Der Kreuzweg

Autor: Pastoralreferent Dominique Humm

Der Kreuzweg wurde zum 25. Jubiläum der St-Elisabeth-Kirche 1930 eingeweiht. Er geht auf die Initiative von Pfr. Martin Fink zurück. Gefertigt wurden die Figuren vom Holzschnitzer Philipp Müller in Heppenheim, der in der Werkstatt Busch Söhne in Groß-Steinheim gelernt hatte, die den Hochaltar und Marienaltar geschaffen haben. Die Figuren sind aus Lindenholz gefertigt.

Der Kreuzweg verläuft ausgehend vom linken Seitenschiff von vorne nach hinten und durch das rechte Seitenschiff wieder nach vorne. 

1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt (Mt 27,11-26)

Urteil von Pontius Pilatus (c) Dominique Humm

 

Bei der ersten Kreuzwegstation steht Pontius Pilatus im Mittelpunkt. Er ist hier der Handelnde, der das Urteil fällt: Schuldig! Doch statt mit Richterinsignien hält Pilatus seine Hände über eine Schüssel, um sich die Hände zu waschen. Er spricht das Urteil, zugleich will er zeigen, damit habe ich nichts zu tun. Lässt sich Pilatus benutzen, um sein Ansehen nicht zu verlieren?

Jesus steht am Rande der Szene, barfuß, mit rotem Umhang, Dornenkrone und Palmzweig. Sieht so der König der Juden aus, der Messias, von dem sich das Volk Gottes Befreiung, Gesundheit und Wohlergehen erhofft hat?

Auf dem Sockel ist in das Holz eingraviert: "In Dankbarkeit M. Fink, Pfarrer".

2. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern (Mt 27,27-31)

Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern (c) Dominique Humm

Das Todesurteil wird vollstreckt durch Kreuzigung. Um die Vollstreckung des Urteils in Szene zu setzen, muss Jesus das Todesinstrument selbst zum Hinrichtungsort tragen. 

Stoßen Leid und Qual die Menschen ab und werden oft aus dem Leben verdrängt, so können sie auch eine Faszination auslösen, die in ihren Bann zieht und das Mitgefühl begräbt. Wo ist die Liebe?

Ein Knecht hebt die Marterwerkzeuge auf (c) Dominique Humm

Die Henkersknechte kümmern sich um das Notwendige. Neben dem Kreuz werden auch Hammer und Nägel benötigt.

Werden Hammer und Nägel sonst verwendet, um etwas zusammenzuhalten und neu zu schaffen, so werden sie hier missbraucht für Qual und Vernichtung.

3. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

Jesus fällt unter dem Kreuz (c) Dominique Humm

Der Abschied mit seinen Freunden am Abend, die Gefangennahme in der Nacht und das Gerichtsverfahren am Morgen haben an Jesu Kräften gezehrt. Er stolpert und fällt.

Es ist schwer all das auszuhalten, sich selbst und der Wahrheit treu zu bleiben und den Weg weiterzugehen.

 

 

4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter

Jesus begegnet seiner Mutter Maria (c) Dominique Humm

Jesus begegnet seiner Mutter. Bei seinen Eltern weiß ein Kind sich geborgen. Doch was kann eine Mutter angesichts grober Gewalt ausrichten? Jesus bleibt seinen Peinigern ausgeliefert.

Maria hatte sich immer um ihn gesorgt, war ihm sogar nachgereist, um nach ihm zu schauen. Seine Mutter hätte ihn sicher gerne alt werden sehen. In welche Lage hat er sich gebracht? Was tut er damit auch seinen Eltern an?

Maria findet ihren Sohn mit dem Kreuz beladen (c) Dominique Humm

Maria findet ihren Sohn mit dem Kreuz beladen. Was hat das zu bedeuten? 

Oh, mein Kind...

 

Auf dem Sockel der Schnitzerei steht: 

"Gestiftet von Familie Oberrechnungsrat Lohrum"

 

5. Station: Simon von Zyrene hilft Jesus, das Kreuz zu tragen (Mt 27,32)

Simon trägt das Kreuz für Jesus (c) Dominique Humm

Jesus ist am Ende. Seine Kräfte reichen nicht aus, um das Kreuz den ganzen Weg zu tragen. Simon wird genötigt Jesus zu helfen und das Kreuz zu tragen. Er darf seinen Weg nicht einfach fortsetzten. Er nimmt das Kreuz auf sich. Das Kreuz wiegt schwer auf Simons Schultern. Ohne eigenes Verfehlen wird Simon mit in Haftung genommen.

 

"Gestiftet von Kommerzienrat Jean Dischinger"

6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

Veronika reicht Jesus ein Tuch (c) Dominique Humm

Schweiß und Blut rinnen Jesus vor Anstrengung das Gesicht herunter. Eine Frau reicht Jesus ein Tuch. Es nimmt Schweiß und Blut auf, gibt für einen Moment Linderung - ein Stück Menschlichkeit.

7. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

Jesus fällt ganz (c) Dominique Humm

Nach diesem Hoffnungsschimmer holt Jesus die Realität wieder ein. Er stürzt zur Erde. Die Menschen stehen über ihm und blicken auf ihn herab.

8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen (Lk 23,27-31)

Weinen angesichts des Leids (c) Dominique Humm

Und doch geht es weiter. Irgendwie. Da sieht Jesus Frauen mit Kindern am Wegesrand. Sie starren ihn an und weinen bitterlich.

Mama, warum machen sie das mit dem Mann?

Wo ist Gott? Warum lässt er das zu?

 

 

9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

Zu Boden gedrückt (c) Dominique Humm

Jetzt fällt Jesus ganz. Nichts hält ihn mehr. Das Kreuz scheint ihn zu zerdrücken. Er ist am Ende, ganz am Boden zerstört.

 

Auf dem Sockel der Schnitzerei steht: "Gestiftet von einem Pfarrkind"

10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt (Mt 27,35)

Jesus muss seine Kleider ausziehen (c) Dominique Humm

Nichts bleibt sein Eigen. Auch die letzte Würde wird bloßgestellt. Jesus muss alle Kleider ausziehen. Sie sind den Henkersknechten noch nützlich. Jesus bleibt nackt zurück.

11. Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt (Lk 23,33-43)

Der Hammer kommt zum Einsatz (c) Dominique Humm

Jetzt kommt das Werkzeug zum Einsatz. Ein Nagel muss ins Holz getrieben werden. Und dann noch einer und noch einer.

Ein Henkersknecht muss Jesus festhalten. 

 

Auf dem Sockel steht eingeschnitzt:

"Gestiftet von der Sakramentalen Bruderschaft St. Elisabeth"

12. Station: Jesus stirbt am Kreuz (Mt 27,45-51,54)

Ende am Kreuz (c) Dominique Humm

Jesus stirbt.

Es ist zu Ende. Das Leben. Die Hoffnung. Die Wunder. Alles was die Jünger mit ihm erlebt hatten.

Zurückbleiben. Trauer. Verzweiflung. Einsamkeit. 

Warum?

Auf dem Steinsockel ist eingemeißelt:

"Unseren Lieben im Weltkrieg Gefallenen zum dankbaren Gedächtnis"

13. Station: Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt (Joh 19,38)

Was bleibt? (c) Dominique Humm

Den geliebten Sohn in die Arme schließen. Das, was noch übrig ist. Er ist nicht mehr wieder zu erkennen. Wo ist er hin? Mein Sohn, wo bist du?

 

14. Station: Der heilige Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt (Mt 27,57-66)

Die letzte Ehre erweise (c) Dominique Humm

Die letzte Ehre erweisen.

Den Leichnam in die Erde betten, wie ein Kind in sein Bettchen.

Anvertrauen.

Abschied nehmen.