Heinz Lamby beendet Chorleiter-Tätigkeit nach 60 Jahren
Langer Applaus flutete am Sonntag, 12.10.25 durch das Kirchenschiff von St. Alban, was nicht nur an der Leistung der Chöre von St. Alban und St. Stephan, Solisten und ehemaligen Sängerinnen und Sängern der früheren Kantorei lag. Das Publikum feierte vor
allem den Dirigenten: Nach 60 Jahren Chorleitung an St. Alban verabschiedet sich Heinz Lamby in den musikalischen Ruhestand, was die Chortätigkeit angeht.
Während bekanntlich alle Wege nach Rom führen (wo Lamby mit seinem Chor auch zweimal im Petersdom auftrat), nahm der Dirigent zur Kirchenmusik einen Umweg, absolvierte erst eine Ausbildung in einer Weinhandlung in der Neustadt und arbeitete bei der „Mainzer Gummi-Zentrale“, bevor er ins Büro des Instituts für Kirchenmusik wechselte. Dort nahm er bei Kirchenmusiker und Komponist Heinrich Rohr Unterricht in Orgelspiel, Chorleitung und Tonsatz. „Da das heutige Gebäude in der Adolph-Kolping-Straße noch nicht gebaut war, saßen wir bei Rohr zu Hause in St. Alban“, erinnert sich der heute 84-jährige Lamby an seinen Weg in das Gotteshaus, das Jahre später seine eigene musikalische Heimat werden sollte. Von 1963 bis 1972 studierte Lamby am Institut für Kirchenmusik und der Mainzer Universität, wo er mit A-Examen abschloss. 1965 übernahm er den Kirchenchor von St. Alban und gründete 1971 die Kinder- und Jugendkantorei. Was anfangs als reiner Nachwuchschor gedacht war, entwickelte sich bald zu einem eigenständigen Ensemble, das bis zur Corona-Epidemie bestand. Neben der musikalischen Gestaltung der Gottesdienste gab Heinz Lamby mit seinen Chören viele Konzerte und unternahm auch zahlreiche Reisen ins europäische Ausland. „Vor allem die Auftritte in den Domen und Kathedralen sind mir als besonderes Erlebnis im Gedächtnis geblieben“, sagt der Dirigent, der sukzessive auch den Anspruch des Repertoires steigerte. So leitete er unter anderem bedeutende Werke des Barock und der Klassik wie das „Te Deum“ von Marc Charpentier oder die „Krönungsmesse“ von Wolfgang Amadeus Mozart.
In der Kirchenmusik hat der Dirigent 60 Jahre lang Beruf wie Berufung gefunden: 1991 wurde er von Bischof Karl Lehmann zum Kirchenmusikdirektor ernannt, 1992 übernahm er den Chor an St. Stephan und wurde 1996 Regionalkantor in Mainz. 2006 trat Lamby in den Ruhestand, wirkte jedoch weiterhin als Organist und Chorleiter. Seine Kirchenchöre wurden wie viele andere leider immer kleiner.
Dennoch blickt Heinz Lamby dankbar auf die vergangenen sechs Dekaden zurück. Gefragt nach besonders eindrücklichen Erlebnissen erinnert er sich zum Beispiel an einen Auftritt 2006 vor dem damaligen russischen Präsidenten Michail Gorbatschow im Kloster Eberbach oder den Besuch von Papst Johannes Paul II. 1980 in Mainz, wo die Kantorei von St. Alban bei einem Gottesdienst auf dem Finther Flughafen sang. Vor allem seiner Frau Ingrid ist der Dirigent verbunden: „Ohne ihre Geduld und Großzügigkeit hätte ich das alles nicht machen können“, betont Lamby.
Ein allerletztes Mal wird er am 23. November die Kirchenchöre von St. Alban und St. Stephan in der Stephanskirche dirigieren, wo um 11 Uhr unter Mitwirkung des Bläserkreises das Hochfest zum Christkönigssonntag gefeiert wird.“
Wir danken als Kirchen der Oberstadt Heinz Lamby von Herzen für seine Chorleitertätigkeit. In 60 Jahren haben sich Kirche und Welt erheblich verändert. Umso mehr ist es ein starkes Zeichen, wenn jemand seinem Dienst so lange treu bleibt. Wir danken ihm, dass er den Gemeinden als Organist erhalten bleibt. Und vielleicht gibt es doch noch die eine oder andere Gelegenheit, in Form eines Projektes Kirchen und Gottesdienste zu bereichern.
Das Thema Kirchenchor wird in den Oberstadtkirchen neu bedacht werden, unter Einbeziehung des neuen Regionalkantors Alexander Grün und des Pastoralraums. Das ist dem Pfarrgemeinderat und Pfr. Sievers ein Anliegen.
Text: Jan-Geert Wolff, Allgemeine Zeitung vom 15.10.2025 /leicht bearbeitet und ergänzt von Pfr. Sievers