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Südhessen / Rhein-Main:Widerstandskraft durch Zusammenhalt

GesprengterBeton
Die weltweiten Krisen eskalieren: Narzisstische Autokraten zelebrieren sich und ihre neoliberal-egozentrische Ideologie und treten mit Füßen, was über Jahrzehnte hinweg hart errungen wurde: Demokratie, Sozialstaat und Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit, Umweltschutz, Menschenrecht und das hohe Gut des Völkerrechts. Reaktionäre Politik der Ausbeutung von Mensch und Natur und die Bereicherung auf Kosten der Schwachen dominieren die Weltpolitik. Klimakatastrophen, Verarmung, Flucht und Kriegsgebaren sind die Folgen. Reaktion darauf sind – auch in Europa - Abschottung und Aufrüstung.
Datum:
7. Apr. 2025
Von:
Von Ingrid Reidt, Betriebsseelsorgerin/ Bündnis soziale Gerechtigkeit Rüsselheim

Ein solidarisch-politischer Appell in Gedenken an die Befreiung der Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald vor 80 Jahren

Das, was durch Trump, Putin und andere Machthaber auf der großen Weltbühne passiert, ist fern und nah zugleich und hat mit uns zu tun. Alles hängt mit allem zusammen. Was im Großen geschieht, ist Teil von uns. Wir sind wirtschaftlich, gesellschaftlich verstrickt – ja verhaftet- darin. Und es färbt ab: Manches – wenn auch noch abgeschwächt - spiegelt sich auch hier bei uns im vermeintlich „Kleinen“ wider: Verrohung, Soziale Schieflagen, Investitionsstau in der Infrastruktur, Sozialabbau, Normalisierung des Rechtsextremen. All das findet Ausdruck im alltäglichen Leben und Ausdruck in den jüngsten Wahlergebnissen.

Widerstand als Antwort

„Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“ (Schwur von Buchenwald)

Der „Schwur von Buchenwald“ - er entstand am 19. April 1945 als Appell zum Totengedenken der ermordeten Häftlinge im KZ Buchenwald und seinen Außenlagern und ist Antwort der KZ-Überlebenden auf das beispiellose Verbrechen an der Menschlichkeit durch den Nationalsozialismus. Drei Sätze, die sich in ihrer Klarheit und Entschlossenheit einbrennen als lebendige Mahnung. Sie buchstabieren solidarischen Widerstand unter widrigstem Verhältnissen. Ausgesprochen von geschundenen Menschen, die sich aller Folter und Entwürdigung entgegen als Kollektiv nicht brechen ließen, sondern durch Widerstand überlebten: Der Entmenschlichung zuwider, in solidarischen Schulterschluss, standhaft inmitten des Todesmaschinerie: Durch den Aufbau von Zirkeln, durch den Austausch von Wissen, durch solidarisch-widerständigen Zusammenhalt konnte manches Leben geschützt und gerettet werden und am Ende Befreiung geschehen.

Die Selbstbefreiung der Häftlinge aus dem KZ Buchenwald jährte sich in diesen Tagen zum 80zigsten Mal. Der Schwur der Opfer ist politisches Vermächtnis. Es mahnt uns heute – Jahrzehnte später - zum solidarischen Zusammenhalt und zum Widerstand: Zum Widerstand gegen jede Form autokratischen Gebarens, gegen Ausbeutung und Entwürdigung, gegen Gewalt und Rassismus, gegen die Normalität des Rechtsextremen, gegen jedes Wort und jede Tat der Erniedrigung. Wehret den Anfängen. Nie wieder ist jetzt.

Widerstand braucht Menschen - keine Helden.

Widerstand lebt durch Menschen mit Menschen für Menschen. Er ist solidarisch-politische Haltung und findet im profanen Alltag statt: In der Empathie für Mensch und Welt, in Solidarität und Verbundenheit. Er findet Ausdruck im Einsatz für eine gerechte, soziale Gesellschaft, für die faire Verteilung von Gütern, in der politischen Bildung, in der Gewaltprävention. Er äußerst sich in der Arbeit für (sozialen) Frieden, die die gewaltfreie Verständigung sucht und die, statt zu beleidigen, konstruktiv streitet.

In Zeiten vielfältiger Herausforderungen und großer Transformationen potenziert sich die Gefahr autokratischer und rechtsextremer Gewalt, wenn Superreiche sich politische Macht erkaufen und unheilige Allianzen mit Despoten eingehen.

In genau diesen Zeiten - hier und jetzt – ist höchste Achtsamkeit geboten und kollektiver Widerstand aus der breiten Vielfalt der Bevölkerung unabdingbar für unser menschlichen Zusammenleben: Zur Verteidigung der Rechtsstaatlichkeit, für Meinungsfreiheit, Demokratie und Mitbestimmung und für die Ahndung da, wo Recht gebrochen, Würde verletzt wird.

Widerstand - ein Muss. Die Kraft liegt im solidarischen Schulterschluss.