Jesus Christus -

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Jesus Christus (c) sensum

kurz:

Jesus Christus

Bei einer Bergtour komme ich an einer kleinen Kapelle vorbei. Beim Eintreten entdecke ich einen alten Mann. Er sitzt in dieser Kapelle und schaut ruhig zum Kreuz. Dort sitzt er lange Zeit. Auf meine Frage was er da tue, antwortet der Mann nur: „Ich schaue IHN an und ER schaut mich an. Das ist alles!“

Christen leben aus der Beziehung zu Jesus Christus heraus. Weil er Gott und Mensch in einer Person ist, ermöglicht er dem Menschen in Beziehung zu ihm und somit zum Göttlichen zu treten.
Die Geschichte des Menschen ist zugleich eine Beziehungsgeschichte Gottes mit dem Menschen. Diese Beziehungsgeschichte wird zur Heilsgeschichte durch gegenseitige Annäherung. Dabei wird die Person Jesu Christi zum Partner, zum Gegenüber oder gar zum Reibungspunkt.

„Ich schaue IHN an und ER schaut mich an. Das ist alles!“ Durch dieses Hinschauen Gottes erhält der Mensch Ansehen durch Gott.

ausführlich:

Jesus Christus

Jesus Christus – Die Wurzel des Christentums

Das Christentum lebt aus dem Bekenntnis zu Jesus Christus und aus der Gemeinschaft mit Ihm. Die Bezeichnung Jesus Christus ist Name und Titel zugleich. Sie enthält den Namen „Jesus“, der in seiner Zeit in Palästina sehr gebräuchlich war, aber auch den Titel „Christus“: Jesus ist der Christus, der von Gott gesandte und mit dem Heiligen Geist gesalbte Messias, die Erfüllung der alttestamentlichen Hoffnung. In ihm hat Gott seine Verheißung wahr gemacht und den Retter der Welt gesandt.

In diesem Titel steckt das Bekenntnis, dass Jesus allein von Gott gesandt und sein Reden und Wirken ganz auf Gott hingeordnet ist, deshalb „kann es unter dem Himmel keinen anderen Namen geben, durch den wir gerettet werden sollen“ (Apg 4,12).

Jesus Christus – wahrer Mensch

In Jesus ist Gott selbst in eine menschliche Geschichte eingegangen. Heute bestreitet kein ernsthafter Forscher mehr, dass Jesus wirklich in Palästina gelebt hat und um das Jahr 30 n.Chr. unter dem römischen Statthalter Pontius Pilatus in Jerusalem am Kreuz gestorben ist. Belegt ist dies unter anderem durch den römischen Schriftsteller Flavius Josephus. Er war also Mensch wie wir alle. So wird er auch in den Evangelien beschrieben. Nicht zuletzt deshalb betont der Evangelist Lukas die Menschwerdung Jesu in der Geburts- und Kindheitsgeschichte eigens.

Nur weil Jesus wirklich Mensch geworden ist, kann er sich ganz und gar mit den Menschen solidarisieren und die Liebe Gottes zu den Menschen in seinem Denken, Reden und Handeln aufscheinen lassen. Sein Menschsein erleichtert es uns mit ihm in Beziehung zu treten, denn er hat gelebt wie wir.

Ihn prägte als Mensch die Offenheit für den Willen des Vaters und den Dienst am Menschen. Diesen Gedanken des Dienstes bis zum Äußersten für den Vater und die Menschen trug er durch bis zu seinem Tod am Kreuz.

Dass Jesus, zugleich wahrer Gott und wahrer Mensch ist, stellt für Christen nicht nur eine Tatsachenwahrheit, sondern eine Heilswahrheit dar. Denn nur wenn Gott leibhaftig in unser menschliches Fleisch und Blut eingegangen ist, hat er uns auch in unserer Menschlichkeit und Endlichkeit erlöst. Der ganze Mensch wäre nicht erlöst worden, wenn Jesus nicht selbst ganz Mensch gewesen wäre.

Jesus Christus – wahrer Gott

„Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen.“ (1 Joh 4,7)
In Jesus Christus bricht Gottes Herrschaft an, in ihm tritt Gott selbst auf den Plan, ja er ist selbst göttlichen Wesens. Gott wird Mensch. So ist Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch und besitzt eine göttliche und eine menschliche Natur unvermischt und ungetrennt in der Einheit derselben Person.

Ziel dieser Verbindung von Gottheit und Menschheit in der Person Jesu Christi ist die Teilhabe aller Menschen an der göttlichen Natur des Vaters. Wir sollen durch die Gemeinschaft mit Gott zur Erfüllung unseres Menschseins gelangen.

Weil Jesus nicht nur Mensch sondern auch Gott ist, beansprucht er mit Vollmacht das Wort Gottes zu sagen und an der Stelle Gottes zu handeln. Durch die Auferweckung und die Erhöhung Jesu hat Gott diesen Anspruch bestätigt und Jesus zum Herrn eingesetzt. Damit wird das geschichtliche Ereignis der Auferstehung Jesu zum Zeichen der Offenbarung Gottes in seinem Sohn und zur Bestätigung seines Vollmachtsanspruches.

Es geht im Bekenntnis zu Jesus Christus als dem Herrn um die Frage nach dem Maßstab und der Orientierung in unserem Leben.
Das Bekenntnis zum einen Herrn ist der Grund der christlichen Freiheit von den vielen Herren. Es ist darum nicht nur ein Anspruch, sondern noch mehr ein Zuspruch, eine Heilsbotschaft.

Seine Botschaft für uns Menschen „Gott ist Liebe“ (1 Joh 4,8)

Jesu Botschaft, sein Reden und Handeln ist geprägt durch die Botschaft vom Kommen des Reiches Gottes. Diese Botschaft muss verstanden werden im Horizont der Menschheitssehnsucht nach Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit, Sinn und Leben.
Jesus verkündet das Kommen der Herrschaft Gottes primär im Zeichen des Erbarmens, der Freude und der Gnade.

Diese Gnade gestaltet sich derart, dass Gott auf jeden Menschen zugeht, sich selbst mitteilt und ihn voll Liebe und Zuneigung annimmt. In dieser liebenden Selbstmitteilung gewährt Gott jedem Menschen Versöhnung. Gott erbarmt sich des Sünders und zieht ihn voll Liebe an sich. Der Bewegung des Menschen auf Gott hin entspricht eine zuvorkommende Bewegung Gottes auf den Menschen hin. Am Kreuz breitet er seine Arme aus und umschließt die ganze Welt.

Das Neue Testament fasst Jesu Botschaft Jesu in dem Satz zusammen: „Gott ist Liebe“ (1 Joh 4,8).

Im Mittelpunkt der Botschaft Jesu und dem Sprechen vom Reich Gottes steht der Mensch und dessen Heil-Werden. Jesus durchstößt die Fülle der Gesetze und Einzelbestimmungen und gelangt so immer wieder zum ursprünglichen Willen Gottes. Gott will das Heil des Menschen, dazu dienen die Gesetze, nicht umgekehrt.

Jesus fordert nichts, was er nicht selbst vorlebt. Er geht den Weg voran. Sein eigenes Verhalten ist gekennzeichnet durch Liebe, Barmherzigkeit, Treue, Friedfertigkeit, Vergebungsbereitschaft. Er ist „nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen (Mk 10,45). So sind auch seine Wunder zu verstehen: als Zeichentaten, die Gottes Heils- und Rettungswillen verdeutlichen.

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Apg 4,12 = Neues Testament,  Apostelgeschichte, Kapitel 4, Vers 12
1 Joh 4,7 = Neues Testament, 1. Johannesbrief, Kapitel 4, Vers 7
1 Joh 4,8 = Neues Testament, 1. Johannesbrief, Kapitel 4, Vers 8
Mk 10,45 = Neues Testament, Markusevangelium, Kapitel 10, Vers 45

Autor(en): Ulrich Janson