Erlösung -

verheißen und erhofft

Auferstehung

kurz:

Erlösung

„...erlöse uns von dem Bösen!" So flehen die Christen seit biblischen Zeiten in der letzten Bitte des Vaterunsers. Jesus selbst hat seine Jüngerinnen und Jünger angeleitet, so zu beten.

Der Ruf, ja der Schrei der Menschen, von dem Bösen in ihrem Leben befreit zu werden, schallt durch die gesamte Religions- und Menschheitsgeschichte. Und dieses Böse hat viele Gesichter: Krankheit und der unvermeidbare Tod bedrängen das persönliche Leben der einzelnen Menschen. Mangelnde Wertschätzung, Missgunst, Neid, Machtgelüste, Streit und Krieg oder einfach Unachtsamkeit verderben die Beziehungen der Menschen untereinander. Naturgewalten brechen über die Menschen herein, elementare Kräfte, gegen die sie sich nicht wehren können und denen sie sich ausgeliefert fühlen. Technische Errungenschaften werden gefeiert, bringen sie nicht selten die Menschen und ihre Lebenswelt, etwa in der Nutzung von Atomkraft, in Gefahr und bescheren sich selbstverschuldete Katastrophen.

Ob es sich nun um unsteuerbare Naturmächte oder selbst verschuldete kleine und große Katastrophen und Tragödien handelt, Menschen möchten, dass Leid aufhört, sie von dem Bösen erlöst werden und sie ohne Leid und Angst leben dürfen.

Alle Religionen versuchen, auf diese Sehnsucht eine Antwort zu geben. Wir Christen glauben, dass Gott schon immer das Gute für die Menschen will. Durch seinen Sohn Jesus Christus verspricht er aber in einmaliger Weise seine Wertschätzung für den Menschen, seine Liebe und Zuwendung, seine Hilfe, seine Erlösung.

Im Morgengebet lobt die Kirche Gott für seine Erlösung in den Worten des Zacharias (Lk 1,68):

„Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels!
Denn er hat sein Volk besucht
und ihm Erlösung geschaffen."

(vgl. Ps 41,14; 72,18; 106,48; Lk 7,16; 24,21; Ps 111,9)

ausführlich:

Erlösung

Lebenserfahrung

Wenn wir erleben müssen, dass Flutwellen Landstriche und Menschen wegfegen, Erdbeben Dörfer verschlingen und Städte vernichten, Völker in einem Bürgerkrieg versinken, die Erfindungen der Menschen sich gegen die Erfinder selbst wenden oder Atommeiler explodieren, dann ist klar, was die Menschen meinen, wenn sie beten: „Erlöse uns von dem Bösen!" Nach vielen oder gar den meisten Neuigkeiten, die uns tagtäglich über die Medien erreichen, könnte man diese Bitte erneut aussprechen. Hinzu kommt das Leid, das Menschen persönlich tragen und ertragen müssen. Wie oft wird in den Krankhäuser und Altenheimen wohl jene Bitte ausgesprochen?

Wissenschaft, Politik, Medizin oder Hilfsorganisationen versuchen, dem Leid und dem Bösen Herr zu werden. Doch alle stoßen immer wieder oder sehr bald an Grenzen. Zurück bleiben die Fragen: Warum können wir dem Leid nicht Herr werden? Warum gibt es überhaupt in dieser Welt das Leid (àTheodizee)? Warum gelingt es den Menschen nicht, ihr Zusammenleben so zu gestalten, dass sie einander nicht dauernd verletzen, bedrohen, ja sogar vernichten?

In dieser Not rufen die Menschen zu Gott, der das Unheil wenden möge. So ist auch der Ruf in Psalm 63,2 f. zu verstehen:

„Gott, du mein Gott, dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir.
Nach dir schmachtet mein Leib wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser.
Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum,
um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen.
 Denn deine Huld ist besser als das Leben;
darum preisen dich meine Lippen."

Gott rettet den Menschen

Gott „hilft" den Menschen, „steht ihnen bei" und „rettet" sie. Mit diesen Worten umschreibt das Alte Testament die Erfahrung der Einzelnen und des ganzen Volkes Israel, dass Gott die Menschen nicht alleine lässt, sondern sie aus Gefahren und leidvollen Lebenssituationen befreit.

Vor allem feiern die Juden bis heute die Erfahrung, wie Gott das Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat. Er führte sie durch das Rote Meer und ließ die Feinde darin ertrinken. Gott hat das Volk sozusagen aus der Sklaverei freigekauft und dann am Sinai mit ihm einen Bund geschlossen. „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich heraufgeführt hat aus Ägypten." (z.B. Ps 81,11)  Immer und immer wieder wird diese Formel in den Schriften des Alten Testamentes wiederholt. Die zweite einschneidende Erfahrung, dass Gott erlöst und befreit, ist die Heimkehr des Volkes aus der Gefangenschaft im babylonischen Exil.

Gott erlöst die Menschen aber nicht nur von äußeren Nöten und Zwängen, sondern er befreit und reinigt das Herz des Menschen (Ez 11,19. 36.26 f.). Denn die Menschen tragen dazu bei, dass ihnen Unglück zustößt. Sie versündigen sich gegeneinander und vor Gott und laden Schuld auf sich. Sünde und Schuld sind die eigentliche Last, unter der die Menschen leiden.

Erlösung durch Jesus Christus

Im Mittelpunkt des Neuen Testaments steht Jesus Christus, der Sohn Gottes, der verkündet, dass das Reich Gottes angebrochen ist. Gott sendet seinen Sohn, um die Welt zu retten und zu erlösen. Als Zeichen für den Neuanfang befreit Jesus Menschen von ihren Krankheiten, holt sie in die Gemeinschaft zurück, wenn sie ausgestoßen sind oder am Rand stehen. Er erlöst sie von Leid und Einsamkeit. Er vergibt ihnen ihre Sünden und versöhnt sie dadurch untereinander und mit Gott.

Jesus meint es mit seiner Botschaft so ernst, dass er dafür den Tod am Kreuz auf sich nimmt, der allerdings in der Auferstehung an Ostern überwunden wird. Der Erlöser, Jesus Christus, sollte die tiefsten und schmerzlichsten Erfahrungen der Menschen teilen, damit deutlich wird: Gott geht in allen Situationen des Lebens und des Todes mit, auch dort, wo die Menschen den Sinn ihres Leides nicht verstehen  können.

Das Kreuz wird so für alle Zeiten das Zeichen der Erlösung und der Hoffnung schlechthin. Wenn Menschen in ihren Wohnungen und Häuser Kreuze aufhängen, dokumentieren sie ihren Glauben, dass die Erlösung durch Jesus Christus wirksam ist. Jene Kreuze in den Häusern signalisieren, dass die Christen die Botschaft Jesu in ihr Leben hereinlassen und ihren Glauben ernst nehmen.

In der Reflexion der neutestamentlichen Schriften, besonders in den Schriften des hl. Paulus, wird deutlich, dass letztlich nur Gott Erlösung und Befreiung schenken kann. Der Mensch kann sich für das Reich Gottes bereit machen, doch er kann es sich nicht erarbeiten oder erkaufen.

Geschenk und Auftrag

Ein Blick in das Leben der Menschen zeigt, dass die Erlösung durch Jesus Christus eine große Verheißung ist, die aber in ihrer ganzen Fülle noch aussteht. Tagtäglich spüren wir schmerzlich, dass menschliches Miteinander nur ungenügend gelingt. Menschen mühen sich, doch bleiben Sünde und Schuld dauernde Begleiter. So wird deutlich, dass mit der Erlösung durch Jesus Christus ein bleibender Auftrag verbunden ist: In der Nachfolge Jesu gilt es, fortdauernd an einer erlösten Welt mitzuarbeiten.

Christinnen und Christen versuchen, in ihrer Haltung und in ihrem Verhalten Jesus Christus ähnlich zu werden und dadurch dem „Reich Gottes" den Weg zu bereiten. Sie dürfen sich darüber freuen, wenn das immer wieder gelingt: im Einsatz für die Menschen, in der Pflege und Bewahrung der Schöpfung, in der Unterstützung von Kultur und Wissenschaft, in der Entwicklung einer kreativen Technik, die das Leben der Menschen erleichtert.

Doch es gibt ebenso die Erfahrung, dass Bemühen misslingt, das Gemeinschaft scheitert, Streit und Krieg unvermeidlich scheinen, die Schöpfung geschädigt wird. Darin wird die Spannung deutlich, dass einerseits das Reich Gottes und die Erlösung bereits da sind, aber zugleich noch aussteht und immer neu von Gott erbeten werden muss. Darum betet die christliche Gemeinde in der Mitte ihrer sonntäglichen Zusammenkunft, der Eucharistiefeier: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir - bis du kommst in Herrlichkeit!"

ERLÖSUNG

mich herausrufen lassen
aus den gräbern meines lebens

aufstehen
und die grabkammern
meiner eigenen kleinen engen vorstellungswelt
verlassen

zurücklassen
was einengt und leben behindert

mich neu ausrichten
und mich allen toden zum trotz
ins leben rufen lassen

erkennen
und
erkannt werden

befreit aufbrechen
und der neu geschenkten hoffnung entgegen gehen

LEBEN
ALS
ERLÖSTER MENSCH
ALS
DER
MENSCH
DER
ICH
BIN

(aus: Spurensuche.info - mit Genehmigung des Seitenbetreibers "Spurensuche")

Autor(en): Hubertus Brantzen