Bei Fairem Handel denken viele vor allem an Erzeugnisse aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Seit kurzem bietet der Weltladen Seligenstadt aber auch Spezialitäten aus Sizilien und Süditalien an. Erzeugt werden sie in Kooperativen, die auf ehemaligem Grundbesitz der Mafia entstanden sind.
Die Mafia (und in Süditalien Camorra, Cosa Nostra, N'drangheta u.a.) terrorisiert seit Jahrzehnten Firmen, Kleinunternehmer, Landbesitzer und Private durch Erpressung, Entführung, Mord und andere Gewalttaten. Das organisierte Verbrechen lähmt die Entwicklung dieser Regionen. Die Ermordung der Richter Falcone und Borsellino im Palermo der 1990er Jahre veranlasste die italienische Regierung endlich, zwei wirkungsvolle Gesetze zu verabschieden: das Pio-La-Torre-Gesetz erlaubt dem Staat, Personen schon beim begründeten Verdacht auf Mitgliedschaft in der Mafia zu enteignen. Ein weiteres Gesetz ermöglicht, die konfiszierten Güter (Landbesitz, Gebäude etc.) sozialen Organisationen zur Nutzung zu überlassen. Darauf basierend wurden seit 2001 auf Initiative des Priesters Don Luigi Ciotti auf Sizilien und in anderen Regionen Italiens Sozial-Kooperativen gegründet, um vor allem jungen Menschen und in den letzten Jahren auch Geflüchteten eine Perspektive und Arbeit in einem legalen Lebensumfeld zu ermöglichen.
Es gehört Mut dazu, sich den brutalen Bedrohungen der Mafia zu widersetzen. Das betrifft
auch eine Antimafiabewegung, die von jungen Leuten 2004 in Palermo gegründet wurde:
Addiopizzo. Pizzo ist das „Schutzgeld“, das Mafiosi von Ladenbetreibern, Unternehmern und anderen erpressen. Sich dem Pizzo zu verweigern, kann Drohungen, Sachbeschädigungen, Gewalt, sogar Tod bedeuten. Inzwischen sind es mehr als tausend Läden und Unternehmen, die der Addiopizzo-Kampagne beigetreten sind und dies durch ein Label öffentlich machen.
Der Einkauf der meist kontrolliert biologisch angebauten Erzeugnisse ist eine Möglichkeit,
die Welt etwas fairer und friedlicher zu gestalten.