Heilig Abend

living-nativity-3885699_1920 (c) pixabay.com
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Datum:
Do. 24. Dez. 2020
Von:
Pfr. Hubert Hilsbos

Die eigentliche Weihnachtskrippe und Krippenfeier verdanken wir dem heiligen Franziskus. 1223 hielt er sich im Kloster bei Greccio auf. Viele Menschen im Städtchen waren von Franz derart bezaubert, dass sie wie Minderbrüder und -schwestern lebten, ohne deshalb „die Welt“ – ihre Häuser und Familien – zu verlassen.
Der adelige Herr von Greccio legte unter dem Eindruck von Franzens Persönlichkeit sogar seine Waffen nieder, was für einen Rit-ter gewiss keine leere Geste war. Ihn bat Franz, die Weihnachtsfeier so vorbereiten zu helfen, dass die bittere Not, die Christus schon als kleines Kind zu leiden hatte, so greifbar wie möglich werde: wie das Kind in eine Krippe gelegt wurde, wo Ochs und Esel standen … Zur Weihnachtsfeier kamen dann die Leute der Gegend mit Kerzen und Fackeln und erhellten diese eine Nacht, die alle Tage und Jahre erhellt.
So wurde aus Greccio ein neues Betlehem. Später verbreiteten Jesuiten die Krippe als geistliche Hilfe, um sich möglichst lebendig in die biblische Szene einfühlen zu können. Diesen Rat gibt ihr Ordensgründer Ignatius in seinem Exerzitienbuch für den Umgang mit dem Evangelium: Das biblische Wort soll nicht nur den Verstand ansprechen, sondern den ganzen Menschen mit all seinen Sinnen und Gefühlen. Darum steht vor jeder Meditation einer biblischen Szene die „Zurüstung des Schauplatzes“ in möglichst allen Details.
So kann es bis heute wahr werden: Wo Menschen eine Krippe bauen, wo sie sich an der Krippe einfinden, da ist Betlehem, da ist Gott den Menschen ganz nahe. Das Heilige Land wird für alle erreichbar. Und alle Arten von Krippen haben ihren eigenen Reiz und ihren tiefen Sinn: die Szenen und Figuren, die ein orientalisches Ambiente wachrufen, genauso wie die Krippen, die das Geschehen der Heiligen Nacht in die eigene Lebenswelt holen – sei es die dörfliche Welt im Alpenraum, in der Eifel oder im Rheinhessischen oder die her-untergekommene und zum Abriss freigegebene Häuserzeile am Stadtrand einer Großstadt in Südamerika…

Gott, wir bauen die Krippe auf, um dem Jesuskind Platz zu geben und uns Weihnachten besser vorstellen zu können.
Hilf uns, dass wir auch im eigenen Leben Platz machen für deinen Sohn. Denn er will mit uns leben, bei uns wachsen und uns gut sein für immer. Amen.