Der Sockelbereich des Elisabethfensters

Autor: Pastoralreferent Dominique Humm

Im Sockelbereich sind drei Ereignisse an drei verschiedenen Orten zu einem Geschehen verschmolzen. In der mittleren Doppelbahn wird die Elisabethkirche von Marburg mit der aufgebahrten Elisabeth dargestellt, wo ihre Gebeine bis heute liegen. Auf der linken Seite ist der Dom zu Erfurt zu sehen, wo die Heiligsprechung von Elisabeth in Deutschland bekannt gegeben wurde.  Rechts steht die Elisaberthkirche von Darmstadt, davor zieht eine Prozession zur Beerdigung der Heiligen Elisabeth und/oder Einweihung des Elisabethfensters.

Die Heiligsprechung

C28-Papst Gregor IX Heiligsprechung (c) Stefan Pohl/Dominique Humm

Auf der linken Seite ist ganz oben ein Männergesicht zu sehen, das mit der Papstkrone Tiara geziert ist. Ein weißes Spruchband darunter erläutert „Gregor (IX) Heiligsprechung Elisabeths. Pfingsten 1235 Perugia." In der Mitte über der Kirchturmspitze dürfte Perugia mit seinen schmalen Gassen abgebildet sein - dort lebte der Papst damals aufgrund von Streitigkeiten im Exil. Ein zweigeteiltes schwarzes Spruchband führt weiter aus "Bekannt gegeben durch Siegfrid III von Mainz. 1236 Erfurt.“ Rechts oben ist dazu die Silhouette des Mainzer Doms dargestellt.

Dom zu Erfurt

C28-Erfurter Dom (c) Stefan Pohl/Dominique Humm

Auf der linken Seite ist ein Kirchtum mit sehr schmaler charateristischer Spitze und romanischem Vorbau zu sehen. Die Kirche weist ein seitlich befenstigtes Spruchband als "Dom zu Erfurt" aus.

Auf dem Kirchturm ist ein Erzbischof dargestellt, was durch Bischofsstab und Messgewand mit Pallium zum Ausdruck gebracht wird. Er hat seine Hände in unnatürlicher Weise nach oben zur Seite, wie zu zwei kleinen Dächern, gekrümmt. Auf einem Grabdenkmal im Mainzer Dom findet sich ein Erzbischof in genau derselben Pose. Es handelt sich um Erzbischof Siegfried III., auch genannt von Eppstein, der seine Hände über die zwei Könige Heinrich Raspe von Thüringen (1246-1247) und Wilhelm von Hollandhält (1248-1256), die er gekrönt hatte. Der Bischof wird von zwei Engeln gesäumt, welche die Posaunen blasen.

 

Der Dom in Erfurt ist also der Ort, an dem die Heiligsprechung Elisabeths durch Erzbischof Siegfrid III. in Deutschland bekannt gegeben wurde.

 

Die Umbettung

Marburger Elisabethkirche

C26-Marburger Elisabethkirche (c) Stefan Pohl/Dominique Humm

Am prominentesten ist in der Mitte eine zweitürmige gotische Kirche zu sehen. Hinter den Turmspitzen sind je zwei Engel sowie Sonne, Mond und Sterne zu sehen. Die Engel halten zwei Banderolen, eine mit der Aufschrift "Elisabeth", eine Zweite mit der Aufschrift "Marburg". An den Kirchtürmen sind zwei weitere Benderolen befestigt. Auf der linken ist "19. November" zu lesen, der Tag der Beisetzung von Elisabeth und bis heute ihr Gedenktag. Am rechten Turm steht auf der Banderole "1. Mai 1936", der Tag, bei dem mit einem großen Fest die Gebeine der Heiligen in einen goldenen Schrein in die Marburger Elisabethkirche umgebettet wurden. Die letzten drei Jahre ihres Lebens verbrachte Elisabeth in Marburg, wo sie mit 24 Jahren starb. Ihr zu Ehren wurde 1283 vom Deutschorden die Elisabethkirche in Marburg über ihrem Grab erbaut - heute ist es eine evangelische Kirche. Dazu finden sich folgende Berichte:

"Im Jahre 1236 nach der Menschwerdung Christi strömten aus verschiedenen Königreichen, nämlich Deutschland, Böhmen, Ungarn, Frankreich, solche Menschenmengen von Männern und Frauen aller Stände und jeden Alters zusammen, dass die Zahl jede Schätzung überstieg. Sie versammelten sich am 1. Mai, wie es bestimmt war."

Quelle: Caesarius von Heisterbach, Predigt über die Überführung der Gebeine der heiligen  Elisabeth auf den geweihten Altar in der Wallfahrtskirche Elisabethkirche zu Marburg

Neben den Türmen sind Blumen und Rosenblüten zu sehen. In den Fenstern der Türme sind ein Engel, ein Kelch, der gekreuzigte Jesus und Elisabeth mit Krone und eine Gestalt zu sehen. Zwischen den Türmen wird eine Burg dargestellt, die sich leider nicht verorten lässt.

Bettung der Gebeine...

C28-Prozession Heiligsprechung (c) Stefan Pohl/Dominique Humm

Von links bewegt sich eine Prozession zum aufgebarten Leichnam der Heiligen Elisabeth in der Bildmitte. Angeführt wird der Zug von einem barfüßigen Mann in weißer Albe, mit goldener Borte, der mit der Linken eine goldene Krone vor sich herträgt. In der Rechten hält er einen Kelch.  Es handelt sich wohl um Kaiser Friedrich II., welcher zur Überführung der Gebeine Elisabeths nach Marburg gekommen war.

Dazu heißt es:

"Auch der glorreiche römische Kaiser Friedrich ließ all seine Geschäfte ruhen und eilte zum Fest der Übertragung, angezogen und herbeigelockt durch die Heiligkeit der heiligen Elisabeth...  Der Kaiser war inzwischen angekommen, in ein graues Gewand gekleidet und mit nackten Füßen zum Zeichen seiner großen, demütigen Frömmigkeit... Der Kaiser aber setzte zum Zeichen seiner Verehrung eine goldene Krone mit kostbaren Steinen auf das Haupt der Heiligen, die die Tochter eines Königs gewesen war."

Quelle:  Caesarius von Heisterbach, Predigt über die Überführung der Gebeine (Translation) der heiligen Elisabeth auf den geweihten Altar in der Wallfahrtskirche 

Hinter Friedrich II. sind in der Prozession zahlreiche Bischöfe sowie Ritter zu erkennen. Aus dem Zug heraus sticht eine Frau, in lila Tuch gekleidet, und niedergeschlagenen Augen, mit drei fein gekleideten Kindern an ihrer Seite. Es handelt sich wohl um die trauernde Magd Elisabeths, die sich ihrer Kinder angenommen hat.

Neben der Frau ist ein braun gekleideter Mann mit gefalteten Händen, der die Frau anblickt. Handelt es sich um den Mönch Konrad von Marburg, den geistigen Vater Elisabeths?

Der Leichnam Elisabeths

C26-Totenbett (c) Stefan Pohl/Dominique Humm

Die Prozession führt zum Leichnam der Heiligen Elisabeth. Mit offenem langem blondem Haar, geschlossenen Augen und in grauem Ordensgewand liegt sie auf rotem Tuch gebettet. Gesäumt ist der Leichnam von der Franziskanerkordel. Die Hände sind gefaltet, an der Hand trägt sie einen Ring. Zu ihren Füßen sitzen zwei Tauben und ein Hahn und daneben liegt eine Rose. 

Zum Leichnam findet sich:

"Da nun die Brüder [des Deutschherrenordens] wussten, wie sehr  beschäftigt der Kaiser war, ... öffnete[n Sie] das Grab bei Nacht mit sieben Brüdern und  bei geschlossener Kirchentür. Als sie die Erde entfernt hatten und den Stein gehoben hatten, verbreitete sich ein süßer Duft von dem heiligen Körper, der alle erquickte. Da lobten sie Gott einstimmig, denn sie entdeckten, dass der Körper, der bekanntermaßen nicht einbalsamiert worden war, völlig unversehrt geblieben war. Die Hände waren in Kreuzesform über die Brust gelegt. Sie verwunderten sich sehr darüber, dass der Leib einen so würzigen Geruch ausströmte, obgleich er schon fünf Jahre begraben lag, denn sonst pflegen Leichname dieser Art gar sehr übel zu riechen.
Die erwähnten Brüder nahmen den Leichnam, hüllten ihn in Purpur, legten ihn in eine bleierne Truhe und trugen ihn so in das Grab zurück."

Quelle:  Caesarius von Heisterbach, Predigt über die Überführung der Gebeine (Translation) der heiligen Elisabeth auf den geweihten Altar in der Wallfahrtskirche 

Elisabeth - Vorbild für heute

St. Elisabeth Darmsadt

C27-Darmstädter Elisabethkirche Entwurf und Malerei Müller-Linow 7778 (c) Stefan Pohl/Dominique Humm

Auf der rechten Seite ist eine weit über Darmstadt sichtbare neugotische Kirchturmspitze mit verschnörkeltem Rundgang zu sehen. Ein von zwei Engeln gehaltenes Spruchband verät, es handelt sich um "St. Elisabeth Darmstadt". Im Fortsatz des spruchbandes steht die Jahreszahl "1978", es ist das Jahr, in dem das Elisabethfenster fertiggestellt wurde. Weiter unten findet sich an der Kirchenfassade ein Hinweis auf den Künstler "Entwurf und Malerei Bruno Müller Linow 77/78".

C27-Jugendstil Darmstadt (c) Stefan Pohl/Dominique Humm

Wie auf der linken Seite, so sind auch hier über und um den Kirchturm herum Bildnisse zu finden, die etwas über die Geschichte des Kirchturmes aussagen.

Auf der Turmspitze thront die Jahreszahl "1905", es handelt sich hierbei um das Baujahr von St. Elisabeth. Darüber und dahinter sind mit dem weißen Turm und Jugendstilgebäuden typische Darmstädter Bauten abgebildet.

C27-Sophie Philipp Ernst Ludwig (c) Stefan Pohl/Dominique Humm

Rechts vom Turm stehen in einem Boot drei edel gekleidete Personen. Die linke Person mit langem Haar und Kleid wird mit "Sophie", die mittlere Person mit Lippen- und Kinnbart sowie Wams und Hose wird mit "Philipp" und die rechte Person im Rock mit Pelzbesatz und goldenem Kreuz-Orden (Eisernes Kreuz)  wird mit "Ernst Ludwig" benannt.

 

C27-Hessen und bei Rhein (c) Stefan Pohl/Dominique Humm

Links vom Turm sitzen drei Männer in einem kleinen Ruderboot. Ein Mann hält ein Netz, das ins Boot gezogen wird. Im Netz ist die Inschrift zu lesen „Hessen und bei Rhein.“ Mittig spielt ein zweiter Mann eine Posaune, vor Ihm ein Notenbuch. Der dritte Mann sitzt am anderen Ende des Bootes gemütlich angelehnt. „Hessen und bei Rhein“ ist der Name der Familienlinie von Großherzog Ernst Ludwig.

Die beiden Boote können als Hinweis auf die Unterstützung beim Bau von St. Elisabeth durch Großherzog Ernst Ludwig verstanden werden.

 

C27-Pontifikat Pius X-Petersdom (c) Stefan Pohl/Dominique Humm

Rechts oben ist der Petersdom in Rom zu sehen. Davor wird in Gold die Silhouette eines Papstes mit Tiara und Chormantel angedeutet, auf einem roten Papstthron. Darunter erläutert ein Spruchband "Pontifikat Pius X." und ordnet damit den Bau von St. Elisabeth zeitlich in die Kirchengeschichte ein.

Hinter Friedrich II. sind in der Prozession zahlreiche Bischöfe sowie Ritter zu erkennen. Aus dem Zug heraus sticht eine Frau, in lila Tuch gekleidet, und niedergeschlagenen Augen, mit drei fein gekleideten Kindern an ihrer Seite. Es handelt sich wohl um die trauernde Magd Elisabeths, die sich ihrer Kinder angenommen hat.

Neben der Frau ist ein braun gekleideter Mann mit gefalteten Händen, der die Frau anblickt. Handelt es sich um den Mönch Konrad von Marburg, den geistigen Vater Elisabeths?

Einweihung des Elisabethfensters

C27-Totenprozession Mat 16-24 (c) Stefan Pohl/Dominique Humm

Von rechts führt gleichfalls eine Prozession zur Mitte hin. Zwei Messdiener führen den Zug an, einer schwingt das Weihrauchfass, einer trägt ein Kirchenfenster. Ein Priester hebt die Hand zum Haupt der toten Elisabeth. Dahinter ein Mann mit einer Schriftrolle in der Hand sowie das Wappen der Stadt Darmstadt mit dem Schriftzug drumherum: 

"Katholischer Männer und Arbeiter Verein [Darm]Stadt"

Drei Ordensschwestern sind zu sehen sowie ein Bischof und zwei in Lumpen gekleidete Alte mit Krücken.

Handelt es sich bei der Prozession um die Einweihung der Elisabethfenster in Darmstadt, worauf die Ministranten mit dem Kirchenfenster sowie das Darmstädter Wappen mit der Inschrift hindeuten? Oder kann in dem Zug auch die Beerdigung Elisabeths gesehen werden? Die Kleidung des einfachen Volkes passt eher in die Zeit Elisabeths als zu den heutigen Kleidungsgewohnheiten. Im Vordergrund fällt wieder eine lila gekleidete, traurig blickende Frau auf, hier begleitet mit einem fürstlich gekleideten Jungen mit gepunkteter Kopfbedeckung. Ist es dieselbe Dienerin Elisabeths, wie auf der linken Seite? Auffällig ist, dass der Junge den Armen ein Brot reicht. Ein Zeichen dafür, dass es die Kinder ihrer Mutter gleichtun, nachdem sie Ihre Mutter viele Jahre bei ihren guten Taten begleitet haben.

Vielleicht stellt die Szene beides dar, Totenzug und Einweihung des Kirchenfensters.

Unter der Szenerie steht mittig geschrieben:

"Matth. 16,24: Wer mir folgt, der darf nicht mehr an sich selbst denken. Er muss sein Kreuz auf sich nehmen und mir nachfolgen."

Der Bibelspruch führt die Geschehnisse der verschiedenen Zeiten zusammen und leitet zu den Medaillons über.

Die Medaillons

Die Gewandnahme

C-28-Elisabeth zieht Ordensgewand an (c) Stefan Pohl/Dominique Humm

Das Medaillon auf der linken Seite ist umrandet von einem blutrot durchsetzten Dornenkranz. Darin wird Elisabeth mit Ordensgewand dargestellt. Ihre Arme streckt sie seitlich von sich weg, eine Perlenkette und ein kostbar verziertes Kleid lässt sie fallen. Auf dem Boden liegen eine Krone, ein Edelstein sowie ein Hocker – sie hat sich wohl gerade umgezogen. Hinter Elisabeth ist rötlich die Kontur einer Person und ein Bett oder ein Palast zu erkennen. Neben ihr ist in weißem Gewand und Heiligenschein eine Gestalt, die ein Kreuz in die Höhe streckt. 

Es handelt sich wohl um die Abkehr vom Ehe- und Hofleben nach dem Tod ihres Mannes, und die Einkleidung mit dem grauen Ordensgewand. Dazu findet sich folgende Beschreibung:

"Nach dem Begräbnis ihres Gemahls verachtete sie jedoch ihren Besitz und lebte in der früheren Armut und im Mangel, bis sie sich auf Befehl Meister Konrads nach Marburg begab und das graue Schwesterngewand anzog, ein altes, abgetragenes Kleid. Dort verschenkte sie fast zweitausend Mark, die sie als Ersatz für ihr Wittum erhielt, zu verschiedenen Zeiten an die Armen. So verteilte sie an einem Tage fünfhundert Mark an die große Schar der Armen, die sich dort versammelt hatte. Auch die restlichen Schmuckstücke, die sie aus dem Haus ihres Vaters, des Königs von Ungarn, mitgebracht hatte und die ihr geblieben waren, verteilte sie an die Armen."

Quelle: Isentrud von Hörselgau, Libellus (I) de dictis quatuor ancillarum s. Elisabeth confectus/ Bericht der päpstlichen Kommission über die Aussagen der vier Dienerinnen Elisabeths, Oktober 1234/1. Januar 1235

Die Verabschiedung

C27 Freundschaft Elisabeth und Dienerin Irmingard (c) Stefan Pohl/Dominique Humm

Wie auf der linken Seite, so ist auch das rechte Medaillon von einem blutrot durchsetzten Dornenkranz gerahmt.  Darin ist Elisabeth mit grauem Gewand und grünem Schleiher sitzend abgebildet. Elisabeth blick zu einer Frau in grünem Gewand, die auf ihrem Schoß sitzt und mit den Fingern ihrer rechten Hand ihre Haare dreht. Elisabeth hat ihren Arm um die Frau gelegt. Das Gesicht der Frau sieht traurig aus. Die Lippen und Gesichtszüge sind wie bei einem schmollenden Kind zusammengezogen. Der Blick ist zu Boden gerichtet. Ein nackter Fuß ragt unter dem grünen Gewand hervor. Darunter ist eine goldene Schüssel mit Wasser zu sehen.

Um die beiden sind verschiedene Gegenstände zu sehen. Auf einem Schemel steht ein goldenes Gefäß, daneben ein Fisch. Auf der anderen Seite liegen Brötchen auf einem Brettchen. Hinter den beiden liegen zwei Bündel gebundene Kornähren.

Die Symbole erinnern an das letzte Abendmahl, als Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen und mit ihnen gegessen hat. Er ahnte bereits was ihm bevorstehen würde und verabschiedete sich von seinen engsten Gefährten. 

Die Zugewandtheit der beiden Frauen drückt doch ein sehr inniges Verhältnis aus. Verabschiedet sich hier Elisabeth von einer ihrer Mägden?

Dazu findet sich:

"Meister Konrad aber prüfte vielfach ihre Standhaftigkeit, indem er in allem ihren Willen brach und ihr Befehle erteilte, die ihrer Neigung widersprachen. Um sie dann noch mehr zu bedrücken, entfernte er einzeln ihre geliebten Dienerinnen, damit sie um jede gesondert trauern könne. Und schließlich vertrieb er auch mich, Isentrud, die von ihr vor allen anderen geliebt wurde. In großem Kummer und unter strömenden Tränen ließ sie mich gehen. Zuletzt entfernte er Guda, meine Gefährtin, die von Kindheit an bei ihr geweilt hatte und die sie besonders liebte, von ihr, und auch sie entließ Elisabeth unter Tränen und Seufzern."

Quelle: Isentrud von Hörselgau, Libellus (I) de dictis quatuor ancillarum s. Elisabeth confectus/ Bericht der päpstlichen Kommission über die Aussagen der vier Dienerinnen Elisabeths, Oktober 1234/1. Januar 1235

Kreuzesnachfolge

C26-Elisabeth trägt Kreuz (c) Stefan Pohl/Dominique Humm

Statt Jesus wird in dem mittleren Medaillon Elisabeth das Kreuz tragend dargestellt. In grauem Ordensgewand, purpurrotem Mantel und mit Heiligenschein mit Kreuz ist sie unter dem Kreuz gebeugt. Die Körperhaltung, helles Gewand, roter Mantel und Heiligenschein mit Kreuz sind eigentlich Stilmerkmale in der Kunst, die ausschließlich zur Darstellung von Jesus genutzt werden. Offensichtlich wollte der Künster Bruno Müller-Linow darstellen, wie sehr Elisabeth in der Nachfolge Jesus gleichförmig geworden ist. An der Stelle des Kreuzweges, als Jesus unter der Last des Kreuzes stürzt, hilft ihm Simon von Zyrene. Hier nimmt ein Mönch diesen Platz ein, der Elisabeth ein goldenes Trinkgefäß reicht und das Kreuz mit anpackt. Vielleicht ihr geistiger Vater Konrad von Marburg? 

Wenn der Betrachter Elisabeth genauer anschaut, fällt auf, dass ihre Gesichtszüge nicht gequält sondern eher entspannt wirken. Hat sie mit dem rechten Arm das übergroße Kreuz geschultert, greift sie mit der linken Hand zu einem Lämmlein. Wie eine Miezekatze schmiegt sich dieses an ihr Bein und Elisabet streichelt es. Das Lamm ist Symbol für das alttestamentliche Lamm, dass zur Vergebung der Sünden des Volkes geschlachtet wird und dessen Bedeutung die Christien im Kreuzestod und Auferstehung Jesu als erfüllt ansehen.

Oberhalb des Kreuzes ist eine Frau in höficher Gewandung dargestellt, die einen Speer zum Todesstoß erhoben hat. Daneben sind zwei Ritter voller Rüstung zu sehen, die, wie mitten im Gefecht, mit verzerrtem Gesicht, zum Kampfgebrüll geöffnetem Mund, mit erhobenem Arm und in voller Bewegung dargestellt werden. Setzten auch sie Elisabeth zu? 

Gefüllt ist das Medaillon daneben mit Rankwerk, Blättern, Trauben und zahlreichen Vögeln, die friedlich dasitzen.

Es sind zwei Extreme die hier aufeinandertreffen:

Hier Elisabeth, das Lamm, die Natur und Tiere, die einen Frieden ausstrahlen.

Und da das Kreuz, das hasserfüllte Kampfgebrüll und der zum Todesstoß erhobene Speer.