Autor: Pastoralreferent Dominique Humm
Ursprünglich sollte hier der Stammbaum Jesu dargestellt werden, wie aus der Festschrift von 1905 hervorgeht. Wie auf den Bildern zu sehen ist, wurde dieser aber nicht umgesetzt. Pfarrer Martin Fink mutmaßt in der Festschrift von 1930, dass aufgrund des Stammbaumes Jesu im Marienaltar das Motiv bereits vorhanden ist und daher das Kirchenfenster für andere Abbildungen frei wurde.
Ganz oben im Bild sind Greifvögel zu erkennen.
Als erstes großes Bild ist in der linkten Fensterbahn die gekrönte Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm. Beide sind in kostbare Gewänder gehüllt. Die unteren Abbildungen verweisen alle auf dieses Bildniss, sodass das Fenster als "Marienfenster" benannt werden kann.
Im unteren Fensterteil sind Mönche aus dem Dominikanerorden zu sehen, jeweils mit einem Namensband versehen.
Zuoberst links ist Thomas von Aquin zu sehen. Er ist der Hauptvertreter der Scholastik und prägte die Theologie wesentlich. Die rechte Figur wird als "Petrus de mediolano, maryr et virgo" benannt, also zu deutsch: Petrus aus Mediolano, Märtyrer und Jungfrau".
Pfarrer Martin Fink schreibt dazu: "Hier scheint dem Glasmaler eine Verwechslung passiert zu sein. Es gibt einen Dominikaner Petrus, einen Lombarden (Hauptstadt Mailand, mediolano), geboren in Bergamo, den berühmten Kommentator d. h. Erklärer der Schriften des hl. Thomas von Aquin. Diesen scheint das Bild in der Tat darzustellen, denn er trägt in seiner Hand ein großes Buch, die Summa des hl. Thomas von Aquin, d. h. sein gewaltiges philosophisches und theologisches Universalwerk. Es gibt aber auch einen Dominikaner Petrus, den Lombarden, geboren in Verona, einen Blutzeugen und glühenden Verehrer der Virgo [Jungfrau], d. i. der lieben Mutter Gottes."
Darunter, in der dritten Fensterreihe links Nikolaus Boccasini, der spätere Papst Benedikt XI. und rechts Petrus de Champagne, der als Papst Innozenz V. bekannt wurde. Über den beiden Päpsten prangt ein Spruchband auf Latein: "Salve regina, mater misericordiae et spes nostra salve" auf Deutsch übersetzt: "Sei gegrüßt o Königin, Mutter der Barmherzigkeit, unsere Hoffnung sei gegrüßt." Beide Päpste setzten sich sehr für die Marienverehrung ein.
In der zweituntersten Reihe links Albertus Magnus, ein berühmter Universalgelehrter seiner Zeit, und rechts Vinzenz Ferrer, ein begnadeter Prediger, der Spanien, Italien, Frankreich, die Schweiz und Deutschland zur Mission bereiste.
Ganz unten links der Gründer selbst: der Heilige Dominikus. Rechts neben ihm ist eine kleine Statue von Maria mit Jesuskind zu sehen. Zwischen beiden ein Kranz aus Rosen. Der Heilige Dominikus war ein Wanderprediger und ein glühender Marienverehrer. Er hat wesentlich zur Ausbreitung des Rosenkranzgebetes beigetragen, daher der Kranz aus Rosen in der Mitte.
Die beiden mittleren Fenster wurden gemeinsam gestiftet und bildet auch vom Bildprogramm her eine Einheit dar. Sie führen dem Betrachtenden die Barmherzigkeit Gottes vor Augen.
Pfarrer Martin Fink bewundert die Quelität der mittleren Doppelfenster in der Festschrift von 1930: "Beide Fenster zeichnen sich aus durch eine wunderbare Farbenpracht und bezaubernde Lieblichkeit. Ich bin geneigt, dieselben in ihrer Wirkung noch über die Chorfenster zu stellen."
Zuoberst sind zwei springende Hasen zu sehen.
Oben im Bild ist links ein junger Mann mit Gürtel und Trinkflasche sowie mit Wanderstab zu sehen. Er kniet zu Boden, hält die gefalteten Hände flehentlich in die Höhe, sein Blick ist aber zu Boden gesenkt. Vor ihm steht ein Mann mit ausgebreiteten Armen, der zu dem Knienden blickt und sich ihm entgegenbeugt. Seine langen gelockten Haare, der Bart und das Gesicht ähneln Jesus vom Bild "Das Letzte Abendmahl" in der Sixtinischen Kapelle, von Leonardo da Vinci. Beide Figuren verbindet ein Spruchband mit der Aufschrift: "Denn dieser, mein Sohn, war tot und ist wieder lebendig geworden".
Offensichtlich ist hier dies Szene des verlorenen Sohnes aus dem Lukasevangelium 15, 11-32 dargestellt. Doch statt des Vaters ist Jesus selbst zu sehen, der seine Arme ausbreitet, um den Menschen in seine Arme zu schließen, trotz seiner Fehler, die er begangen hat.
In der Mitte ist der Apostel Philippus mit Kreuzstab dargestellt. Daneben steht "gestiftet Philipp Renn", beides verweist auf den Stifter des Kirchenfensters.
Im zweiten großen Bild des Fensters unten sind Maria und Josef mit dem Jesuskind in der Krippe zu sehen. Maria und Josef sind wie ein Königspaar in kostbarer Gewandung dargestellt. Im Hintergrund sind kostbare Hallen zu erkennen, sowie ein lateinisches Spruchband "et verbum [caro factum] est", vermutlich "und das Wort ist Fleisch geworden" aus dem Johannesevangelium 1,14.
Wie beim zweiten Fenster sind auch hier zwei große Bilddarstellungen abgebildet, sowie eine kleine Heiligenfigur in der Mitte.
Das obere Bild korrespondiert spiegelverkehrt zum oberen Bild des zweiten Fensters. Auch hier ist eine stehende und kniende Figur zu erkennen. Auf der rechten Seite kniet eine Frau, Körper und Kopf sind eingehüllt mit reichlich Tuch. Ihre linke Hand hält das Gewand, die rechte Hand ist geöffnet zur zweiten Figur ausgestreckt und ihr Blick aufgerichtet dem Gegenüber entgegen.
Gegenüber steht Jesus mit Kreuzheiligenschein, langem Haar und in kostbarem Gewand. Über der Brust ist ein Herz dargestellt, das strahlt.
Auch diese beiden Figuren verbindet ein Spruchband mit der Aufschrift: "Siehe da dieses Herz, das die Menschen so sehr geliebt hat!"
Es handelt sich offensichtlich um die Nonne Maria Margareta Alacoque, der Jesus im 16. Jahrhundert in einer Vision erschienen ist und zur Verehrung seines göttlichen Herzens aufgerufen hat. Auf sie geht das Herz-Jesu-Fest und der Herz-Jesu-Freitag zurück, der bis heute in St. Elisabeth gefeiert wird.
In der Mitte ist eine Frau in Gewand und mit Abtstab zu sehen. Ein Schriftzug benennt sie als Heilige Ottilia, eine Äbtissin im Elsass. Daneben steht "gestiftet Ottilia Renn"; beides verweist auf die Stifterin des Kirchenfensters.
Unten im Fenster ist der gekreuzigte Jesus zu erkennen. Neben dem Kreuz stehen eine Frau und ein Mann mit Heiligenschein und in kostbarem Gewand. Es dürfte sich um die Mutter Jesu, Maria, handeln sowie um den Lieblingsjünger Jesu, Johannes.
Mit dem barmherzigen Vater, der Menschwerdung Gottes, der Erscheinung Jesu mit seinem offenen Herzen und der Kreuzigung Jesu wird die Liebe Gottes durch Jesus zu uns Menschen in verschiedenen Formen sichtbar.
Übergroß, über fast sämtliche Teile des Fensters, ist ein Mann mit wirrem Haar und Bart zu erkennen. Seine Füße sind nackt und stehen offensichtlich im Wasser - Sogar ein Krebs ist vor seinem rechten Fuß zu erkennen. Mit seiner rechten Hand stütz er sich auf einen langen Holzstab. Sein linker Arm greift nach oben zu seiner Schulter. Dort sitzt ein Jüngling, der von dem Mann gehalten wird. Der Kopf des Jungen ist von einem Heiligenschein in Kreuzfom geziert, seine Hand ist zum Segen ausgestreckt. Beide Figuren sind von zahlreichen Sternen umgeben.
Bei der Gestalt handelt es sich um keinen anderen als den riesenhaften Christophorus, der gerade Jesus über den Fluss trägt.
Die Größe des Fensters und die Position in Sichtachse der Gläubigen im Kirchenschiff erklärt sich aus der Festschrift von 1905:
"Christophorus, der Christusträger, ermahnt die Gläubigen, ebenfalls Christum im Herzen zu tragen, so wie der Heilige ihn im Herzen und auf der Schulter trug. Um diese Mahnung recht eindringlich zu machen bildete man ihn als Riesen, dass er jedem ins Auge fallen muss. Wer aber den Heiland, der das Leben ist, wahrhaft im Herzen trägt, der wird sicherlich keines bösen, nämlich des ewigen Todes sterben. Daraus entstand im Mittelalter der sinnreiche, zum Kirchenbesuche ermunternde Volksglaube, dass keiner eines jähen oder bösen Todes an dem Tage sterben werde, an welchem er den heilgen Christophorus gesehen."
Pfarrer Martin Fink beurteilt in der Festschrift von 1930 die Fenster wie folgt:
"Gegenüber diesen beiden Kunstwerken [den mittleren Fenstern] fallen die seitlichen Fenster kirchlich künstlerisch etwas ab. Ursprünglich waren dieselben wohl nicht für unsere Kirche bestimmt. Man scheint sich zu ihrer Anschaffung wohl auch aus Mangel an genügenden Mitteln bequemt zu haben."