Autor: Pastoralreferent Dominique Humm
Bei den seitlichen Fenstern sticht das Tauffenster durch seine Detailfülle hervor. Das linke Seitenschiff endete vorne neben dem Altarraum in einer Taufkapelle mit einem großen Taufstein, wo heute der Tabernakel steht. Durch ein Fenster fiel von Norden Licht in die Kapelle. Im Fenster ist Jesus mit nacktem Oberkörper, nur mit Lendenschurz bekleidet, zu sehen. Erst steht bis zur Hüfte im Wasser und hat seine Hände vor der Brust gekreuzt. Neben ihm steht barfuß im Gras sein Cousin Johannes der Täufer, der seine Hand zur Taufe ausstreckt. Oben im Fenster ist eine Taube zu sehen, Zeichen des Heiligen Geistes.
Dazu heißt es im Markusevangelium 1,9-11:
"Es geschah in jenen Tagen, da kam Jesus aus Nazareth in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Sogleich, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden."
Am Westportal zum Schloßgartenplatz hin sollen sich auch schöne Fenster befunden haben. Dazu heißte es in der Festschrift von 1905:
"In den beiden Fenstern des Hochschiffes sehen wir symbolische Darstellungen von Himmel und Erde. Der Himmel wird charakterisiert durch singende und sich umarmende Engel, die Erde durch hadernde, streitsüchtige Männer."
Die genannten Darstellungen lassen sich jedoch nicht auf Fotografien finden. Sei es, dass die benannten Motive hinter der Orgel gelegen seien oder die Beschreibung von der Umsetzung abweicht, da zur Einweihungsfeier noch nicht alle Fenster fertiggestellt waren.
Vom Fenster über dem Eingangsportal selbst findet sich keine Beschreibung. Auf einem Bild lassen sich zwei Mönche erkennen.
Das Fenster links vom Hauptportal, vor dem heute die Pietá steht (Maria mit dem Leichnam Jesu), war mit zwei Heuschrecken verziert. Sie sollten Schnelligkeit symbolisieren und darstellen, in welchem Tempo sich die Frohe Botschaft verbreitet.
Im Fenster rechts vom Hauptportal, heute hinter der Empfangstheke, sollen laut der Festschrift von 1905 Eulen "als Sinnbilder der Lebensweisheit des Evangeliums und der Wissenschaft, welche stets in der Kirche gepflegt wurde“, dargestellt sein.
Auf dem vorliegenden Bild des Fensters sind keine Eulen, stattdessen eher Schnecken und Blumen zu erkennen. Der Grund für das Abweichen in der Motivwahl ist nicht bekannt.
Das Fenster über dem rechten Seiteneingang sowie im danebenliegenden Rundfenster sind runde Butzengläser sowie Abbildungen von Blumen und Schnecken zu sehen.
Auch das Fenster über dem Eingang zum Turm ist mit einfachen Butzenscheiben verglast.
Ein hochinteressantes, im Mittelalter beliebtes Bild weist das Maßwerk des dem Altar der Oberkirche zunächst liegende Fenster auf: die Jagt auf das Einhorn. Das Einhorn, nach uralter Volkssage ein seltenes und menschenscheues Bergtier, kann nur von einer reinen Jungfrau eingefangen werden. Es hat daher seine geheimnisreiche Deutung auf den Heiland und seine jungfräuliche Mutter. Es wird als unschuldig verfolgtes Tier dargestellt, ein sprechendes Sinnbild des unschuldigen Lammes, das die Sünden der Welt getragen hat.
Das andere Fenster zeigt uns zwei Männer die eine riesenhafte Traube tragen. Die Männer erinnern an die Kundschafter, welche die Früchte des Landes Kanaan den staunenden Israeliten zeigten. Unser gelobtes Land ist die Kirche und ihr Reichtum ist die Gnadenfülle Jesu Christi.“
Quelle: Festschrift zur Einweihung der katholischen St. Elisabethkirche zu Darmstadt am 30. September 1905, S 82f
Die seitlichen Fenster, welche die Gläubigen beim Gang durch die Kirche direkt aus nächster Nähe betrachten konnten, stellen den Betrachtern dem christlichen Leben zugrundeliegende Einstellungen dar, in Form der Tugenden. Die ersten drei Fenster zeigen die drei göttlichen Tugenden. Das Fenster vierte bis siebte Fenster die vier Kardinaltugenden. Und die Fenster acht bis zehn „drei der vorzüglichsten Tugenden des christlichen Lebens“, wie es in der Festschrift von 1905 heißt.
Leider sind nur wenige Abbildungen der Fenster erhalten.
Dargestellt wird der Glaube in Form des dreieinigen Gottes: Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Als Symbol der Hoffnung wurde der Maikäfer gewählt. Die lange Entwicklung des Käfers über vier Jahre im Boden vom Engerling zum Käfer galt als Zeichen, dass Hoffnung lange Zeit dauern mag, aber doch zur Erfüllung führt.
Das Herz gilt bis heute als Symbol der Liebe und wurde in diesem Fenster dargestellt.
In diesem Fenster war ein Reh zu sehen. Die schreckhaften Tiere, die mit Augen und Ohren die Umgebung mit großer Aufmerksamkeit wahrnehmen, wurden als Sinnbild der Klugheit verstanden.
Eine Waage und zwei Schwerter wurden hier gewählt. Die Waage steht für die Abwägung Sachlage und das Richtschwert für die Vollmacht, mit der die Gerechtigkeit durchgesetzt wird.
Die richtige Menge ist entscheidend. Zuviel tut oft nicht gut. Begierde und Übermaß werden oft dem Körper zugeschrieben. Daher wurde bei diesem Fester ein Engel dargestellt, der als körperloses Wesen Zeichen der Mäßigung sein sollte.
Der Heilige Georg kämpft als Ritter gegen einen Drachen. Diese Darstellung steht für Willensstärke und Einsatz gegen das Böse.
Eine Nonne und ein Mönch liegen betend vor dem Kreuz Christi. Seit Beginn des Mönchtums gehört zu den klösterlichen Idealen das eigene Verlangen zurückzustellen und sein Tun ganz in den Dienst Gottes zu stellen. Es setzt das Wissen um die eigenen Bedürfnisse sowie eine innere Freiheit voraus, damit sich eine demütige Haltung entwickeln kann.
Hier wird eine geöffnete Hand dargestellt ist, um die Bereitschaft zum Geben zu zeigen.
Maria, die Mutter Jesu, ist Vorbild für die Keuschheit und wurde in diesem Fenster abgebildet. Im Gegensatz zur Ehelosigkeit meint die Keuschheit einen reflektierten und situationsgerechten Umgang mit der Sexualität oder ggf. auch anderen Grundbedürfnissen.