Trinität -

Identität und Verschiedenheit

Dreieck (c) sensum

kurz:

Trinität

Ein Dreieck – es verbindet drei Punkte

Erst durch drei Punkte kann geometrisch ein Raum umschrieben werden, eröffnet sich ein Feld. Die Eins bleibt selbst Punkt, die Zwei ermöglicht eine Linie. Mit der Drei spannt sich ein Raum auf, in dem Austausch stattfinden kann. Die Drei ist die erste Zahl der Vielheit und der Bewegung, die nicht nur auf ein Hin und Her herausläuft.

Christen glauben an einen Gott in drei Personen: an den dreieinig – dreifaltigen Gott als Gott, den Vater, den Sohn und den heiligen Geist. In Gott selbst herrscht auf diese Weise endloses Gespräch, Austausch, Bewegung, Dynamik. Diese Dynamik drängt nach außen, sie erschafft und erlöst Erde und Himmel und den Menschen, sie ist Liebe und liebt.

ausführlich:

Trinität

Wie können Menschen von Gott sprechen?

Gott bleibt Geheimnis. Aber es gibt Annäherungen und Hinweise. Der christliche (so wie der jüdische und der muslimische) Gott ist ein Gott, der sich selbst offenbart. Für das Christentum hat sich Gott in Jesus Christus endgültig offenbart.

Im Unterschied zu den anderen monotheistischen Religionen glauben Christen an einen Gott in drei Personen, der aber dennoch nur EIN Gott ist. In dem EINEN Gott werden Gott als Vater, als Jesus Christus und als Heiliger Geist gedacht und verehrt.

Als Christen glauben wir daran, dass Jesus Christus, der genauso sehr wahrer Mensch wie wahrer Gott ist, eine Selbstoffenbarung Gottes ist. Jesus war erfüllt vom Heiligen Geist, den er als Beistand und Tröster schickte und in dessen Kraft er wirkte. Zeigt sich uns Gott also in Jesus und seinem Handeln und Wirken als er selbst, müssen Jesus und der Heilige Geist selbst Gott sein. Glauben wir an Jesus Christus als unseren Erlöser, als denjenigen, der die Trennung zwischen Gott und den Menschen überwindet, dann muss er selbst Gott sein.

Ist Gott ein Gott der Selbstoffenbarung und ein Gott, der nicht selbstzufrieden nur in sich und bei sich bleibt, ist Gott also der Schöpfer, der etwas – die Welt, die Menschen – aus Liebe erschafft, das außerhalb seiner selbst existiert, kann dies nur die Folge davon sein, dass er selbst in sich Vielheit in Einheit ist. Will Gott Gemeinschaft mit seiner Schöpfung, für die er sich selbst hingibt, lässt dies darauf schließen, dass er selbst Gemeinschaft ist.

Anhaltspunkte für diese Gedanken finden sich in den Evangelien, v.a. bei Johannes, und in den Paulusbriefen. Die frühe Christenheit hat auf verschiedenen Konzilien mit der christlichen Gottesvorstellung gerungen; in Nicäa (325) und Konstantinopel (381) einigt man sich – in Abgrenzung zu anderen Vorstellungen - darauf, dass der Sohn und der Geist dem Vater wesensgleich sind. Dass Gott kein monolitischer Block, sondern in sich Kommunikation, in sich Liebe ist, die sich mitteilt und verausgabt, wird so in den Blick genommen.

Ein Gott, der drei Personen ist, ist dauernde Performanz (= dt. Vollzug), ist Bezüglichkeit im Wandel, die im Widerspiel mit dem Einen und dem Anderen steht. Zwar ist der Begriff der „Person“ in der Zeit, in der er für die göttlichen Personen eingeführt wurde, ein anderer, doch immer schon wird mit ihm das Kommunikative und gleichzeitig das Einmalige eben einer „Person“ betont.

Gottes innere Beziehung ist die der Gleichzeitigkeit des Verschiedenen und doch Ungetrennten, in einer Konstellation, die Identität und Differenz in eine bewegliche und unauflösliche Konstellation treten läßt. Ihr Impetus ist Austausch, ist Verausgabung für den Anderen, das anders bleibt. Die Einheit von Vielheit und Einheit, die Gleichzeitigkeit von Identität und Differenz, ist ein Gedanke, der einerseits ins Nicht-Denkbare ausgreift und so mit einbezieht, dass unser menschliches Wissen und Sprechen von Gott immer nur in Ähnlichkeiten, die eine größere Unähnlichkeit Gottes mit einschließt, möglich ist. Andererseits ist es gerade die jüngere Philosophie, die mit der Betonung der Erfahrung von Andersheit und ihrer Ausgrenzung, die mit dem Zur-Sprache-Bringen von Vielheit, die unter dem Zwang der Einheit leidet, hier Anknüpfungsmöglichkeiten finden könnte. Der christliche Gott ist ein Gott der Identität in Differenz, er ist ein Gott der Einheit unter gleichzeitiger Wahrung der Vielheit.

Nicht das Identische, sondern das Andere ermöglicht Austausch,

in Gott und zwischen Gott und Mensch. So ist es dieser Austausch in wechselseitiger Achtung, Nähe, Liebe, die die dreifaltige Beziehung ausmacht, und ist es ständige Bewegung und Veränderung, die sie charakterisiert und lebendig hält.

Was macht die drei Personen zur Einheit,

was, auf der anderen Seite, differenziert die göttliche Einheit in die drei Personen? Im Fachterminus spricht man von der „hypostatischen Union“. Vereinfachend kann man Folgendes sagen: Union, also Einheit, sind die göttlichen Personen in bezug auf ihr Wesen (griech. ousia, lat. substantia), d.h. darauf, WAS sie sind: Gott. Personen oder „Hypostasen“ (= dt. Erscheinungsformen) sind sie in Bezug darauf, WIE sie sind. Doch das Was und das Wie stehen eng mit einander in Verbindung: Gott sein bedeutet gleichzeitig beziehungshaft sein. Gott ist interpersonal.

Der Kirchenvater Augustinus versucht, dies in einer Analogie in Vollzügen der Liebe zu veranschaulichen: Gott, der Vater ist der Liebende, der Sohn der Geliebte und der Geist die Liebe selbst.

Der Glaubenssatz vom dreieinigen und dreifaltigen Gott: er verweist auf die Kernerfahrung der Menschen mit Gott:

Er ist der da ist (für uns), der uns liebt, der sich uns hingibt, der Gemeinschaft will. Und er ist der, von dem wir in den Kategorien unserer Sprache letztlich nur stammeln können.

Autor(en): Veronika Schlör