Offener Brief Maria 2.0 im Bistum Mainz zum Missbrauchsgutachten München-Freising

Maria2.0_Logo-Illustration-fb (c) Lisa Kötter
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Datum:
Di. 25. Jan. 2022
Von:
Andrea Keber

Mit Entsetzen, Fassungslosigkeit und Wut haben wir – Frauen und Männer von Maria 2.0 im Bistum Mainz – auf die Ergebnisse der neuen Missbrauchsstudie des Erzbistums München-Freising reagiert.

Entsetzt, fassungslos und wütend über das Ausmaß der an Minderjährigen und Erwachsenen begangenen sexuellen Verbrechen und darüber, in welcher Weise Joseph Ratzinger auch heute trotz erdrückender Beweislage diese Verbrechen verharmlost.

Entsetzt, fassungslos und wütend, dass bei vielen Amtsträgern innerhalb der Römisch-Katholischen Kirche immer noch der Schutz der Institution vor dem Leid der Betroffenen steht.

Entsetzt, fassungslos und wütend, dass seitens der Amtsträger keine Verantwortung übernommen wird und persönliche Konsequenzen gezogen werden.

Entsetzt, fassungslos und wütend, dass die Aufklärung und Aufarbeitung des sexuellen und geistlichen Missbrauchs weiterhin verschleppt wird oder nur unzureichend geschieht und mutmaßliche Täter dem staatlichen Strafverfolgungsprozess oftmals nicht zugeführt worden sind.

Die Institution „Römisch-Katholische-Kirche“ verspielt den letzten Rest ihrer Glaubwürdigkeit.
Wir von Maria 2.0 im Bistum Mainz fordern

  • eine umfassende Aufklärung und Aufarbeitung des Missbrauchs durch staatliche Institutionen. Die Kirche selbst als befangene Organisation ist dazu nicht in der Lage.
  • echte Gewaltenteilung, welche die Ausübung von Macht auf unterschiedliche, strukturell voneinander getrennte Rollen verteilt und kontrolliert. Denn Bischöfe regieren in der Institution Kirche zugleich als Legislative, Exekutive und Judikative in einer Person. Diese Gewaltenanhäufung war und ist eine der Hauptgründe dafür, dass Vertuschung in diesem Ausmaß möglich war und ist.
  • eine klare und deutliche Haltung der Bischöfe – auch und vor allem Rom gegenüber - zu den mehr als notwendigen Reformen, deren Umsetzung keinen Aufschub mehr duldet.
    Die Geduld von vielen Frauen und Männern ist erschöpft. Es reicht! Es muss
    jetzt gehandelt werden!