Gedanken zum Sonntag:Ernte.Dank
So sehr anders ist es heute eigentlich nicht, auch wenn unsere Technik und Medizin weit fortgeschritten ist und viel mehr ermöglichen, als je einer Generation vor uns. Genug zum Leben zu haben, sich des Lebens freuen zu können, feiern zu dürfen, das ist Geschenk, Gabe, eigentlich sogar Zugabe. In jedem Fall ist es mehr, als ich planen, machen oder herstellen kann. Immer wenn mir bewusst wird, wie reich ich bin, immer, wenn mir bewusst wird, wieviel mehr ich bekomme, als ich eingesetzt habe, dann ist da „Ernte“.
Ernten ist etwas anderes als Herstellen, Machen oder Leisten. Denn sie hat mit Früchten zu tun, nicht mit Produkten. In der Bibel ist viel von Früchten die Rede, von Fruchtbarkeit und vom Frucht-bringen, aber nicht vom Leisten. Die Grenzlinie von Fruchtbarkeit und Leistung ist schmal, denn beide erfordern Disziplin, Einsatz, harte Arbeit und Mühe. Doch es gibt auch entscheidende Unterschiede:
Damit Frucht wachsen kann, braucht es zuvor Kontakt und Begegnung, Besamung und Empfänglichkeit, Be-fruchtung. Das Wachsen selbst geschieht dann in einem Raum von Geheimnis, dem ich mich bei aller arbeitsaufwendigen Pflege geduldig anvertrauen muss. Und wenn am Ende wirklich Früchte reif geworden sind, dann sind dies alle Unikate, Originale, nicht Fließbandprodukte. Keine Frucht gleicht genau der anderen.
Nach einer Ernte und all dem, was ihr vorausging, kann ich zwar müde sein, erschöpft vom Arbeiten, vom Aushalten und Ertragen. Zugleich jedoch staune ich über all das, was mir nun vor Augen liegt. Wenn ich ehrlich bin, ist es viel mehr ist als das, was ich „geschafft“ oder „gemacht“ habe. Dieses„Mehr“ ist es, das mein Leben kostbar macht, das wunderbar ist und der Grund, ein Fest zu feiern.
Vielleicht haben Sie heute etwas Muße, zum Erntedanksonntag in Gedanken und im Nachsinnen ihre eigene „Ernte“ einzusammeln. Und wenn Sie dann noch die Zeit haben, in eine Kirche zu spazieren, in der Erntedankgaben vor den Altar gelegt sind, dann können diese Früchte dort Symbole für ihre persönliche Ernte sein. Sie sind Zeichen für Ihre eigenen Früchte. Schön sehen sie aus! Und sie duften! Die ganze Kirche duftet davon.
In das Staunen darüber mischen sich, ohne das ich das machen muss, noch andere Empfindungen: Ein klein wenig Stolz. Freude. Und Dankbarkeit. Ernte-Dank.
Früchte, die vor den Altar gelegt wurden, zeigen sehr deutlich, dass und wem sie verdankt sind, woher sie eigentlich kommen. Und wo meine Rolle in dem ganzen Geschehen ist: Ich mit all meinem Tun bin „Mitwirkende“ an einem viel größeren Werk, der Leben ermöglichenden und weiterschenkenden Schöpfung Gottes.
Ernte. Gott sei Dank