Ich sitze gerne an Bächen, vor allem jetzt im Sommer. Ich mag das Gluckern und Plätschern und Murmeln des Wassers, wenn es über die Steine im Kiesbett fließt. Außerdem sammele ich gerne Kieselsteine. Weil sie in ihrer Gestalt und Farbe so unterschiedlich aussehen und weil sie so geschmeidig in der Hand liegen.
Man sagt, dass das Wasser sie so geformt hat. Aber eigentlich stimmt das nicht ganz. Das Wasser bringt sie nur in Bewegung. Ihre glatte, schöne Form erhalten sie, weil sie - durch das Wasser bewegt - immer wieder aneinander stoßen und sich so ihre Kanten und ihre scharfe
Oberfläche anschleifen und abreiben. Dadurch verändern sie sich: Auf einem langen Weg werden kantige raue Felsbrocken nach und nach zu glatten, schön gemaserten Kieseln.
Irgendwie erinnert mich das an unser Leben, vor allem das Leben in unserer Gemeinschaft.
Im Fluss des Lebens treiben wir, manchmal, ohne die Fließrichtung beeinflussen zu können. Aber wir begegnen einander, stoßen aufeinander, reiben uns mit Haltungen und Meinungen aneinander. Begegnungen verändern. Oft kommt dabei etwas Wertvolles, Schönes zum Vorschein, das unter dem rauen Äußeren verborgen war.
Und vielleicht ist es manchmal gut, ein Stein des Anstoßes oder ein Stein, der ins Rollen gebracht wurde zu sein und nicht starr in eine Mauer gefasst an seinem Platz zu verharren.
Schon die Bibel gibt uns mit auf den Weg, wir sollen uns als Steine zu einem geistigen Haus aufbauen lassen (1 Petr 2,5-10). Als lebendige Steine.