Hoch zu Ross?
Im letzten Jahr kamen die Veranstalter eines Martinsumzugs in Nordrhein-Westfalen auf eine besondere Idee: Statt auf dem Rücken eines Pferdes kam St. Martin auf einem Segway an, also einer Art elektrischer Roller. Auslöser war eine neue Regelung für den Einsatz von Pferden bei Umzügen in Nord- rhein-Westfalen. Mittlerweile hat das Ministerium die Regeln wieder erleichtert. In die- sem Jahr will man zurück zum Pferd. Diese Geschichte war Anlass, im Bistum Mainz mit einigen Gemeinden Kontakt aufzunehmen und nachzufragen, wie ihre Martinsumzüge verlaufen.
Freude am Pferd
Um es vorwegzunehmen: Oft ist ein Pferd dabei, aber eben nicht immer – wie etwa bei den Umzügen der Caritas-Einrichtungen in Gießen. Aus Alsfeld ist zu hören, dass dort Kontakt zum Reit- und Fahrverein besteht, die mit einem geeigneten Pferd und Reiter oder Reiterin mit Begleitung teilnehmen.
„Besonders die Kinder freuen sich über die Beteiligung eines Pferdes mit Reiter oder Reiterin am Martinszug. Aus der Erfahrung der vergangenen Jahre haben sich die Kinder und Familien an die Anweisung gehalten, den nötigen Abstand zum Pferd zu halten. Das klappt immer gut,“ weiß Sonja Hiebing, Gemeindereferentin im Pastoralraum Vogelsberg-Nord. Auch in Worms reitet St. Martin auf einem Pferd. Hier gehen erst zwei Ordner voraus, dann kommen Pferd und Reiter mit Begleitperson, wieder zwei Ordner, die Musikkapelle und danach folgen die Kinder mit ihren Laternen.
Auf der Internetplattform pferd.de gibt es Tipps: „Das ideale St. Martinspferd sollte kinderlieb sein, abgebrüht, eine coole Socke und grundsätzlich mit solchen Veranstaltungen vertraut sein.“ Zudem ist eine Tierhalterhaftpflichtversicherung empfehlenswert, falls doch etwas passiert.
Große, gemeinschaftliche Umzüge sind eher die Ausnahme. Astrid Wichert, Bereichsleitung der Kitas und Familienzent- ren im Caritasverband Gießen, erzählt: „Die Familienzentren planen und veranstalten ihre Umzüge jeweils mit und für die Eltern und Familien, sodass die Veranstaltungen je nach Größe der Einrichtung unterschiedlich besucht werden.“ Auch im Pastoralraum Vogelsberg-Nord gibt es beispielsweise in Ohmes, Ruhlkirchen, Seibelsdorf und Vockenrod eigene Martinsumzüge. In Alsfeld findet der Martinszug schon seit vielen Jahren ökumenisch statt. In Worms hat man sich seit dem letzten Jahr zusammengetan: Die Kindertagesstätte St. Lioba und die Kirchengemeinde in Worms veranstaltet gemeinsam den Umzug. Martina Bauer, Leiterin der Kindertagesstätte St. Lioba, berichtet vom Ablauf: „Mit einer kindgerechten Andacht im Wormser Dom geht es los: nicht nur die KiTa-Kinder und Eltern sind da, sondern alle Familien sind geladen. Der Dom war letztes Jahr rappelvoll.“ Bei der Andacht spielt auch die Reliquie des Heiligen eine wichtige Rolle. Den Kindern wird erklärt, was eine Reliquie überhaupt ist und warum sie wichtig ist. Danach ziehen die Kinder mit ihren Laternen zur Martinskirche mit Martinsspiel und Martinsfeuer. Für Martina Bauer ist es besonders, dass der Umzug in Worms an einem Ort stattfindet, wo der Heilige nachweislich gewesen ist.
Teilen ist Thema
Der Umzug mit Laternen, Singen, Pferd, Spiel, Feuer und Weckmann ist sicherlich das eine. In einer Stadt wie Gießen kommt für Astrid Wichert noch ein weiterer Aspekt hinzu: Der Austausch der Kulturen. „Es werden auf unterschiedliche Weise eigene Gottesdienste gefeiert, das Teilen und das Lichtbringen werden thematisiert.“ Und Sonja Hiebing freut sich auf den Gang durch die Alsfelder Altstadt mit den wunderschönen Fachwerkhäusern und auf die Gemeinschaft: „Es ist schön zu sehen, wie viele Menschen an diesen Abenden mit dabei sind, auch um zu helfen und zu unterstützen.“