Gedanken zur diesjährigen Rochuswallfahrt
„Nehmt Neuland unter den Pflug! Es ist Zeit, den HERRN zu suchen.“ (Hos 10,12 b)
Unter diesem Leitwort stand die diesjährige Rochuswallfahrt in Bingen in einer Zeit großer Umbrüche und Umgestaltungen in der Kirche insgesamt und in unserem pastoralen Raum. Ein Motto, das uns Mut gemacht hat, weil wir es uns nicht ausdenken mussten, sondern weil es uns als Gottes Wort durch den Propheten Hosea geschenkt und zugesagt wurde.
Den RÜCKblick auf die Festwoche können wir mit guten Gründen positiv abschließen. Nicht nur wegen der zufriedenstellenden Zahl der Pilgerinnen und Pilger. Wichtiger und sicher auch nachhaltiger (wenn auch nicht kontrollierbar!) ist das, was der Heilige Geist in den Herzen der Menschen gewirkt hat und auch weiterhin wirken wird. Es ist immer gut, wenn z. B. bei Wallfahrten der Glaube nach außen hin bezeugt wird; wenn Menschen in der Öffentlichkeit beten; wenn Begegnung mit Gott und den Heiligen möglich ist ebenso wie die Begegnung untereinander beim Essen, Trinken, Reden. Himmel und Erde haben miteinander in enger Beziehung gestanden. Das bleibt nicht ohne Folgen.
Im ÜBERblick über das reichhaltige Festprogramm schwingt die Freude mit, in welch vielfältiger Form der Glaube gelebt und zum Ausdruck gebracht werden kann: Alle Altersstufen, Gesunde und Kranke, Menschen mit und ohne Behinderung, Christen aller Konfessionen, liturgische Feiern unterschiedlicher Art - das zeigt, dass die Kirche offen ist und offen bleiben muss für alle, alle, alle (vgl. Papst Franziskus). Nur eine Kirche der Vielfalt in der Einheit des pilgernden Volkes Gottes hat eine Chance auf Zukunft.
So bleibt als AUSblick zu hoffen, dass nicht nur das Binger Rochusfest auch in Zukunft gefeiert werden kann. Berechtigt und noch größer ist die Hoffnung, dass durch solche Erfahrungen Jesus Christus und Gott auch im alltäglichen Leben wieder einen festen und vielleicht auch größeren Raum einnehmen werden. Was jede Sportlerin und jeder Musiker weiß: Nur durch treues Üben (auch gegen den eigenen Strich der Unlust) erreicht man das angestrebte Ziel und die glücklich machende Erfahrung, dass sich der Einsatz gelohnt hat. Auch der Blick auf das Leben durch die Perspektive des Glaubens braucht die regelmäßige Übung und die geduldige Treue im Vollzug: Eine tägliche Gebetszeit, die für mich günstig ist in meinem Tagesablauf; der vertrauensvolle Austausch über den Glauben und das Leben untereinander; der ehrenamtliche Einsatz in der Gemeinde vor Ort nach den eigenen Begabungen und Neigungen.
„Nehmt Neuland unter den Pflug! Es ist Zeit, den HERRN zu suchen.“
Thomas Müller