Die Schöpfungsfenster

Kirchenfenster St. Elisabeth, Darmstadt - 179 (c) Hochschule Darmstadt / Gregor Schuster

Bunt und stimmungsvoll prägen die 2019 gefertigten Chorfenster den Altarraum der Kirche. Je nach Sonnenstand, entsprechend dem Wetter, der Jahres- und Tageszeit, wird die Kirche in ganz unterschiedliche Farben gehüllt. Vor dem geöffneten Kirchenportal bleiben Menschen oft stehen, wenn der Kirchenraum farbig leuchtet und betreten die Kirche für eine Atempause oder für ein Gebet.

Wie alles begann..

Autor: Pastoralreferent Dominique Humm nach einem Interview mit Markus Hau

Seit Beginn seines Studiums experimentierte Markus Hau zusammen mit einem Freund mit einen DIN A4 Scanngerät. Dazu bauten sie den Scannstab aus dem Gerät aus und konnten während der Aufnahme Bewegungen ausführen oder spannende Landschaftsbilder aufnehmen. In einem zweiten Schritt bauten sie eine Barriere um die Scannerplatte herum, sodass diese mit einer Flüssigkeit geflutet werden konnte. Bei Versuchen mit Tinten und Tuschen entstanden ganz verschiedene Farbverläufe und Strukturen. 

Tinte oder Tusche (c) Markus Hau

Seminar zu den Kirchenfenstern

Ein Seminar von Prof. Scholz zu Kirchenfenstern machte Hau direkt neugierig, wegen dem Material Glas, wegen der geplanten Realisierung und wegen der Experimentierfreude von Prof. Scholz. Seine ersten Versuche wollte Hau im Rahmen des Seminars vertiefen. Bei Versuchen mit Milch und farbiger Tinte gelingen Markus Hau erste naturnahe Farbverläufe. War der Hintergrund bisher schwarz, konnte jetzt ein weißer Hintergrund erstellt werden. 

Vorgaben für die Gestaltung waren:

  1. Formal sollen die Entwürfe keine konkreten Motive enthalten und abstrakt und zeitlos sein.
  2. Symbole, Farben und Formen sollen den Glauben wiederspiegeln.
  3. Altarraum vor Hitze und Sonneneinstrahlung schützen und als Blendschutz dienen.
  4. Es soll ein einheitliches Konzept entwickelt werden, dass zunächst für die neun Chorfenster umgesetzt wird und später auch auf andere Bereiche übertragbar ist.
Versuche mit Milch (c) Markus Hau

Entwürfe entstehen

Markus Hau arbeitete verschiedene Entwürfe aus. Die verbindende universelle Sprache der Natur ohne feste Abgrenzungen war Hau bei den Farbübergängen wichtig. Daher entschied sich Hau später auch gegen eine Bleiverglasung, die für zusätzliche Unterteilung sorgen würde. So kann die Farbe über die Fenster hinweg verlaufen und der Innenraum wird mit dem Außenraum in Verbindung gebracht.

Am finalen Entwurf gefällt Markus Hau im Zentrum das helle Licht. In den Randbereichen gibt es dunkle Zonen, die auf Leid und Schwermütigkeit in der Welt hindeuten, warme Farben, die für Geborgenheit sorgen, und viel Grün, was abstrahiert das Blattwerk einer Baumkrone darstellen kann.

Chorfensterentwurf (c) St. Elisabeth, DA

Umsetzung und Montage

Nach einer Vorauswahl durften drei Studierende ihren Entwurf präsentieren. Dazu wurden extra Probescheiben produziert sowie Plakate erstellt. Als die Wahl auf Markus Hau fällt, löst das bei ihm Freude aber auch etwas Angst aus, handelte es sich doch damals um das größte Kirchenfensterprojekt Deutschlands.

Für die Umsetzung wurde dann jede einzelne Scheibe 1:1 ausgedruckt und eine farblich passende Scheibe bei der Glashütte ausgesucht. Von Hand übertrug Markus Hau die farblichen Bereiche der Vorlage auf jedes einzelne Fenster, damit sie passend eingefärbt werden konnten.

Hau arbeitet an Vorlage (c) Markus Hau

Stück für Stück entstehen so die Scheiben. Auf einem großen Leuchttisch konnten die Scheiben zu einem großen Fenster zusammengesetzt werden und die Farbverläufe nahtlos angepasst werden. Zum Teil wurden die Scheiben mit Schmelzfarbe angefärbt, um die gewünschten Resultate zu erzielen.

Glasscheiben (c) Markus Hau

Die Glasfenster werden montiert

Als die Glasfenster endlich montiert werden, bekommt Markus Hau einen Schreck: Die Fenster wirken viel dunkler als gedacht. Doch dann stellt sich heraus, Grund ist nur das Baugerüst. Als das Gerüst entfernt und die Wände weiß gestrichen sind leuchten die Fenster in strahlenden Farben. 

Wenn Markus Hau heute nach St. Elisabeth kommt, schaut er dankbar auf das aufregende Projekt zurück und freut sich, wenn Menschen sich an den Fenstern erfreuen und inspiriert werden. Gerade wenn die Sonne scheint, gibt es neben den leuchtenden Fenstern farberleuchtete Bereiche in der Kirche sowie in den dunklen Bereichen der Fenster Farbspielgelungen. Diese Farbenfülle begeistert, der Farbverlauf funktioniert.

Leuchtende Fenster (c) Markus Hau

Einweihung der Fenster

Bischof Kohlgraf weihte die Fenster in einem Festgottesdienst am 15.12.2019 ein. Seine Predigt sowie weitere Deutungen zu den Fenstern finden Sie rechts.

Gruppenfoto am Ende des Festgottesdienstes zur Einweihung der Schöpfungsfenster (c) Peter Tanke