Ein Rückblick von Pfr. Meurer, aus der Festschrift 100 Jahr St. Elisabeth.
„Was machst Du den eigentlich mit dem Kinderschreibtisch da?“ Ich höre noch die spöttische Frage von befreundeten Kollegen, als ich ihnen zum ersten Mal meine neue Wirkungsstätte in St.Elisabeth zeigte. Gemeint war der Altar. In der Tat, so wie er sich damals darstellte, – eine aus drei Teilen bestehende Konstruktion aus furniertem Sperrholz, etwas zu niedrig – entsprach er kaum den liturgischen Anforderungen, die den Altar als „Mitte des Kirchenraums“ beschreiben, „dem sich die Aufmerksamkeit wie von selbst zuwendet“. Es war allen Verantwortlichen in der Gemeinde schnell klar: Die Würde und Bedeutung des Altars als zentralem liturgischen Ort der Kirche verlangt eine Neugestaltung. Ja, wünschenswert ist eine einheitliche Gestaltung des ganzen Chorraums, die auch die anderen Orte wie Ambo (Lesepult), Sedilien (Sitzgelegenheiten) und Tabernakel umfasst.
Nach dem ein oder anderen Anlauf beschloß der Pfarrgemeinderat schießlich im Sommer 2001, im Hinblick auf das Jubiläum 2005 Nägel mit Köpfen zu machen. Als erstes sollte die Frage entschieden werden, an welchem Ort der Kirche der neue Altar stehen soll. Etwas mehr ins Kirchenschiff gezogen und auf tieferem Niveau, damit der Gedanke der um den Altartisch zum Hl.Mahl versammelten Gemeinde, der Communio“, deutlicher wird? Oder an alter Stelle, damit die gute Sicht zum Altar und zum Geschehen der Eucharistiefeier gewährleistet bleibt? Viele erinnern sich an die Monate des Experimentierens mit eigens angefertigten Podesten. Die Gemeinde – das war uns wichtig – wurde zu jeder Zeit umfassend informiert und über den Stand der Dinge auf dem Laufenden gehalten. Immer wieder wurden die Gottesdienstbesucher zu Voten aufgefordert. Die Abstimmung im Spätjahr 2002 ergab: Die Mehrheit möchte den neuen Altar dort haben, wo der jetzige Holzaltar steht. Der PGR schloß sich, wenn auch inhaltlich nicht unbedingt dieser Meinung, doch aus Respekt vor dem demokratischen Prozeß diesem Votum an.
Nun war es an der Zeit, konkrete Entwürfe einzuholen. Beraten und unterstützt vom Bischöflichen Ordinariat, vor allem dem neuen Baudirekor Krämer, wurden drei Künstler zu einem Gestaltungswettbewerb eingeladen. Ihre Aufgabe bestand darin, die neuen liturgischen Orte zu entwerfen, aber auch schon einen Vorschlag für eine „Communio-Lösung“ mit einem vorgezogenen Altar zu machen, die irgendwann in der Zukunft zum Tragen kommen könnte (und nach Auffassung des Ordinariates auch soll). Eine achtköpfige Jury, paritätisch mit Mitgliedern der Gemeinde und Verantwortlichen des Ordinariates besetzt, entschied sich am 23.April 2004 einstimmig für den Entwurf des Westerwälder Künstlers Hans Rams. Überzeugend für die Jury-Mitglieder war das Gesamtkonzept mit einheitlichen, klaren Formen, das im guten Sinn zeitlos wirkt und zudem einzelne sehr ansprechende Anregungen enthält, wie zum Beispiel die Hervorhebung der liturgisch wichtigen Orte durch farbliche Gestaltung der Bodenflächen. Auch die Idee eines „Ortes der Gegenwart Gottes“, der neben dem Tabernakel als Aufbewahrungsort des eucharistischen Brotes auch noch eine Stele vorsieht, wo die Hl.Schrift abgelegt und ausgestellt werden kann, gefiel.
Nachdem in Gesprächen des Künstlers Rams mit Mitgliedern des Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrates am Entwurf noch gefeilt und die ein oder andere Änderung eingetragen wurde, blieb am Schluß noch eine Frage offen: Aus welchem Material sollen Altar, Ambo und die anderen neu zu gestaltenden Orte bestehen? Die ursprünglich vorgeschlagene dunkle Basaltlava stieß bei vielen auf Skepsis; der Kontrast des dunkelgrauen Steins zur Umgebung erschien zu stark. Für Sandstein als Alternative konnte sich aber auch so recht kaum jemand erwärmen. „Wie kann man mit der Neugestaltung einen Akzent des Heute in der Kirche setzen, ohne den Kontrast zum Bisherigen zu überziehen?“ Mit dieser Frage starteten PGR und KVR-Mitglieder zur ein oder anderen Exkursion, um sich Lösungen in anderen Kirchen anzuschauen. Auf Vorschlag von Herrn Rams entschieden sich die Verantwortlichen letztlich dafür, Trachyt als Material zu verwenden. Der hellgraue, farblich leicht gemusterte Stein erschien als guter Kompromiß.
Mit dieser letzten Entscheidung ist die Planungsphase angeschlossen. Nun geht es an die Umsetzung. Von Mitte Juni 2005 an werden die Arbeiten in der Kirche ausgeführt: In der jetzigen Taufkapelle wird der Boden abgetragen und auf das Niveau des Kirchenschiffs abgesenkt; hier soll der neue „Ort der Gegenwart Gottes“ entstehen. Der neue Taufstein kommt in den Eingangsbereich der Kirche, was eine tiefe theologische Symbolik beinhaltet. In der Nähe des Taufsteins soll die Statue der Heiligen Elisabeth aufgestellt werden, um die Hereinkommenden mit dem Zuspruch und dem Anspruch der Liebe Gottes zu konfrontieren. Die Marienfigur wechselt an die Stirnseite des rechten Seitenschiffs, der dortige Sandsteinaltar wird zukünftig den Unterbau des Hochaltars bilden und den rötlichen, aus dem Gesamtbild störend herausfallenden Marmorsockel ersetzen. Altar, Ambo und Sedilien werden im Chorraum aufgestellt, wobei höchstwahrscheinlich vorher am Standort des Altars ein entsprechendes neues Fundament gegossen werden muß.
Nach langer Zeit der Beratung, Planung, Diskussion und manch anstrengendem Entscheidungsprozeß rückt die endgültige Realisierung des Altarraumprojektes nun in greifbare Nähe, und so langsam wächst die Vorfreude auf den Tag, an dem unser Bischof, Kardinal Lehmann, den neuen Altar weihen wird.