Sankt Marien Großen-Buseck

Predigt - Gedanken zum 6. Sonntag der Osterzeit.

Corona-Predigt zum 6. Sonntag der Osterzeit

Sonntag6_k (c) Hintergrundbild: Thomas Kleine in: Pfarrbriefservice.de

Nur noch zwei Wochen trennen uns von Pfingsten. Das klingt heute sowohl in der Lesung als auch im Evangelium an. In der Apostelgeschichte heißt es, dass Petrus und Johannes nach Samarien geschickt wurden, damit sie da darum beteten, dass die Menschen dort den Heiligen Geist empfangen sollten.

Und im Johannes-Evangelium wendet sich Jesus kurz vor seiner Passion an die Jünger: „Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der Geist der Wahrheit.“

Wie reagieren wir in diesen Coronazeiten darauf, dass sich jetzt der Fokus verschiebt? Weg von der Überwältigung  der Auferstehung, dem Bann des Wunders aller Wunder hin zum langen Atem des Gemeindeaufbaus, dem Geist, der auch die Mühen der Ebene bezwingen soll? An sich müsste sich dieser schleichende Übergang innerhalb der heiligen 50 Tage uns in diesem Jahr besonders nahelegen.

Ostern mussten wir versprengt vor dem Bildschirm zubringen, wir sahen das staunenmachende Wunder nur aus der Distanz. Wie eine Explosion, die sich am anderen Ende der Welt zuträgt. Jetzt, im Zugehen auf die Ausgießung des Heiligen Geistes, auf dem Weg nach Pfingsten also, dürfen wir uns bereits wieder versammeln und, wenn auch in kleinerer Zahl, mitten im Heiligtum, im lebendigen Kreis der Kirche.

Und wir merken es bereits oder werden es bald merken: Wir brauchen nun nicht mehr in erster Linie den elementaren Urknall der Auferstehung, die uns erschüttert und ins Mark trifft, sondern wir brauchen die treue Begleitung, den Trost und die stete Anfeuerung des Heiligen Geistes. Wir sollen nicht aus dem einzelnen Augenblick leben, sondern aus der Beständigkeit, die der Kirche Dauer verleiht.

Es ist eine große Herausforderung, in diesen Zeiten und unter diesen Bedingungen Gemeinde zu sein. Nicht auseinanderzufallen, nicht zu vereinzeln. Gewiss, wir können als Christen auch als getaufte Individuen mit Christus vor Gott hintreten. Doch unsere Berufung und unser Auftrag ist etwas anderes: Nämlich uns im Heiligen Geist und durch den Heiligen Geist auferbauen zu lassen aus den vielen zur lebendigen Einheit der kirchlichen Gemeinde.

„Kirche“: Das sind die Heraus-Gerufenen! Herausgerufen aus der Angst, der Enge, der Sorge und eben der Vereinzelung. Erst durch Pfingsten werden wir „gemeinde-fähig“.