßte der Pfarrer don Renato Mazzuia die Gläubigen und ganz besonders Father Benedict, der dann auch die Leitung des Gottesdienstes übernahm. Ein ortsansässiger Chor begleitete die Lieder. Zum Halleluja und zur Gabenbereitung erklangen dann die Stimmen vom Chor El'Schaddaj unter der Leitung von Gregor Konrad, der auf der Orgel diese Lieder begleitete. In seiner Ansprache erzählte Father Benedict auch von seiner nicht einfachen Kindheit und dass er letztendlich in seinem Glauben Geborgenheit gefunden hat. Er bedankte sich auf deutsch bei den Sängerinnen und Sängern, dass sie diese Mühen auf sich genommen haben um mit ihm zu feiern und er fühle sich geehrt diese Menschen seine Freunde nennen zu dürfen. Er freute sich auch über die Urkunde der Pfarrgruppe, die ihm von der Pfarrsekretärin Silke Konrad mitgebracht wurde. Nach dem Gottesdienst waren alle ins Gemeindehaus eingeladen, wo ein großzügiges Büfett mit unterschiedlichen Speisen und Getränken auf alle wartete. Und es kamen sehr viele Menschen mit um ihrem Don Benedicte zu gratulieren. Man merkte ihnen an, wie wichtig ihnen Father Benedict ist und wie geschätzt er ist. Nach einem Spaziergang zum aufgewühlten Meer verabschiedeten sich die Chormitglieder am Nachmittag um zurück zu fahren. Ein Teil fuhr direkt weiter zum Flughafen um den Heimweg anzutreten, der Rest gönnte sich noch einen Besuch in einem netten Restaurant.
Der Montag begann mit viel Sonne und einem Frühstück in aller Ruhe. Der Wasserpegel war erneut gesunken und so konnte man alles ganz bequem erreichen. Das heutige Ziel war die Insel Burano, bekannt für die bunten Fischerhäuser. Hier konnte man herrlich herumschlendern und vieles entdecken, wie die alte Kirche zum Heiligen Martin Vescovo mit ihrem schiefen Kirchturm aus dem 17. Jahrhundert. Es blieb danach noch Zeit für einen Abstecher nach Murano, die sogenannte „Glasbläserinsel“ bevor es dann Richtung Flughafen und zurück in die Heimat ging.