Innensanierung unserer Pfarrkirche St. Georg – „Hindernislauf ohne absehbares Ende …“

Datum:
Sa. 18. März 2023
Von:
Pfr. Hubert Hilsbos

Bei einem Hürdenlauf über 110 Meter sind zehn Hürden zu überwinden; … Beim Hindernislauf über 3000 Meter sind es (mit Wassergraben) insgesamt 35 Hindernisse. Wenn die entsprechende Laufstrecke gelaufen ist und alle Hindernisse überwunden sind, dann sind die Sportler/innen am Ziel; … es ist geschafft; alle Anstrengungen und Trainingszeiten haben sich gelohnt …

Mit Blick auf die Innensanierung unserer Pfarrkirche St. Georg in Nieder-Olm befinden wir uns seit Jahren in einem mehrjährigen Dauerlauf. Hoffend jetzt endlich die letzte Runde zu laufen - und dann werden wir doch wieder in eine weitere Runde geschickt mit  zusätzlichen neuen Hindernissen. Wieviel Runden müssen wir noch laufen …?

Nachdem die Kategorisierung aller Kirchen im Pastoralraum (Klein-Winternheim, Ober-Olm, Sörgenloch, Zornheim, Nieder-Olm) definiert wurde und zuletzt unser Verwaltungsrat – zusammen mit dem Bauausschuss zur Innensanierung – die Finanzierung gesichert hat, dachten wir, dass wir nun endlich auf das Ziel zulaufen. Falsch gehofft!

Jetzt hat die ‚Unterkommission Architektur und sakrale Kunst‘ der Liturgiekommission des Bischöflichen Ordinariates dafür votiert, dass die Versetzung des Baldachins im Chorraum nicht erfolgen soll, da dann der Baldachin nur noch ein „reines Dekorationselement“ wäre. Als weiterer Grund werden die Kosten für die Verset-zung angeführt. Dies wurde uns in einem Brief von Baudirektor J. Krämer (Bischöfliches Ordinariat Mainz) am 16. Mai 2023 mitgeteilt.

Bezüglich der Versetzung des Baldachins kann man durchaus verschiedener Meinung sein. Genau deshalb hat sich der Bauausschuss, der Verwaltungs- und Pfarrgemeinderat dies nicht nur genau überlegt und abgewogen, sondern hat die wesentlichen Gründe für eine Versetzung immer zusammengetragen und betont. Das Bischöfliche Ordinariat (Baudezernat) hat im Mai 2019 einen Künstlerwettbewerb durchgeführt. Die Beschreibung und die Aufgabenstellung wurde in Kooperation mit der Pfarrgemeinde von Seiten des Bischöflichen Ordinariates formuliert; Bestandteil dieser Aufgabenstellung war immer auch die Versetzung des Baldachins. Zudem entspricht die inhaltliche Darstellung der ‚Unterkommission Architektur und sakrale Kunst‘ in dem erwähnten Brief in keiner Weise der formulierten Aufgabenstellung, der Beurteilung des Preisgerichtes zum Künstlerwettbewerb und den  Begründungen, die von den Gremien unserer Pfarrgemeinde formuliert und bestä-tigt wurden; sie werden überhaupt nicht berücksichtigt oder auch nur erwähnt.
Die wesentlichen Gründe, die für eine Versetzung sprechen sind diese:

  • Der Baldachin soll zukünftig kein funktionsloses „Dekorationselement“ (!) werden, sondern er bekrönt und verweist auf den Ort des Taufgeschehens als wichtigen Ort der Sakramentenspendung. Der Ort der Taufspendung soll als ein hervorgehobener Ort für das Sakrament des Christwerdens und Christseins „ausgezeichnet“ sein; dies wird durch die Versetzung des Baldachins besonders erzielt.
  • Darüber hinaus hilft die Versetzung des Baldachins mit, dass die Raumwirkung des barocken Kirchenraumes positiv verändert wird, sich wieder öffnet und weitet - und das Kreuz zusätzlich durch den Baldachin „gerahmt“ und betont wird. Zusammen mit dem Auferstehungsbild im Chorraum und dem Kreuz betont und veranschaulicht der Baldachin die zentrale neutestamentliche Aussage: „Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft worden sind, auf sei-nen Tod (und Auferstehung) getauft worden sind?“ (Röm 6,3)
  • Unter eher architektonischen und kunsthistorischen Gesichtspunkten wurde kritisiert, dass der Baldachin direkt unterhalb des Triumphbogens als unpassende „Doppelung“ empfunden wird. Zudem passen die Relationen des relativ großen Baldachins zum ähnlich großen Triumphbogen nicht zueinander; vielmehr teilt der große Baldachin den Kirchenraum in zwei „separate Kirchenräume“.

Die Kosten der Versetzung sind mit 68.000,00 € definiert. Ja, das ist zweifelsohne viel Geld für eine konkrete Maßnahme. Dennoch sind wir der Auffassung, dass die oben genannten Gründe sehr deutlich für die Versetzung des Baldachins sprechen und diese Kosten auch rechtfertigen. Vertretbar ist, dass diese wichtige Maßnahme der Rückversetzung des Baldachins lediglich 8,2% der Gesamtkosten der Innensanierung ausmachen.

Jetzt laufen wir eine weitere Runde! - Der Verwaltungsrat hat nochmals die wesentlichen Argumente für das Gesamtkonzept der Innensanierung in einem Brief an das Bischöfliche Ordinariat zusammengefasst. Herr Tobias Eder (Freiburg), der den Künstlerwettbewerb gewonnen hat, unterstützt uns argumentativ intensiv. Wenn uns eine Antwort von den Verantwortlichen im Bischöflichen Ordinariat vorliegt, möchten wir – Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat – zu einer Gemeindever-sammlung einladen.
Bis dahin laufen wir weiter, versuchen die Hindernisse zu nehmen – wie in den zurückliegenden Jahren … aber irgendwann ist auch Ende!