„Jeder Tag braucht kleine Gesten“

Familie im Bistum Mainz. Was ist eigentlich ein Segen?
Was Segen für Paare aus seelsorglicher Perspektive bedeutet, erläutert Jürgen Heckmann, Referent für Partnerschaft, Ehe, Familie im Bistum Mainz.
Am einfachsten erklärt sich der Segen mit dem lateinischen Begriff „Benedicere“, was übersetzt „Gutes Sagen“ bedeutet. Wie wohltuend es ist, etwas Gutes zugesagt zu bekommen, weiß jeder Mensch. „Du bist gut, so wie Du bist!“, „Für mich bist Du etwas Besonderes!“, „Es ist schön, dass es Dich gibt!“ In diesem Sinne segnen viele von uns jeden Tag, oft verbunden mit einer Geste unter vertrauten Menschen. Segen als Ausdruck des Glaubens bringt dann Gott mit ins Spiel. Er, von dem wir sagen, dass er ein menschenfreundlicher Gott ist, der uns zum Leben ermutigt, von der ersten Sekunde unseres Daseins. In diesem Ja Gottes zu uns Menschen liegt der Same für ein gutes Miteinander. Dieses Ja lässt in uns die Fähigkeit wachsen, zum Segen für andere zu werden.
Wie kann ein Segen einer Paarbeziehung guttun?
Aus dem, was ich zum Segen gesagt habe, kann man schon ahnen, wie sehr gerade die Liebesbeziehung zwischen zwei Menschen vom Segen lebt. Also zunächst davon, dass da eine Person ist, die ein ganz besonderes Ja zu mir sagt und das mit mir lebt. Die das Leben in einer Weise mit mir teilt, wie das kein anderer Mensch tut. Alle Paare wissen, dass das Energie kostet, Beziehung Zeit braucht, Offenheit, Intimität und Freiraum zugleich. Ein zugesprochener Segen bringt zum Ausdruck: Gott sagt Ja zu euch. Zu eurer Vertrautheit und zu eurer Liebe genauso wie zu mancher Sprachlosigkeit und Distanz. Das bedingungslose Ja Gottes öffnet uns immer wieder die Augen für den Weg zueinander. Und auch im Scheitern bleibt er treu.
Können Sie Beispiele für wohltuenden Segen nennen?
Es gibt für mich einen besonderen Moment im Jahr, wenn wir den Tag der Ehejubiläen feiern. Paare, die 25, 50, 60 und mehr Jahre verheiratet sind, werden eingeladen, im Dom Gottesdienst mit Bischof Kohlgraf zu feiern. Anschließend werden die einzelnen Paare von Seelsorgerinnen und Seelsorgern gesegnet. Ein ganz besonderer Moment, von dem die Segnenden genauso berührt und beeindruckt sind wie die Paare selbst.
Auf der Homepage des Referats steht: „In einer Beziehung sollte jeder Tag einen kleinen Valentinstag-Moment haben.“ Was könnte das sein?
Wenn ich eine Gärtnerei hätte, wäre die Antwort wohl: Kauft öfter Blumen! Warum nicht? Es sollte aber nicht beim „Lasst Blumen sprechen!“ bleiben. Jeder Tag braucht kleine Gesten oder Worte, die zeigen: „Es ist schön, dass Du da bist!“ Wenn das einfach so passiert, zwecklos und frei von der Verpflichtung eines ständigen Liebesbeweises, entstehen wunderbare Rituale, die wir verschenken und selbst entgegennehmen können. Mit einem Gespür für das, was uns guttut und was nicht. Das ist ein Segen!
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Zur Person
Jürgen Heckmann ist Gemeindereferent und seit August 2022 im Referat für Partnerschaft, Ehe, Familie im Bischöflichen Ordinariat in Mainz tätig.