Predigt: Mariä Himmelfahrt 2025

Datum:
Sa. 1. Nov. 2025
Von:
Eva Weinitschke

Liebe Gemeinde! 
Riechen Sie es? Den Duft der Kräuter und Blumen, der die Kirche füllt? Wenn nicht, dann sehen Sie aber zumindest die schönen Werzwisch, gesammelt und zusammengestellt aus den Wiesen und Feldern rings um Sörgenloch und vielleicht auch weiter weg. Wir haben die Natur in die Kirche gebracht und sie so quasi in einen (Kräuter-)Garten verwandelt. Was für ein symbolträchtiges Bild! 
Die Geschichte des Menschen mit Gott beginnt in einem Garten. Und letztlich handelt die 
gesamte Bibel von dem Streben, in diesen Garten, das Reich Gottes, zurück zu kehren… 
An einen Ort, an dem alle Heil erfahren, einen Ort des Friedens, der Liebe und der 
Gemeinschaft mit Gott. Einen Ort, an dem Gottes Wort und Verheißungen wahr werden. 
Es ist ein alter Brauch, zum Fest Mariä Himmelfahrt Kräutersträuße zu binden und segnen zu lassen. Schon im Mainzer Benediktionale, einem kirchlichen Buch mit Segensformeln und Gebeten aus dem Jahr 950 (also vor 1075 Jahren!), war eine Kräuterweihe an diesem Tag enthalten! Schön, dass sich diese Tradition auch hier im ältesten Marienwallfahrtsort des Bistums erhalten hat! Den Sträußen schreibt man, verbunden mit der Fürsprache Marias, nachdem sie gesegnet wurden, besondere Heil- und Schutzkraft für Haus, Hof und Menschen zu. 
Mit seinen unterschiedlichen Kräutern und Blumen ist der Werzwisch gewissermaßen 
ein Miniaturabbild der Schöpfung – des Gartens Gottes! Jede Pflanze steht für eine 
bestimmte Kraft oder Eigenschaft. In ihnen steckt Heilung, Trost, Schutz, Hoffnung. So 
transportieren sie die Botschaft: Die Welt ist heil gedacht. Ich habe das mal recherchiert und Spannendes herausgefunden. Ich entschuldige mich schon jetzt, dass ich die folgenden Pflanzennamen hochdeutsch benenne. Ich weiß, dass sie hier in Sörgenloch anders genannt werden, aber ich fürchte, ich würde alles falsch aussprechen… 
Johanniskraut steht für Freude und Schutz, Kamille für Frieden und Harmonie, Schafgarbe 
für Heilung, Liebstöckel für Liebe, Thymian für Mut, die Ringelblume für Trost. Und die 
Königskerze – sie steht für das Licht Christi und die himmlische Führung. 
Gott will, dass die Welt heil ist. 
Aber wenn wir auf die Welt schauen, dann ist sie alles andere als heil: Die Gaben der Schöpfung werden ungerecht verteilt, so dass der größere Teil der Menschheit hungert und dürstet, keinen Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten hat und in Armut lebt, während ein kleinerer Teil in Wohlstand und Sicherheit leben kann. Und wir leben in einer Welt, in der in vielen Regionen Konflikte in Krieg und Gewalt münden, häufig beeinflusst von den Interessen der Mächtigen und Superreichen. Dass dies nicht nur in unserer Zeit so ist, zeigt uns der heutige Evangeliumstext. Auch damals, als Maria das Magnifikat gesungen hat, war die Welt nicht heil. Aber Maria wusste, dass sie anders gedacht war. Ihr Lied ist keine Fürbitte, kein Flehen, sondern ein Lied der Zuversicht und der Hoffnung. Sie singt von einem Gott, der nicht eher ruhen wird, als bis das Heil wieder hergestellt ist: Bis die Hochmütigen bescheiden werden. Bis die Mächtigen vom Thron herabsteigen und die Niedrigen Würde und Ansehen erlangen. Bis die Hungrigen nicht mehr hungern. 
Bis die Reichen nicht mehr die einzigen sind, die im Wohlstand leben. 
Maria hat Zuversicht und Hoffnung. Sie singt: „Meine Seele preist die Größe des Herrn 
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.“ 
Oft fragen wir uns im Angesicht der großen Probleme dieser Welt: Was kann ich schon 
ändern? Schauen wir auf die Blumen hier im Altarraum… So wie der Werzwisch ein 
Miniaturabbild der Schöpfung, des Gartens Gottes ist, so können auch wir ein Miniatur
abbild der Welt, die er uns verheißen hat sein. Diese Welt braucht einen Gegenentwurf, 
und jede und jeder von uns hat es in der Hand, ihn umzusetzen! Wir können vielleicht 
nicht die große Politik verändern und beeinflussen. Aber wir können im Kleinen beginnen. 
Mit unseren Nächsten und jeden Tag neu. Frère Roger, der Gründer der Gemeinschaft 
von Taizé sagte: „Jeden Morgen den heraufziehenden Tag neu in Empfang nehmen. Denn der Mensch ist für die Hoffnung geschaffen.“ Wie die Blumen, die ihr Gesicht jeden Tag neu der Sonne zuwenden – So preise unsere Seele die Größe des Herrn! Wie eine Wildblume, die klein und zart durch die Ritzen des starren Betons dringt und aufblüht. Wider aller Erwartung – Denn der Mächtige hat Großes an uns getan! In dieser Hoffnung können auch wir das Starre und Unbewegliche in der Welt durchbrechen: Den Hass, den Streit, die Ausgrenzung, Entwürdigung und Ungerechtigkeit. In unserer Gesellschaft, in unseren kirchlichen Gemeinschaften, in unseren Freundeskreisen und Familien. Die heutige Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja schenkt uns die Zuversicht, dass Gottes Wort uns dabei stärken kann: 
„Wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, ohne 
die Erde zu tränken und sie zum Keimen und Sprossen zu bringen, so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, ohne zu bewirken, was ich will, und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe. In Freude werdet ihr ausziehen und in Frieden heimgebracht werden.“ 
Gott wird nicht eher ruhen, als bis sein Wort das Heil für die Welt erreicht hat. Aber wir 
haben dafür Verantwortung. Er gibt uns das seine, wie Regen und Schnee, aber wir 
müssen säen und für die zarten Pflanzen Sorge tragen! 
Im Jahr 2019 habe ich ein Kinderbuch über Taizé und über Versöhnung geschrieben. Ein Gedanke daraus ist mir bei der Vorbereitung dieser Predigt wieder eingefallen und ich möchte ihn mit Ihnen teilen: 
„Die Erde, wie Gott sie geschaffen hat, ist wie ein großer, schöner Garten, in dem alle 
Menschen friedlich und gut miteinander leben. Ich stelle mir vor, dass viele verschiedene 
Blumen darin wachsen. Sie tragen Namen wie „Freundschaft“, „Hilfsbereitschaft“, „Teilen“, „Mitleid“, „Liebe“, „Versöhnung“. Vielleicht fallen Dir noch mehr ein. Mit unserem Handeln säen wir diese Blumen aus.“ 
Maria hat mit ihrem Loblied, dem Magnifikat eine Blume der Hoffnung ausgesät. Seit 
Jahrhunderten hat sie auch in dieser Sörgenlocher Wallfahrtskirche als Trägerin der 
Hoffnung eine herausragende Bedeutung und zieht seit 800 Jahren Wallfahrer von nah 
und fern an. Und mit welchen Blumen bereichern wir Gottes Garten? Heute, hier und jetzt lassen  wir die „Gemeinschaft“ aufblühen! Eine kostbare Gemeinschaft, die sich im Glauben bestärkt, einander trägt und das Leben miteinander teilt. Eine Gemeinschaft, die beginnt, über die alten Pfarreistrukturen hinauszuwachsen. Wie vor ein paar Wochen, als Maria 2.0 eine Pilgerwanderung passenderweise zum wunderschönen Bibelgarten in Ober-Olm 
angeboten hat, wo miteinander gegessen und geplaudert wurde. Oder in Essenheim beim 
ökumenischen Gottesdienst an Pfingstmontag und beim anschließenden Fest auf den 
Terrassen vor der Kirche. Und sicherlich auch bei unserem großen Festtag in vier Wochen, 
hier in Sörgenloch, an dem wir das 800-jährige Jubiläum unserer Sörgenlocher Marienwallfahrt feiern werden. Immer wieder können wir die Blume der Gemeinschaft 
aussäen und pflegen. In ihr entfalten sich gegenseitiges Verständnis und Nächstenliebe. 
Und damit wachsen wir hin zu Marias Verheißung im Magnifikat. Auf dass die Welt heil 
werde… Die Werzwisch, die heute hier gesegnet werden, mögen an diese Verheißung und 
an unseren Auftrag eine blühende Erinnerung sein. Lassen Sie mich Ihnen heute Abend das Schlusswort aus meinem Kinderbuch als letzten Satz ans Herz legen: 
„Wir alle sorgen dafür, dass der Garten des Lebens immer bunter und schöner wird. Du 
hast sicherlich auch schon viele Blumen in diesem Garten ausgesät. Kümmere Dich weiter um sie! Sei ein Gärtner in Gottes Garten!“  Amen