Austauschabend am 7. März 2022

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Datum:
Mi. 23. Feb. 2022
Von:
Pfarrer Hubert Hilsbos

Zu einem Gesprächs- und Austauschabend hatten Andrea Keber (PGR-Vorsitzende), Pfr. Hubert Hilsbos und Pfr. Dr. Martin Klose ins Camarahaus eingela-den. Über 40 Personen waren gekommen. Der schreckliche Angriffskrieg in der Ukraine, die schlimmen Situationen der Menschen im Krieg, Flüchtlinge, … und unser Entsetzen, unsere Sprachlosigkeit, … die Möglichkeiten der Solidarität und Hilfe waren unmittelbar gegenwärtig.
Anschließend stand die Situation unserer Kirche - gerade nach der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachten im Erzbistum München-Freising - im Vordergrund. Es war ein sehr intensiver, emotionaler und ehrlicher Abend. Die persönlichen Erfah-rungen, Meinungen, Einschätzungen, … haben diesen Abend einerseits „schwer“ aber auch „besonders“ gemacht. – Danke alle, die gekommen waren!
Der Erzbischof von München, Kardinal Marx, hat vor wenigen Tagen in einer Podi-umsdiskussion formuliert, dass es nicht ausreicht nach den „systemischen Ursa-chen“ von Missbrauch zu fragen, sondern, dass das jetzige „Gesamtsystem von Kirche“ in Frage gestellt ist. Er hat völlig Recht, ich bin der gleichen Überzeugung, dass die Institution Kirche einer grundlegenden (systemischen) Reform bedarf, die wie ein „Reset“ nach dem Evangelium und dem Fundament der Kirche fragt und sich neu ausrichtet. Und dieser Wandel muss jetzt ermöglicht, sichtbar und erfahrbar werden - und verträgt absolut keine Vertröstung mehr.
Die nachstehende Mail von Herrn Norbert Keßler gibt wichtige Aspekte des gemeinsamen Austausches wider; - danke für die Zustimmung der Veröffentlichung!

Liebe Andrea (Keber),
nach dem Gesprächsabend am Montag drehen sich viele Gedanken in meinem Kopf! Im Grunde kann ich alles was in den Wortbeiträgen gesagt wurde nachvollziehen. Ich glaube man kann sagen: Innerlich, sind viele, sind wir schon ausgetreten … oder vielleicht doch besser gesagt, abgewandt von dieser klerikalen Kirche.
Ich möchte meine vorgetragene Ansicht noch einmal bekräftigen: Bevor die alten Struk-turen nicht zerfallen sind, kann nichts Neues entstehen! Bestärkt wurde ich leider nochmals in dieser Ansicht nachdem ich mir, rein zufällig und auch nicht von ganz vorne, gestern die Dokumentation auf ARTE „Die missbrauchten Dienerinnen Gottes“ angesehen habe! Diese Kirche als Institution muss zerfallen, sie wird in vielen maßgeblichen Führungsstrukturen nicht vom Geist Gottes gelenkt!
Deshalb glaube ich, es ist besser und umso wichtiger, dass sich die, die „guten Willens sind“ den Menschen zuwenden, und nicht die Kraft vergeuden, um die Kirchenfürsten zu guten Hirten bekehren zu wollen. Ich glaube, dass die Blase, von der Du am Montag gesprochen hast, platzen muss, damit Kraft frei wird. Du hast ja in gewisser Weise selbst, den Sinn der Demo-Aktionen von Maria 2.0 „in Frage“ gestellt. All dieses Engagement wird meiner Auffassung nach nichts an den Strukturen ändern.
Ja, wir leben, Gott und dem hl. Geist sei Dank, in einer Pfarrgemeinde in der vieles möglich ist und auch getan wird! Das Entscheidende wird sein, dass wenn, wie H. Hilsbos gesagt hat, das System implodiert (und das wird es), genügend Mitmenschen guten Willens da sind, die dann im Sinne des Evangeliums weitermachen. Es wird was Neues entstehen! Wie das dann genau aussieht, weiß ich nicht, das wussten die Jünger nach dem Karfreitag auch nicht, aber ich glaube daran!
Herzliche Grüße! Norbert (Keßler)