Südhessen / Rhein-Main:Abgemeldet! – Vom Kreuz der Leiharbeit
Solidarität der katholischen Betriebsseelsorge Südhessen/Rhein-Main mit den Leiharbeitnehmer:innen im Opelwerk Rüsselsheim
Es ist hinlänglich bekannt: Was mit dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz als Instrument für die Wirtschaft etabliert wurde, um Spitzen in der Auftragslage in Unternehmen abzufedern, ist in fast allen Branchen zur Regel geworden. Arbeitskräfte werden von außen eingekauft. Die Stammbelegschaft bekommt Leiharbeitnehmer:innen nebendran gestellt.
Der unternehmerische Vorteil: Flexible Handhabung und Austauschbarkeit von Personal in einem vom aggressiven Preisdruck geprägten neoliberalen Weltmarkt, in dem es immer „billiger“ sein muss. Ein Markt, in dem der Begriff der sozialen Verantwortung für Mensch und Nachhaltigkeit immer weniger Raum bekommt.
Verschwiegen bleibt oft, wer den eigentlichen Preis des unternehmerischen Instruments „Arbeitnehmerüberlassung“ zahlt: Es sind die Menschen, die in der Leiharbeit tätig sind: Ihr Lohn ist oft niedrig, die Arbeitsbedingungen unsicher und prekär. Mit Blick auf den kollegialen Zusammenhalt in Betrieben sind sie Arbeitnehmer:innen zweiter Klasse. Sie arbeiten eng mit Festangestellten zusammen, gehören aber nicht zur Belegschaft dazu. Auch hinsichtlich der betrieblichen Mitbestimmung bleiben außen vor.
Die Hoffnung, durch ihren Einsatz als Leiharbeitnehmer:innen in die Stammbelegschaft übernommen zu werden, gleichen Lohn, gleiche Rechte zu erhalten, wird spätestens dann zerrüttet, wenn die Nachricht kommt, dass sie doch wieder gehen müssen. Sie werden abgemeldet und sind es auch- im übertragenden Sinn des Wortes: „abgemeldet“.
Diese bitteren Erfahrungen machen leider viele, aktuell auch Leiharbeitnehmer:innen, die im Opelwerk eingesetzt sind.
Als Betriebsseelsorge stehen wir solidarisch an ihrer Seite und setzen uns für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein. Wir wissen um die großen Sorgen, die Ängste, den Frust und auch um die Enttäuschung der Kolleg:innen, die von heute auf morgen ihre Arbeit verlieren. Daher unterstützen wir alle Initiativen, die eine Übernahme der Leiharbeitnehmer:innen in ein reguläres Arbeitsverhältnis ermöglichen.
Denn: Leiharbeit schafft Ungerechtigkeit und strukturelle Benachteiligung!
Aus sozialethischer und auch aus arbeitsmarktpolitscher Sicht halten wir es für unverantwortbar, über das Instrument Leiharbeit Menschen, ihre Arbeitskraft und ihre berufliche Motivation zu verschleißen.
Wir appellieren an die Verantwortlichen im Konzern Stellantis wie auch an die in anderen Unternehmen, alles zu ermöglichen, um die Benachteiligung durch Leiharbeit zu beseitigen.