Deutung vermutlich durch den Künster Bruno Müller-Linow
Sie lässt ihr Leben noch einmal im Geiste an sich vorüberziehen und hat, wie es in vielen Chroniken berichtet ist, Visionen aus dem Leben des Heilands, weil die Worte und Wirklichkeiten des Glaubens ihre Seele und ihre Sinne ganz ausfüllen. Im Bild links unten sitzt Elisabeth, umgeben von ihren Frauen, auf ihrem Lager. Im Hintergrund steht ihr Beichtvater, Konrad von Marburg, ein aussatzkranker Junge, den sie pflegte, bietet ihr eine Rose dar, neben ihr finden sich als Hinweis auf die Eucharistischen Gaben Brot und Wein. Ein Vogel zwitschert, wie es die Chronik berichtet, in dem Gemache. Durch das geöffnete Fenster erscheint der sterbenden Elisabeth Jesus Christus, der sie mit einladender Handgebärde zu sich ruft.
Auf der rechten Seite daneben finden sich die Trauernden aller Zeiten, denen ihre Liebe galt Arme, Kranke, Alte, die Mutter mit dem schwerkranken Kind - und im Hintergrund St. Franziskus als Bruder im Geiste.
Darüber sitzt segnend Christus und mit gütig umfangender Gebärde die Muttergottes, wie sie Elisabeth visionär erschienen. In dem kleinen Halbrundfenster (von links nach rechts) spielt Elisabeth als Kind mit ihrem künftigen Gemahl und baut aus Klötzen die Wartburg, es wird ihr der tote Ehemann zurückgebracht (Skelett im Sarg), daneben taucht die Erinnerung an frohe Ausritte in glücklicher Zeit mit Ludwig auf, und erscheint, wie es in der Chronik heißt, den versuchenden Teufel, den Elisabeth mit energischem „Hebe Dich weg" vertreibt.
In den Maßwerkfenstern darüber sehen wir eine Laute, wie Elisabeth sie selbst spielte, dabei wieder die singenden Vögel als christliche Symbole. Rechts ist die Vision des leidenden Christus mit Dornenkrone dargestellt. Nach der Überlieferung sagte Elisabeth in ihrer Sterbestunde.“ Lasst uns über den Heiland sprechen und über das Christkind, denn Mitternacht ist nahe, als das holde Jesuskind geboren-wurde“, darum finden wir oben im Fenster den Heiland der Welt als Kind in der Krippe mit Symbolen der Himmlischen Dreifaltigkeit und darunter den Tieren als Zeichen seiner wirklichen Menschheit. Das Lamm wieder im Sinne christlicher Symbolik — Christus das Opferlamm. Daneben steht der weihnachtliche Stern, von dem Elisabeth in ihrer Sterbestunde sagte: „Da erschuf er einen neuen Stern, der nie vorher erschienen war“.