Weihnachtsgruß

Geliebte Weihnachts-Engel, verehrte Christmas-Skeptics, respektierte Navidad-Leugnende, bien-aimées Noël-Connaisseuses!

Ach, jetzt macht uns das Biest, ein Virus - oder besser der Umgang damit - scheinbar wieder einen Strich durch unsere Ideen, Traditionen, Arrangements, Erwartungen von Weihnachten. Aber mal ehrlich: wollen Sie, wollt Ihr Euch davon wirklich ins Bockshorn jagen lassen, die Laune und den Sinn für das Wesentliche dieses Mensch-Werdungs-Festes verderben lassen?

Ja, dass der Einzelhandel, die Behaglichkeitsindustrie derzeit einen schweren Stand hat, ist durchaus ernst zu nehmen. Ein erheblicher Teil unseres auf Erfolg getrimmten Gesellschaftsapparats basiert darauf. Jede/r kann darüber hinaus weit Wesentlicheres beobachten: der Geist der Versöhnlichkeit und des Lieben-Wollens, der Schrittmacher der Menschlichkeit weiterführt, scheint ins Hintertreffen gekommen zu sein.

Wer hat seinen Blick für die Schwäche und Hinterfragbarkeit nicht verloren? Wer ist nicht zu sehr mit Wichtigerem beschäftigt, als den Blick auf Ertrinkende, Flüchtende, ausgelaugte Pflegende und ÄrztInnen, Kranke, Obdachlose, Diskriminierte, Gedemütigte zu wenden?

Weihnachten, leider oder besser kein Kuschel- und Heile-Welt-Fest; eher ein Fest des Mangels - an Zuwendung und Annahme des nächsten und erbärmlichen Mitgeschöpfs. Ob dieser Eine Gott, der mit dem - nicht Rauschgold - Engel auf Jesu Geburt deutet, uns hier Hausaufgaben gibt, die es immer wieder von Generation zu Generation, von Epoche zu Epoche zu lösen gilt?

Ich denke schon; mehr: ich bin davon überzeugt! Und dann, ja und dann lässt sich Weihnachten auch im absurden Theater der unwägbaren Welt wunderbar himmlisch-irdisch, göttlich-menschlich feiern.

Machen Sie, macht Ihr, machen wir das Beste daraus!

Gesegnete Weihnachten!

Ihr Holger Allmenroeder, Pfarrer