Von Sara Mierzwa in "Glaube und Leben"
Markus Hau ist überraschend zum Sakral-Künstler geworden: Die Gemeinde St. Elisabeth in Darmstadt hat für ihre neuen Kirchenfenster den Entwurf des Studenten ausgewählt.
Die Entwürfe für die neuen Kirchenfenster in St. Elisabeth in Darmstadt sind am Küchentisch des 29-jährigen Studenten Markus Hau entstanden: in einem Scanner mit bunten Tuschfarben, einem Blasebalg und Milch. Nach eineinhalb Jahren Experimentieren mit Flüssigkeiten, Farbverläufen und Luft entstand ein Bild mit etwas Hellem im Zentrum, bunten Farbverläufen und dunklen Flecken an den Rändern. Den Entwurf fand die Gemeinde in St. Elisabeth so gut, dass sie ihn unter drei weiteren Vorschlägen auswählte. Jetzt hat der Glasspezialist Grobbauer begonnen, die neuen Fenster zu bauen aus 130 Quadratmeter Glas.
„Das Lebendige in meinem Entwurf ist mir wichtig. In der Farbgebung der Kirchenfenster sind alle Farben vertreten - von warm bis kalt", sagt Markus Hau. Er hofft, dass die Kirchenfenster den Menschen Trost spenden können und jedem Betrachter genug Freiraum lassen, darin etwas zu sehen, was ihn berührt. Ihn selbst berührt die Natur. Draußen im Freien fühlt er sich dem Göttlichen in der Schöpfung näher - besonders Flüsse und Wasserfälle faszinieren ihn. „Das ist alles so lebendig und da steckt so viel Kraft dahinter", sagt er. Deshalb verbringt er seine Freizeit auch gerne mit Wandern. Seine letzte Familienwanderung führte ihn in den Schwarzwald, mit Freunden war er im Elbsandsteingebirge, wo sie nachts draußen übernachteten. An solche Momente erinnert sich Markus Hau gerne.
Das Leben mit hellen und dunklen Momenten
Auch dunkle Momente, wie die schwarzen Flecken auf dem Fensterentwurf, gab es im vergangenen Jahr in Markus Haus Leben: sein Patenonkel und seine Oma starben und sein Vater erkrankte an Krebs. Da fing Markus Hau wieder an zu beten: „Bitte lass meinen Vater gesund werden."
Bei der Wanderung im Schwarzwald konnte die ganze Familie trotz Krankheit schon wieder mit dabei sein. Markus Hau glaubt fest daran, dass nach dem Tod nicht alles vorbei ist. Und sei es, dass man im Kreislauf der Natur weiter lebt.
Früher waren Markus Hau und seine zwei älteren Geschwister Messdiener. Manchmal ist er im Gottesdienst in die falsche Richtung gelaufen, weil er so nervös war. Auch heute noch ist er vor Auftritten in der Öffentlichkeit aufgeregt. Vor Interviewterminen schläft er unruhig. „Als ich die Entwürfe machte, hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht, was passiert, wenn sie tatsächlich umgesetzt werden", sagt er. Seit klar ist, dass sein Entwurf genommen wird, fühlt Markus Hau manchmal, dass die Menschen an ihn bestimmte Anforderungen stellen, dass er besonders kluge Dinge sagen muss, dass er wie ein Künstler auftreten muss. Wie das genau gehen soll, weiß er noch nicht. Sein größter Wunsch für die Einweihungsfeier der Fenster ist, dass jemand für ihn spricht.
Die Gemeindemitglieder in St. Elisabeth haben viele Kommentare zu den Kirchenfenstern bei der dreimonatigen Abstimmung aufgeschrieben: Viele fanden den lebendigen Farbverlauf ansprechend. Ein kleines Mädchen fragt seine Eltern: „Mama, ist da Schimmel auf den Fenstern?" Markus Hau findet es gut, wenn Menschen in die abstrakte Darstellung Verschiedenes hinein interpretieren können. „Schimmel ist ja auch lebendig", sagt er mit einem Lachen.
Markus Hau ist vielfältig interessiert: Er studiert Kommunikationsdesign und arbeitet in einem Laden für Künstlerbedarf. Mit einem Freund berät er Unternehmen zur Gestaltung von Logos, Visitenkarten und Internetauftritten. Daneben hat er noch genug Zeit für sein Projekt „Seta". Mit einem befreundeten Biologen baut er Tische mit kleinbleibendenden Blütenpflanzen und Moosen, die die Eigenschaft besitzen, Feinstäube zu binden. Mit seinem Studium ist Markus Hau noch nicht fertig. „Ich lebe gerne in den Tag hinein und lasse mich überraschen, was das Leben bringt", sagt er.
Ein neues Gebiet: Kirchenfenster gestalten
Mit Kirchenfenstern hatte der Student sich vor dem Projekt an der Universität wenig beschäftigt. Als Kind hat er sich im Familienurlaub in Kroatien viele Kirchen angeschaut und der Kölner Dom mit dem Fenster von Gerhard Richter fasziniert ihn. Dass seine Fenster ihn selbst überleben werden, macht ihn stolz.
Markus Haus Oma war auch sehr stolz als sie erfuhr, dass die Entwürfe ihres Enkels von der Gemeinde ausgewählt wurden. Mit ihr ist Markus Hau oft in den Gottesdienst gegangen. Die Einweihung der Fenster kann sie nicht mehr erleben. Bei dem letzten Besuch vor ihrem Tod sagte sie ihrem Enkel zum Abschied: „Markus, du bist echt ein toller Typ." Für die Sterbeanzeige seiner Oma hat Markus Haus einen Bildausschnitt der Fensterentwürfe verwendet.